Chaos Communication Congress in Hamburg: Worum geht's?
Ab heute treffen sich vier Tage lang die wichtigsten Nerds der deutschen IT-Szene zum Chaos Communication Congress in Hamburg. In Hunderten Veranstaltungen wird über die digitale Gesellschaft in all ihren Facetten diskutiert.
Es war die Recherche des vergangenen Jahres: Das Medienhaus Correctiv enthüllte ein Geheimtreffen in einer Potsdamer Villa. Diese Recherche wird auch Thema beim Chaos Communication Congress sein, der ab heute in Hamburg stattfindet. Jean Peters von Correctiv wird dazu einen Vortrag halten:
"Hallo, ich bin Jean Peters von Correctiv und ich möchte mit Ihnen Reden - und zwar über unsere Recherche zu den Remigrationsplänen, die bei dem Geheimtreffen in Potsdam besprochen wurden. Ich bin der Reporter, der vor Ort war, undercover, ich habe damals die Recherche geleitet." Jean Peters, Youtube
Der Chaos Communication Congress ist das Jahrestreffen des Chaos Computer Clubs. Einmal im Jahr trifft sich die Szene "in real". Vier Tage lang diskutiert die deutsche Hacker-Szene über Datenschutz und Bürgerrechte im Netz. Denn diese "Hacker" sind alles andere als Bösewichte, sondern hacken sich für die gute Sache in fremde Systeme ein, weisen auf IT-Sicherheitslücken hin und schulen damit die Öffentlichkeit. Sie sind IT-Engel mit Kapuzenpulli, sozusagen.
Elektronische Patientenakte: Chance oder Risiko?
Eine Rolle wird auch die elektronische Patientenakte spielen. Vom kommenden Jahr an sollen in dieser digitalen Akte Gesundheitsdaten zusammengeführt werden, die früher einzeln bei Krankenhäusern und Ärzten aufbewahrt wurden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach sagt dazu: "Eine ganz andere Medizin wird hier möglich werden über das Herzstück der elektronischen Patientenakte."
Doch alles, was zentral gespeichert wird, kann auch gehackt werden. Ist die elektronische Patientenakte eher Chance oder Risiko? Beim "CCC" diskutieren die IT-Spezialisten Martin Tschirsich und Bianca Kastl darüber.
Suche nach Lösungen gegen Fake News und Desinformation
"In Springfield they are eating the dogs, they are eating the cats, they are eating the pets of the people": Desinformation wie diese, als Donald Trump in einem TV-Duell dieses Jahr behaupte, haitianische Einwanderer würden Haustiere essen, mögen noch leicht erkennbar sein. Über das Netz verbreiten sich solche Fake News jedoch schneller und weiter. Wie gehen wir als Gesellschaft damit um?
Der Chaos Communication Congress will Lösungen gegen Fake News und Desinformation entwickeln - ebenso bei diesem Thema: Auf der Plattform X, ehemals Twitter, waren Anfang des Jahres pornografische Bilder der US-Sängerin Taylor Swift aufgetaucht. Sie wurden millionenfach geklickt und geteilt. Doch die Aufnahmen waren nicht echt. Es handelte sich um sogenannte Deepfakes. Auch das wird Thema beim CCC sein.
Der Taylor-Swift-Fall biete die Chance, grundsätzlich über die Gefahren von KI zu sprechen, sagte Constanze Kurz vom Chaos Computer Club damals dem Deutschlandfunk: "In solchen sehr prominenten Fällen besteht immer eine Chance, dass wir grundsätzlich darüber sprechen können. Taylor Swift ist auch dafür bekannt, dass sie daraus einen Rechtsfall machen wird, also dass eventuell über diesen speziellen Fall noch entschieden wird. Es ist immer eine Chance, sich über die eigenen Werte zu unterhalten, die man in einer digitalen Welt teilen möchte."
Chaos Computer Club hackt seit den 1980er-Jahren
Bekannt wurde der Chaos Computer Club übrigens schon 1984. Clubmitgliedern gelang es, sich damals in das relativ neue System Bildschirm-Text, ein Vorläufer des Teletexts, hinein zu hacken: "Ich heiße BTX und komme von der Post. Ich biete Ihrem Fernseher den Zugang zur modernen Computerwelt" - und das erschreckend leicht. Denn mit dem Bildschirmtext konnten Kunden interaktiv ihre Bankgeschäfte tätigen oder Versandbestellungen aufgeben.
Steffen Wernery, Mitbegründer des Chaos Computer Clubs, sagte damals: "Das hatte man damals schnell raus, dass das die Zugangsdaten der Haspa waren." Die Software der Hamburger Sparkasse konnten sie so manipulieren, dass 135.000 D-Mark auf ihr Konto abgebucht wurden. Der damalige Haspa-Vorstand Benno Schölermann sagte: "Das hätten wir nicht für möglich gehalten. Wir hatten die Garantie der Post, dass unsere Zugriffmittel zum Bildschirmtext geheim gehalten sind und von niemandem zugegriffen werden können."
Das Geld wurde postwendend zurückgegeben, die Sicherheitslücke geschlossen und auf die IT-Sicherheitslücke hingewiesen. Von Recherchen wie diesen werden die Hacker von heute sicherlich auch berichten. Viele Panels werden übrigens in Netz gestreamt und können mitverfolgt oder nachgehört werden.