Bronzezeithof Uelsen auf der Suche nach ehrenamtlichen Helfern
Wie haben Menschen vor mehr als 100 Generationen gelebt? Wie haben sie Feuer gemacht, wie waren sie gekleidet? Das können Besucherinnen und Besucher in der Grafschaft Bentheim erleben: auf dem Bronzezeithof in Uelsen.
Vor knapp 20 Jahren wurde der Bronzezeithof in Uelsen eröffnet - als lebendiges Museum, aber auch als außerschulischer Lernort für Schulklassen. Gestemmt wird der Betrieb von Ehrenamtlichen. Und die kämpfen mit Nachwuchssorgen und zunehmender Bürokratie gleichermaßen.
Auf dem Bronzezeithof soll es authentisch zugehen
"Guck, da haben wir ja schon das Problem mit dem Knopf, den würde ich ersetzen durch einen Knebel". Michael Wesemann begutachtet, gemeinsam mit seiner Mitstreiterin Ulla Wiggers, die Kostüme für die neue Saison. Auf einem hölzernen Tisch haben sie Umhänge, Schuhe und Röcke ausgebreitet. Jede Naht, jeden Stoff nehmen sie genau unter die Lupe.
Auf dem Bronzezeithof in Uelsen soll es so authentisch wie möglich zugehen. Dazu gehören auch die passenden Klamotten für die Ehrenamtlichen. "Zum Thema Hosen gibt es ständig Diskussionen", berichtet Wesemann. "Die Männer wollen unbedingt eine tragen, die gab es aber damals sehr wahrscheinlich nicht. Denn die Männer hatten einen Wickelkittel - der war schulterfrei und knielang und das wars. Das ist das, was nachgewiesen ist."
Konzentration auf elementare Dinge
Zwei Wochen haben sie noch Zeit, um unter anderem das Hosen-Problem zu lösen. Denn Anfang April werden hier zum Saisonstart die ersten Besucherinnen und Besucher erwartet. Und denen wollen die Ehrenamtlichen das Leben der Menschen vor ungefähr 3.000 Jahren präsentieren, das sie selbst so schätzen. "Man wird hier ganz ruhig, entschleunigt, man kommt richtig zu sich selbst", schwärmt Wiggers. "Das, was hier alle vereint, ist das Gefühl, dass man mal aus dieser Hektik rauskommt in einer Zeit, in der sehr viel digital ist und alles immer schneller passiert", ergänzt Wesemann. "Hier hat man mit elementaren Dingen zu tun und merkt, wie gut das der Seele tut."
Bronzezeithof zählt zu kulturellen Top-Angeboten der Grafschaft Bentheim
Mit 3.000 bis 4.000 Besuchern jährlich gehört der Bronzezeithof heute zu den Top 5 der kulturellen Angebote in der Grafschaft Bentheim. Damit das so bleibt, müssen die Ehrenamtlichen hier ordentlich ackern - vor allem jetzt, kurz vor dem Beginn der neuen Saison. Sie harken Blätter und halten die bronzezeitlichen Hütten und Häuser instand. Vor allem körperliche Arbeiten fallen zunehmend schwerer, sagt Wiggers, mit 70 Jahren eine der Jüngsten hier. "Zu Anfang waren es ungefähr 40 Ehrenamtliche und jetzt sind wir etwa 15. Es wird weniger - und wir Alten werden ja auch nicht jünger."
Zur ehrenamtlichen Arbeit gehört sehr viel Organisatorisches
Auch der 75-jährige Geert Vrielmann ist von Anfang an dabei. Und weiß, wie viel Arbeit so ein ehrenamtlich geführtes Museum macht. Denn nicht nur die sichtbaren, sondern vor allem auch die unsichtbaren Aufgaben im Hintergrund häufen sich, wie zum Beispiel Buchungsanfragen koordinieren, den Internetauftritt pflegen oder Fördergelder beantragen.
"An der frischen Luft sein und die Leute, die hier vorbeikommen, aufzuklären, was wir hier machen, das ist alles wunderbar", sagt Vrielmann. "Allerdings gehört sehr viel Organisatorisches dazu. Das ist auch das, was mir immer wieder Unbehagen bereitet und wo ich jetzt in meinem Alter, ganz ehrlich, auch nicht mehr allzu viel Lust drauf habe."
Künftig soll ein Mini-Jobber unterstützen
Die Gemeinde Uelsen hat das Problem erkannt und im Gemeinderat beschlossen, etwas zu tun. In Zukunft soll ein Mini-Jobber die Ehrenamtlichen unterstützen. Jetzt ginge es darum, möglichst schnell einen passenden Kandidaten zu finden, so Gemeindedirektor Hajo Bosch. "Wir werden beim Auswahlverfahren natürlich die Mitarbeiter des Bronzezeithofes mit hinzuziehen", sagt Bosch. "Es muss harmonieren, denn ansonsten ist es kein Mehrwert für die Ehrenamtlichen vor Ort."
Gemeinde will knapp 10.000 Euro im Jahr zahlen
Knapp 10.000 Euro lässt sich die Gemeinde den neuen Mitarbeiter jährlich kosten. Die Ehrenamtlichen wissen das zu schätzen und sind erst einmal offen für jeden oder jede, der oder die da nun kommen wird, so Geert Vrielmann. "Wir wissen, dass das nicht selbstverständlich ist, viele Vereine jammern. Wir sind natürlich total froh und haben jetzt den zweiten Gedanken: 'Wer macht das denn?' erst mal zurückgedrängt. Und dass jemand hier dann ein paar Euro für seine eigene Tasche erwirtschaften kann, das ist nicht das Problem."
Langfristig motivierte Nachwuchskräfte benötigt
Wie viel ihnen der zukünftige Mini-Jobber tatsächlich abnehmen kann - darauf sind sie hier nun alle gespannt. Kurzfristig wird er auf jeden Fall für Entlastung sorgen, da sind sich die Ehrenamtlichen ziemlich sicher. Langfristig gesehen braucht der Bronzezeithof jedoch weitere motivierte Nachwuchskräfte, um das kulturelle Angebot am Leben zu erhalten.