Versteigerung des Friedrich-Skizzenbuchs: "Eine große Ehre"
Ein vor Kurzem aufgetauchtes Skizzenbuch vom Maler Caspar David Friedrich, das 200 Jahre in Privatbesitz war, soll heute im Berliner Auktionshaus Grisebach versteigert werden. Ein Gespräch mit der Geschäftsführerin des Auktionshauses, Diandra Donecker.
Frau Donecker, so ein Skizzenbuch ist schon ein besonderes Objekt, oder?
Diandra Donecker: Ja absolut. Das ist ein ganz berührender Moment, weil man so viele Gäste und Besucher empfängt, die staunen, die emotionalisiert sind. Wir versuchen, das Original sehr wenig zu zeigen, als es sich auch darüber auszeichnet, dass es so lange nicht geblättert wurde. Deswegen fühlt es sich auch an wie 1804. Aber wir haben ein ganz tolles Faksimile und auch die Reproduktion, durch die man blättern kann. Das ist wunderschön für uns alle, das macht Freude, das ist eine große Ehre, definitiv besonders.
Die Berliner Kulturverwaltung hat ein Verfahren eröffnet, um das Buch als national wertvolles Kulturgut zu registrieren, damit es nicht ins Ausland geht. Welche Auswirkungen hat dieses Verfahren der Berliner Kulturverwaltung? Wie beeinflusst das die Versteigerung?
Donecker: Dieses Verfahren haben wir in einer gewissen Weise erwartet und zur Kenntnis genommen. Das bedeutet für uns, dass wir diese Information an alle Interessenten herausgeben - die Auktion selbst ist aber davon nicht beeinträchtigt. Jeder, der bietet, muss nur ganz klar und deutlich informiert sein, dass das Werk bis zum 24. Mai 2024 nicht ausgeführt werden darf. Diese Beschränkung ist relevant für die Bieter, die womöglich in London, in Zürich, in New York oder sonst wo auf der Welt säßen, denn die meisten sind sicherlich auch glücklich, wenn sie das Werk bei sich haben. Aber es beschränkt nicht die Zulassung der Bieter.
Könnte es auch potenzielle Bieter abschrecken?
Donecker: Wir sehen weder eine Zunahme noch eine Abnahme der Interessenten.
Was sind das für Leute, die so ein Skizzenbuch ersteigern?
Donecker: Dieser Kreis der Sammler von Arbeiten auf Papier, gerade in diesem altmeisterlichen Bereich des 19. Jahrhunderts, das sind wirklich Connaisseure, das sind oft noch mehr Experten, als man es selbst ist, die sich ihr Leben lang mit einer Künstlerfigur, einer dezidierten Zeitspanne beschäftigt haben. Das ist ein sehr kleiner Käuferkreis, da gibt es auch über die Beobachtung von Auktionen und Kunsthandel in den letzten 100 Jahren viel Bewegung, gerade in Großbritannien und in Amerika. Es gibt, so wie man auch die berühmten Kupferstichkabinette und Sammlungen hier in Deutschland kennt, auch Äquivalente wie im British Museum, im Metropolitan Museum oder im schweizer und französischen Raum. Aber es sind nicht viele, die da aktiv sind; es ist ein sehr kleiner Kreis von Sammlerinnen und Sammlern.
Wie kommt dieses Buch zu Ihnen? Es war ja 200 Jahre in Privatbesitz einer Familie.
Donecker: Dieses wunderschöne Skizzenbuch von 1804 - das geben wir auch in der Provinienz an - kommt über den Nachlass der Familie Kersting. Das war Friedrichs ganz enger Freund und Vertrauter. Nun liegen über 200 Jahre zwischen diesem Buch-Geschenk und uns heute, und sicherlich geschieht da auch eine gewisse Form einer liebevollen Distanzierung, dass man sich irgendwann fragt: Wenn wir das bei uns immer geschützt und wenig öffnend liegen hatten, vielleicht ist das etwas, was zu diesem Zeitpunkt in die Öffentlichkeit gehen sollte und wir uns als Familie entscheiden, uns davon zu trennen.
Das ist auch etwas ganz Schönes: Würden wir nicht die große Ehre haben, das anbieten zu dürfen, dann wäre dieses öffentliche erstaunt Sein und sich Freuen gar nicht möglich. Wir sind da in einem ganz engen und vertrauensvollen Austausch. Das hat auch über diese Freundschaft von Friedrich zu Kersting und diese lange Zeit in der Familie eine unglaubliche Intimität. Insofern freuen wir uns auch sehr, wenn wir das am Ende geschützt und sicher in einem Museum wissen. Insofern sind wir da selbst ganz gespannt, wer mitmachen wird und wo das Büchlein dann hoffentlich wieder zu sehen sein wird.
Das Interview führte Philipp Schmid.