Paola - Die Fürstentochter aus Italien
Einst galt sie als unzähmbare Party-Prinzessin der Brüsseler High Society, doch die wilden Zeiten sind ihrer Rolle als treu sorgende Großmutter gewichen: Paola von Belgien. Geboren wird sie am 11. September 1937 in Forte dei Marmi, einem kleinen Ort an der toskanischen Küste. Sie ist die jüngste Tochter des Fürsten Fulco Ruffo di Calabria, Spross eines alten Adelsgeschlechts, das im 11. und 12. Jahrhundert über das südliche Italien herrschte.
Ihre Schulausbildung erhält Paola aber nicht in der Toskana, sondern in Rom. Ein Umstand, der ihr Leben prägen und beeinflussen soll, denn dort lernt sie ihren späteren Mann, den damaligen Prinzen Albert von Belgien kennen. Doch zunächst besucht Paola in der italienischen Hauptstadt das Lyzeum der Ursulinerinnen und schließt es, wie es sich für eine junge Dame ihres Standes gehört, im lateinisch-griechischen Zweig ab.
Glanzvolle Hochzeit mit Albert von Belgien
Die Fürstentochter ist noch in Rom, als Papst Pius XII. 1958 stirbt. Anlässlich der Amtseinführung seines Nachfolgers, Papst Johannes XXIII., ist die 21-Jährige zu einem Empfang in die belgische Botschaft eingeladen. Dort trifft Paola Prinz Albert von Belgien, der die junge Adelige mit den Worten "Langweilen Sie sich?", angesprochen haben soll. "Sehr!", erwidert Paola schlagfertig. Die beiden verlieben sich ineinander und schon wenige Monate später, am 12. April 1959, gibt der belgische Hof die Verlobung bekannt. Albert, der Bruder des belgischen Königs Boudewijn, heiratet Paola am 2. Juli 1959 in Brüssel. Es ist eine glanzvolle Zeremonie, an der zahlreiche Mitglieder des europäischen Hochadels teilnehmen.
Wildes Jetset-Leben als "Party-Prinzessin"
Die Italienerin wird zunächst sehr herzlich von ihren neuen belgischen Landsleuten aufgenommen. Davon zeugt beispielsweise der Chanson "Dolce Paola", den der belgisch-italienische Sänger Salvatore Adamo zu Ehren der damaligen Prinzessin geschrieben hat. Fragen nach einer Liaison mit der Prinzessin, die oft in seiner Begleitung gesehen wird, beantwortet der Sänger stets mit einem charmanten Lächeln. Das Leben von Albert und Paola ist besonders in den 1960er-Jahren ein beliebtes Thema in der europäischen Klatschpresse. Aufmerksam verfolgen die Medien jeden Schritt der "Party-Prinzessin", die immer wieder Schlagzeilen liefert: Mal steht sie wild fluchend im Bikini in einer Fleischerei, ein anderes Mal ist sie in Handgreiflichkeiten vor einem Nachtclub verwickelt. Der Lebenswandel passt eher zum internationalen Jetset als zu einem europäischen Königshaus - Paola und Albert folgen nicht dem Beispiel des eher zurückhaltenden Katholiken Boudewijn und seiner spanischen Ehefrau Fabiola.
Italienisches Temperament sorgt für Kritik
Die kritischen Stimmen zu Paola mehren sich. Besonders konservative Kreise stoßen sich an ihrem italienischen Temperament und dem unkonventionellen Auftreten bei offiziellen Terminen. Außerdem wird ihr übel genommen, dass sie nicht fließend Flämisch spricht - Öl ins Feuer des bis heute schwelenden Konflikts zwischen den belgischen Volksgruppen der Flamen und Wallonen.
Kindersegen und schwere Ehekrise
Bereits ein gutes Jahr nach der Hochzeit stellt sich für Albert und Paola der Kindersegen ein: 1960 kommt Philippe zur Welt. Für seine Geschwister Astrid und Laurent werden in den Jahren 1962 und 1963 Kinderzimmer eingerichtet. Mitte der 1960er-Jahre kommt es dann zu einer Ehekrise von Paola und Albert. Das Ehepaar lebt auf Schloss Belvédère getrennt. Des Öfteren soll Albert mit seinem Porsche zu Damenbesuchen aufbrechen, das Paar will sich scheiden lassen. Doch nach einem Machtwort des Königs Boudewijn finden die beiden wieder zueinander. In der Weihnachtsansprache von 1999 räumt Albert, mittlerweile König, ein, dass sich seine Ehe in einer Krise befand. Gerüchte um eine uneheliche Tochter machen die Runde: Delphine Boël, geboren 1968, behauptet, dass sie das Kind des belgischen Königs ist, der eine Affäre mit ihrer Mutter, der Baronin Sybille de Sélys Longchamps, gehabt haben soll. 2013 reicht Boël eine Vaterschaftsklage gegen Albert ein, die mittlerweile in erster Instanz abgewiesen ist.
Königin ehrenhalber nach Alberts Abdankung
Weil die Ehe seines Bruders kinderlos bleibt, ist Albert die Nummer eins in der belgischen Thronfolge. Der König stirbt überraschend am 31. Juli 1993 in Spanien, und so tritt Albert seine Nachfolge an. Paola wird Königin der Belgier, Schwägerin Fabiola erhält den Titel Königin von Belgien. Die belgische Verfassung sieht jedoch keine besondere Rolle für Paola vor. Die Königin unterstützt den König bei der Ausübung seiner Pflichten als Staatsoberhaupt und begleitet ihn bei seinen öffentlichen Terminen, Feierlichkeiten und auf Reisen ins Ausland. Daneben engagiert sich Paola im sozialen und kulturellen Bereich. Viel Zeit verbringt Paola auch mit ihren zwölf Enkelkindern, denen Sie heute ein Vorbild ist. Auch nach der Abdankung von Albert II., am 21. Juli 2013, behält Paola den Titel der Königin - übrigens, es ist ein Ehrentitel.
