"Bei mir sterben die Leute fröhlich": Bernd Stelter über seine Camping-Krimis
Der Komiker Bernd Stelter ist leidenschaftlicher Camper. Er ist außerdem auch Autor mit einer ziemlich speziellen Ausrichtung: Camping-Krimis. Den vierten dieser Art hat er gerade veröffentlicht.
Bernd Stelter ist neben Autor und Camper auch Fernsehmoderator, Karnevalist und Kabarettist. Er war einer der Dauergäste in der RTL-Comedy-Show "Sieben Tage, sieben Köpfe". Außerdem tourt er mit Soloprogrammen durch die ganze Republik. Als Autor hat er quasi ein eigenes Genre erschaffen - den Camping-Krimi. Gerade ist sein neuer Krimi "Mode, Mord und Meeresrauschen" erschienen.
Herr Stelter, was macht einen Campingplatz eigentlich zu einem besonders reizvollen Tatort?
Bernd Stelter: Das erste Buch, das ich geschrieben habe, war die Geschichte, wie wir zum Camping gekommen sind: "Nie wieder Ferienhaus". Das hat sich lustigerweise sehr gut verkauft. Dann habe ich ein anderes Buch geschrieben, in dem es um Liebe ging - das war auch sehr schön, aber es hat sich nicht verkauft. Da hat der Verlag dann vorgeschlagen, vielleicht noch einmal so ein Buch über Camping zu schreiben - da ist die Zielgruppe größer. Da hatte ich aber die Geschichte, wie wir zum Camping gekommen sind, schon geschrieben. Und dann fiel mir auf: Wenn man über einen Campingplatz geht, dann steht vor jedem Wohnwagen ein Tisch mit vier Stühlen, und auf jedem Tisch liegt ein Buch. Und dieses Buch ist in 90 Prozent der Fälle ein Krimi. Scheinbar macht es gewaltigen Spaß, im Campingurlaub Mörder zu jagen.
Aber ist ein Campingplatz auch tatsächlich ein Ort, an dem viel Mysteriöses passiert?
Stelter: Auf unserem Platz sicher nicht, sonst würde ich da nicht regelmäßig Urlaub machen. Aber es ist deswegen schön, weil sehr viele verschiedene Leute da sind und weil man da alle möglichen Charaktere einbauen kann. Auf einem Campingplatz sind Rechtsanwälte und Müllmänner. Sie wohnen nebeneinander, sind Kumpels und gehen zusammen Angeln. Das ist ein Zusammenleben, das man so zu Hause nicht findet.
Der eine hat ein Wohnmobil so groß wie ein Linienbus und der andere ein Iglu-Zelt oder so, oder?
Stelter: Na ja, die Wohnmobile, die so groß sind, stehen meist eher in Monte Carlo beim Formel-1-Rennen. Die Zelte sind mittlerweile wenig geworden. Das sind Leute, die mal eben auf einen Campingplatz fahren, da drei Tage zelten und dann wieder zurück- oder woanders hinfahren. Ich bin ja so ein Dauercamper, ich bleibe hier auf meinem Campingplatz stehen - das ist schon eine andere Geschichte.
Aber bei Ihnen ist es weder Linienbus noch Zelt, richtig?
Stelter: Nein, bei uns ist das immer der Wohnwagen gewesen, bis die Kinder nicht mehr mitgefahren sind. Deswegen ist es bei mir mittlerweile ein sogenanntes Mobilheim. Das Ding wird mit Rädern geliefert, und wenn es geliefert ist, werden als erstes die Räder abgeschraubt - und dann steht das da.
Also Räder weg, Stress weg - und dann haben Sie auch Zeit, um am nächsten Buch zu schreiben?
Stelter: Ich habe wieder angefangen. Ich bin ja ein Mann, und als Mann bin ich nicht multitaskingfähig. Ich war jetzt drei Monate auf Tournee und habe mein Kabarettprogramm gespielt. Da kann ich nicht zeitgleich ein neues Buch anfangen. Wenn das mal angefangen ist, wenn ich im Flow bin, dann kann ich auch abends im Hotelzimmer schreiben. Für eine neue Geschichte muss man erstmal die Impressionen finden, und dazu muss ich erst mal mit dem Fahrrad ein bisschen durch Zeeland fahren.
Um dann Leute zu sehen, die man irgendwie in die Geschichte einbauen kann?
Stelter: Ja, bei der neuen Geschichte habe ich eine sehr schöne aktuelle Idee, die die ganzen Camper interessiert. Dementsprechend konnte ich auch ein bisschen durch die Gegend laufen und Leute fragen, wie sie das sehen. Das war ganz spannend. Und beim letzten Buch, da war das so: In der Nachbarstadt von Middelburg gibt es ein Modefestival, und wenn das ist, dann dreht die ganze Stadt durch. Das habe ich als Beispiel genommen und habe den berühmtesten Modeschöpfer der Niederlande über die Klinge springen lassen. Das ist ja das Schöne: Man kann als Krimiautor wunderbare Sachen machen, die man als normaler Mensch nie tun würde. Und was noch schöner ist: Ich bin zwar Krimi-Autor, ein Krimi muss spannend sein - aber ich bin auch Komiker, es muss auch lustig sein. Bei mir sterben die Leute fröhlich.
Aber fühlen Sie sich als Schriftsteller auch ernst genommen?
Stelter: Nein. Ich fühle mich auch nicht als Schriftsteller. Deswegen sage ich immer: Ich bin Autor. Das finde ich okay. Ich kann zwei Dinge im Leben: Ich kann Sachen schreiben, und das, was ich geschrieben habe, kann ich auf Bühnen darstellen. Mehr kann ich nicht. Diese Woche bin ich wieder unterwegs, und ich bin auch im Norden. Ich spiele die schönste Tournee, die man machen kann: Föhr, Amrum, Sylt (lacht). Ach ja, was für ein fürchterlicher Job, ne? Ein Schriftsteller setzt sich hin und schreibt pro Tag sechs Stunden, und irgendwann ist das Buch fertig. Dann gibt er das ab beim Verlag, setzt sich hin und fängt das nächste an. Vielleicht macht er zwischendurch zwei Tage Pause. Und das bin ich nicht.
Das Interview führte Mischa Kreiskott.