Trump oder Harris? Schüler in Lüneburg wagen Iowa-Prognose
Mit einer Lernplattform der Leuphana Universität Lüneburg hat der Englisch-Leistungskurs am Johanneum den US-Staat Iowa analysiert. Damit ist der Kurs Teil eines Projekts, welches schon seit 2012 den Ausgang der US-Wahlen prognostiziert.
Der Englisch-Leistungskurs am Johanneum in Lüneburg. Zwei Wochen lang haben sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit dem US-Bundesstaat Iowa auseinandergesetzt. Einer von ihnen ist der 16-jährige Johann. "Heute schauen wir uns das wirtschaftliche Profil von Iowa an", erklärt der Schüler. "Es geht darum, wie dieses Profil die Wahl, also die Parteien und die Wählerschaft, beeinflusst."
Jede Klasse bekommt einen Bundesstaat zugelost
Jede Klasse, die an dem bundesweiten Online-Schulprojekt zur US- Präsidentschaftswahl teilnimmt, bekommt einen Bundesstaat zugelost. "An Iowa ist spannend, dass der Staat zwar offiziell nicht als Swing State gelistet ist, aber in den letzten Jahren zweimal für die Republikaner und zweimal für die Demokraten gewählt hat", bemerkt Maris Hossbach, die Lehrerin des Englisch-Leistungskurses.
Informationen über Iowa bekommen die Schülerinnen und Schüler über eine Online-Lernplattform. Sie beschäftigen sich mit den Medien, die in Iowa genutzt werden, mit der Bevölkerungsstruktur, dem Bildungsgrad der Bürger und welche Bedeutung Religion hat. Die Schülerinnen und Schüler analysieren die Wahlkampagnen, sehen Podcasts aus Iowa und werten Fernseh- und Radiosendungen aus. Am Ende des Unterrichtsprojektes sind sie zu Experten für Iowa geworden und geben eine Prognose ab, wie dieser Bundesstaat voraussichtlich bei der Präsidentschaftswahl abstimmen wird.
Voraussage: Iowa wird für Trump abstimmen
Es wird lange diskutiert im Kurs. Am Ende sind sie sich einig: Iowa wird für Donald Trump abstimmen. "Iowa ist ein relativ landwirtschaftlich geprägter Staat mit einer sehr weißen, relativ alten Bevölkerung", erläutert Johann. "Die wirtschaftliche Leistung ist nicht herausragend im Vergleich zu anderen Bundesstaaten. Das hat zur Konsequenz, dass ein Kandidat wie Trump, der viele wirtschaftliche Themen anspricht und damit eine positive Wähler-Resonanz erfährt, eher wählbar erscheint."
Torben Schmidt, Professor an der Leuphana Universität für die Didaktik des Englischen, hat das Schulprojekt zur US-Präsidentschaftswahl entwickelt. Sein Ziel: das Verständnis für Demokratie zu vermitteln. "Auch wenn man sich sagt, dass man diese Kandidatin oder jenen Kandidaten niemals wählen würde, geht es darum, die andere Seite nachvollziehen zu können", so Schmidt.
Prognose für die gesamten USA sieht Harris knapp vorn
130 Schulklassen aus ganz Deutschland haben sich an dem Projekt zur US-Wahl beteiligt und haben bereits jetzt für ihren Bundesstaat eine Wahlprognose abgegeben. Damit gibt es schon eine Wahlprognose für die gesamten USA. "Laut dieser Prognose wird Kamala Harris knapp gewinnen", verkündet Schmidt. "Aber es wird wirklich eine sehr knappe Wahl, da sind sich auch unsere Schülerinnen und Schüler einig." Eine offizielle Prognose ist das nicht. Sie sei aber durchaus ernst zu nehmen, so der Wissenschaftler.
Dieses Schulprojekt gibt es bereits zum vierten Mal - und die bisherigen Prognosen der Schülerinnen und Schüler seien erstaunlich präzise gewesen, bemerkt Schmidt. "2012 und 2020 waren wir näher an den finalen Ergebnissen dran als die professionellen Vorhersagen, die es in den USA gab. Man muss aber auch fairerweise sagen: In dem Jahr, als Donald Trump gewählt wurde, haben wir, wie alle anderen Vorhersagen, deutlich daneben gelegen."
"Diesmal werde ich besonders auf Iowa schauen"
Auf der Homepage der Leuphana Universität kann jeder die Wahlprognose der Schülerinnen und Schüler einsehen. Ob die Prognose nun stimmt oder nicht: Eines ist auf jeden Fall klar: Die Schülerinnen und Schüler des Englisch-Leistungskurses am Johanneum werden die Präsidentschaftswahl in den USA mit einem ganz neuen Interesse verfolgen. "Diesmal werde ich besonders auf Iowa schauen", erzählt Schülerin Hanna. "Es wird schon interessant sein, ob wir Recht hatten oder nicht", findet Svea.