Franziska Treutler: Wie kommen die Geräusche in den Film?
Das internationale Team der Foley Farmers arbeitet in einem winzigen mecklenburgischen Dorf und sorgt für den richtigen Klang in Blockbustern. Geräuschemacherin Franziska Treutler erzählt und zeigt, wie das funktioniert.
Das ist schon ziemlich sensationell: In einem ehemaligen Schafstall in Mecklenburg werden die Geräusche für alle möglichen Blockbuster-Filme erzeugt. Wenn also Brad Pitt durchs Moor stapft, kann es sein, dass es das Mecklenburgische Moor ist, das da seufzt und blubbert. Wie kommt das? Peter Burgis ist der Rockstar unter den Geräuschemachern. Er ist zusammen mit seinem Team der Foley Farmers, zu dem auch seine Kollegin Franziska Treutler gehört, in deren alte Heimat Mecklenburg umgesiedelt und hat dort im Gegensatz zu London, wo das Unternehmen früher ansässig war, nun viel Platz und Stille. Doch wie sieht die Arbeit konkret aus?
Hallo Frau Treutler, wie können wir uns das vorstellen? Sie bekommen einen Film - zum Beispiel aus Hollywood. Wie geht es dann weiter? Wie bearbeiten Sie den?
Franziska Treutler: Wir bekommen das Bild und dann bereiten wir uns die Aufnahmen vor. Dann wird alles nachgespielt - von jedem Schritt, der gelaufen wird, bis zu allem, was angefasst wird. Oder auch spezielle Sachen wie Moor, das nasse Geräusch aus dem Moor. Das wird alles bei uns aufgenommen.
Die Originalgeräusche der Dreharbeiten werden verstummt?
Treutler: Das ist ganz unterschiedlich und bei jeder Produktion verschieden. Zum Beispiel werden sie in Europa eher behalten und wir arbeiten damit zusammen. In amerikanischen Produktionen wird das oft auch komplett nicht verwendet.
Wir haben es gerade herausgehört: Sie arbeiten international. Für wen arbeiten Sie alles?
Treutler: Für ganz viele Länder eigentlich. Wir haben Kunden in Südafrika, viele aus England oder Großbritannien, dann haben wir in Schweden Kunden, in Amerika - eigentlich überall.
Man könnte ja denken, dass die Geräusche für Filme heutzutage aus einer riesigen Sound-Datenbank kommen oder am Computer erzeugt werden. KIs - Künstliche Intelligenzen - können auch etwas in der Richtung. Wird das häufig so liebevoll in Handarbeit gemacht wie bei Ihnen?
Treutler: Es gibt auch den Sounddesigner, der mit der Library arbeitet. Zum Beispiel Motorengeräusche - so etwas machen wir gar nicht. Die werden aus der Library hinzugefügt. Was wir machen, ist der menschliche Aspekt. Wir spielen jede Rolle mit. Und das kann, glaube ich, zumindest in naher Zukunft die Künstliche Intelligenz nicht so richtig ersetzen.
Toll, das muss unglaublich Spaß machen!
Treutler: Ja, das macht großen Spaß, das muss ich sagen.
Sie sind hier gerade mit einigem Equipment hereinspaziert - unter anderem mit einer Wärmflasche und auch einem Gemüse, nämlich Staudensellerie. Sie würden jetzt mal ein paar Geräusche vormachen.
Treutler: Zum Beispiel haben wir hier den Staudensellerie, mit dem fange ich mal an. Der wird häufig verwendet für ein Geräusch, was man im richtigen Leben gar nicht so richtig hört, aber im Film immer hören möchte: wenn sich jemand den Knochen bricht.
Bauen Sie dann auch Staudensellerie an?
Treutler: Wir haben unseren kleinen Garten bei uns und wir bauen tatsächlich auch ein bisschen Foley-Gemüse an.
Vielleicht wollen jetzt einige unbedingt beruflich umsatteln. Wie wird man denn Geräuschemacherin?
Treutler: Es gibt keine Schule, in der man das lernen kann. Das ist sehr schade, finde ich. Man kann in die Lehre gehen oder so, wie ich das gemacht habe: Ich habe mir das selbst beigebracht. Ich habe Sound studiert und fand das interessant. Dann wusste ich schon, was ich hören möchte, und habe mir das selbst beigebracht.
Gibt es einen aktuellen Film in den Kinos, in dem man Ihre Geräusche hört?
Treutler: "I Wanna Dance with Somebody" - der neue Film über Whitney Houston. Da habe ich mit Pete zusammen im Team die Foley-Geräusche gemacht.
Das Gespräch führte Eva Schramm.