Alexey Botvinov © Valery Veduta Foto: Valery Veduta
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AUDIO: Odessa Classics 2024 in Bremen: Konzerte voller Emotionen (7 Min)

Odessa Classics 2024 in Bremen: Konzerte voller Emotionen

Stand: 26.09.2024 13:56 Uhr

In diesem Jahr feiert das Festival Odessa Classics seine zehnte Ausgabe. Diese besondere Jubiläumsausgabe wird aktuell in Bremen veranstaltet. Ein Gespräch mit dem Künstlerischen Leiter Alexey Botvinov.

Das Festival Odessa Classics ist das größte klassische Musikfestival der Ukraine. Ins Leben gerufen wurde es 2015 von dem ukrainischen Pianisten Alexey Botvinov. Vor dem Angriff Russlands fand das Festival jedes Jahr im Juni in der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer statt. Doch seit Beginn des russischen Angriffskriegs muss das Festival im Exil stattfinden.

Herr Botwinow, am Dienstag hat das Eröffnungskonzert stattgefunden mit dem jungen ukrainischen Ensemble arteHatta und der ukrainischen Dirigentin Oksana Madarash. Wie war für Sie persönlich dieser Auftakt in Bremen?

Alexey Botvinov: Es war wirklich phänomenal. Die Musiker sind wirklich Topleute, sehr motiviert und emotional. Der Empfang des Bremer Publikums war fantastisch. Ich konnte nicht von der Bühne gehen. Wir sind sehr glücklich mit dem Auftakt des Festivals.

Seit dem russischen Überfall muss das Festival Odessa Classics leider im Exil stattfinden. Mit welchen Schwierigkeiten müssen Sie da kämpfen?

Botvinov: Das ist sehr schwierig, weil wir keinen Heimatort haben und keine staatliche Hilfe von der Ukraine oder unseren Sponsoren. Wir finden Unterstützung von unseren Freunden und Partnern in verschiedenen Ländern. In Bremen, das ist eine spezielle Geschichte, weil wir eine große Freundschaft mit dem Bremer RathsChor haben. Die musikalische Partnerschaft zwischen Bremen und Odessa hat vor zehn Jahren angefangen, und es gab bisher sieben große Austauschprojekte: Unsere Orchester ist ein paarmal nach Bremen gefahren und der Bremer Chor ist ein paarmal in die Ukraine gefahren. Es ist eine wirklich fantastische Freundschaft gewachsen. Und jetzt helfen sie uns, dieses Festival hier auf die Beine zu stellen mit diesen drei Konzerten, die künstlerisch sehr interessant sind.

Woher stammen denn die Musikerinnen und Musiker, die aktuell in Bremen auftreten?

Botvinov: Es wird am Sonntag ein großes Konzert in der Glocke geben, und dieses Odessa Festival Orchestra besteht aus ukrainischen Musikern, die jetzt in Deutschland in verschiedenen Orchestern arbeiten. Mit den meisten habe ich schon in Odessa zusammengearbeitet, das sind tolle Leute, sehr motiviert. Ich denke, das Konzert am Sonntag wird auf einem sehr hohen Niveau sein.

Inwieweit spielt die Situation in ihrer Heimat programmatisch eine Rolle bei den Odessa Classics in diesem Jahr?

Botvinov: Wir versuchen nicht, Leid und Tragik auf die Bühne zu bringen, weil die Leute, die unsere Konzerte besuchen, verstehen, was in der Ukraine passiert. Das ist eine riesige Tragödie. Wir wollen etwas Positives, etwas Schönes mit unserer Kunst in die Welt bringen und zeigen, dass unsere künstlerischen Kräfte in der Ukraine auf einem Top-Niveau sind und wir eigentlich zur europäischen Familie gehören.

Zehn Jahre gibt es das Festival schon; 2015 haben Sie es in Ihrer Heimatstadt Odessa gegründet. Was hat Sie damals gereizt, in Odessa ein Musikfestival aus der Taufe zu heben?

Botvinov: Ich wollte dort ein großes Festival auf Top-Niveau aufbauen, weil Odessa eine riesige musikalische Tradition und Geschichte hat. Das Festival war ein großer Erfolg; wir konnten viele Klassik-Topstars aus der ganzen Welt dafür gewinnen, und alle waren sehr begeistert von unserer Stadt und von den Menschen. Es war wirklich ein sehr erfolgreiches Projekt. Der Krieg hat natürlicher alles verändert, aber wir haben in den zweieinhalb Jahren schon fast 50 Konzerte in sieben verschiedenen Ländern gemacht, immer mit großem Erfolg, großer Sympathie und Emotionen. Es ist sehr wichtig, dass unser Festival als Kulturbotschafter der Ukraine durch Europa reist.

Zwei Konzerte stehen noch an: Donnerstagabend stehen Sie gemeinsam mit dem polnischen Geiger Janusz Wawrowski im Rahmen eines Kammerkonzerts im Sendesaal in Bremen auf der Bühne. Und am Sonntag gibt es ein großes Chor- und Orchesterkonzert in der Glocke. Auch da werden Sie als Solist zu erleben sein mit dem Zweiten Klavierkonzert von Rachmaninow. Ich merke schon, dass Sie sich schon sehr darauf freuen, oder?

Botvinov: Ja, ich und alle Musiker des Orchesters und des Chors freuen uns alle riesig. Ich bin mir absolut sicher, dass es ein Abend voller Emotionen, Stärke, Liebe und Ausstrahlung wird. Verpassen Sie es nicht. Ich denke, es wird sehr speziell.

Das Gespräch führte Eva Schramm.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 26.09.2024 | 12:20 Uhr

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