Auf ewig verbunden: Fritz Reuter und Stavenhagen
Zu Lebzeiten war Fritz Reuter der meistverkaufte Autor Deutschlands. Und heute - 150 Jahre nach seinem Tod? Ist Reuter und sein literarisches Werk überhaupt noch aktuell? In seiner Geburtsstadt Stavenhagen sagen viele Menschen: Auf jeden Fall!
An Fritz Reuter kommt in Stavenhagen niemand vorbei. Das zeigt sich schon an den Ortseingangsschildern mit dem stolzen Verweis "Reuterstadt". Seit 1949 darf sich die Gemeinde, in der der Schriftsteller aufwuchs, so nennen. Vor 75 Jahren nahm auch das Fritz-Reuter-Museum seine Arbeit auf. In dessen Tresorraum liegt ein ganz besonderer Schatz: das Originalmanuskript der Erzählung "Meine Vaterstadt Stavenhagen". Es ist eine warmherzige Erinnerung an die Kindheit in der mecklenburgischen Kleinstadt. Reuter schreibt darin: "Alle meine Gedanken sind einmal von dieser engen Welt ausgefüllt worden. Alle Fiebern meines Empfindens haben einmal dies kleine Heimwesen umsponnen."
Stavenhagen: Mittelpunkt der Welt
Obwohl Reuter 1874 im thüringischen Eisenach starb, gab und gibt es zwischen ihm und Stavenhagen eine große Verbundenheit. "Das ist der Mittelpunkt seiner Welt und das ist er immer geblieben. Ich glaube, das ist auch eine ganz wichtige Botschaft: Wer Heimat und Identität im Herzen trägt, kann überall wohnen", sagt Torsten Jahn. Er leitet das Fritz-Reuter-Literaturmuseum und hat zusammen mit seinen Mitarbeitenden viele Projekte zum 150. Todestag Reuters unterstützt. Zum Beispiel die Aufführung von "Kein Hüsung" auf dem Stavenhagener Marktplatz.
Demokrat und Freiheitskämpfer
Eine Gruppe von Laiendarstellerinnen und -darstellern hatte dafür ein halbes Jahr geprobt. Die Premiere war, gemessen am Zuschauerinteresse, ein großer Erfolg. Hunderte wollten das Open-Air-Spektakel sehen. Die vielen Sitzplätze reichten nicht aus. Lutz Trautmann, der das Stück inszeniert hat, freut sich über den Zuspruch. Er hält das sozialkritische Stück "Kein Hüsung" und dessen Aussagen für sehr aktuell. Genauso wie andere Werke von Reuter: "Was wir von ihm lernen können, ist vor allem, dass Freiheit für alle Menschen ein ganz besonderes Gut ist", sagt der pensionierte Schuldirektor des Reuterstädter Schulcampus.
Schüler gestalten Kunstwerke
Dort stand das abgelaufene Schuljahr ganz im Zeichen Reuters. Fast alle Jahrgangsstufen beschäftigten sich mit Leben und Werken des Autors. "Dabei kamen ganz kreative Projekte zustande. Die haben den Schülern viel Spaß gemacht, sie waren sehr begeistert", berichtet Lehrerin Rebecca Sandberg. Die 11. Klassen gestalteten beispielsweise Kunstwerke im Stil der Pop-Art. Die Collagen und Bilder, einige im Comic-Stil, wurden im Fritz-Reuter-Literaturmuseum ausgestellt. Schülerinnen und Schüler der 12. Klassen produzierten einen Audioguide. Mit dem kann man nun auf den Spuren von Reuters Werken und Figuren durch Stavenhagen schlendern.
Wie Fritz Reuter in seiner Heimatstadt geehrt und sein Werk lebendig gehalten wird, erzählt die aktuelle Ausgabe des NDR Podcasts "MV im Fokus". Die Folge "Das Erbe Fritz Reuters. Mecklenburgs berühmter Sohn - Alt oder aktuell" gibt es in der kostenlosen ARD Audiothek-App und der NDR MV App.