Dennis Bonneik, Jobcoach Jürgen Winogradzew und Firmenchef Jan-Peter Ewe von EWE Armaturen in Braunschweig sind bei der Arbeit. © NDR Foto: Sabine Hausherr

Menschen mit Behinderung: Der schwere Weg in den ersten Arbeitsmarkt

Stand: 12.12.2023 11:42 Uhr

Menschen mit Behinderung, die in Werkstätten arbeiten, werden schlecht bezahlt. Doch kaum einer von ihnen schafft den Weg in eine reguläre Beschäftigung. Die Lebenshilfe Braunschweig möchte das ändern. 

von Sabine Hausherr

Dennis Bonneik hat es geschafft. Seit 2019 hat er einen Job auf dem ganz "normalen" Arbeitsmarkt. Für den Armaturenhersteller EWE aus Braunschweig baut er Halterungen für Wasserzähler und zieht etwa Dichtungen auf Wasserzähler-Stutzen. Zuvor hat er sechs Jahre in einer Werkstatt für behinderte Menschen gearbeitet. "Vorher in der Werkstatt wurde mir alles an den Platz gebracht, was ich arbeiten soll", erzählt der 37-jährige dem NDR Niedersachsen. "Jetzt ist es ganz anders. Hier muss ich alles selbst organisieren und mir zum Platz holen." Aber das klappt sehr gut, erzählt er weiter. Und das größte für ihn: Endlich verdient er sein eigenes Geld, kann Miete und Lebensunterhalt selbst bezahlen. 

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Unterstützung durch Jobcoach

Damit Dennis Bonneik bei der Firma in Braunschweig starten konnte, wurde er von der Lebenshilfe Braunschweig genau darauf vorbereitet. Noch immer wird er ein- bis zweimal in der Woche von seinem Jobcoach in der Firma besucht. "Die gute Betreuung anschließend im Unternehmen ist ganz wichtig", sagt Jürgen Winogradzew von der Lebenshilfe. "Dennis hatte vor allem am Anfang Probleme, sich Abläufe richtig zu merken. Da haben wir dann Bilder gemalt, und sie ihm aufgehängt, damit er weiß, was er Schritt für Schritt zu tun hat." Diese einfachen Hilfsmittel haben schon geholfen, sodass er mit seinen Aufgaben mittlerweile sehr gut klar kommt. 

Drei Menschen mit Behinderung im Unternehmen

Firmenchef Jan-Peter Ewe beschäftigt mittlerweile drei Menschen mit Behinderung in seinem Unternehmen und würde sich auch immer wieder dafür entscheiden. "Wir haben ganz gezielt geschaut, welche Aufgaben erledigt werden müssen und welche von Herrn Bonneik übernommen werden können, und genau so muss man es angehen", sagt Ewe, und: "Der Job muss zu den Menschen passen, dann läuft es optimal." Pro Jahr bereitet sein Unternehmen 150.000 bis 180.000 dieser Wasserzähler-Stutzen vor, und den allergrößten Teil davon schafft Dennis Bonneik, erzählt der Firmenchef nicht ganz ohne Stolz. "Herr Bonneik kommt pro Tag auf 800 Stutzen, das ist schon eine ganz gewaltige Leistung.“

Dennis Bonneik von EWE Armaturen in Braunschweig ist bei der Arbeit. © NDR Foto: Sabine Hausherr
Dennis Bonneik hat mittlerweile einen unbefristeten Vertrag bei EWE-Armaturen in Braunschweig.
Zuschüsse bei Beschäftigung von Menschen mit Behinderung

Unterstützt werden Unternehmen, die einen Menschen mit Behinderung einstellen, vor allem durch das "Budget für Arbeit". Das bedeutet, dass die Unternehmen einen Lohnkostenzuschuss von bis zu 75 Prozent des Bruttolohns über das Sozialamt erhalten. Die Kosten für den Jobcoach werden vom Sozialhilfeträger übernommen und Umrüstungen am Arbeitsplatz werden zum Teil vom Integrationsamt bezahlt. Und wenn es trotz aller Bemühungen nicht klappen sollte, dürfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch wieder in die Werkstätten zurückkehren - das war früher nicht möglich und habe viele Arbeitgeber abgeschreckt, sagt Michael Schumann vom Fachdienst "Betriebliche Integration" von der Lebenshilfe. 

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Die Lebenshilfe in Braunschweig betreut derzeit etwa 1.000 Menschen mit Behinderung. Rund 50 Menschen konnte sie mittlerweile in reguläre Arbeitsverhältnisse vermitteln. Niedersachsenweit waren es im vergangenen Jahr laut Arbeitsagentur 159 Menschen, die dauerhaft von einer Werkstatt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt wechseln konnten. Das entspricht einer Quote von 0,49 Prozent. Insgesamt sind es laut Sozialministerium derzeit 611 Personen in Niedersachsen, die durch das "Budget für Arbeit" eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt aufgenommen haben.

Frühe Einblicke ins Arbeitsleben elementar

Einige hätten ihr Glück in einer Tischlerei gefunden, andere bei Logistikunternehmen, viele aber auch in Seniorenheimen oder in Kindergärten, berichtet Michael Schumann von der Lebenshilfe Braunschweig. Dort sind sie oft als "helfende Hände" in Zusammenarbeit mit einer Fachkraft willkommen. Das Wichtigste sei, dass man den Menschen so früh wie möglich Einblicke in die Arbeitswelt verschaffe, etwa durch Praktika oder Probe-Arbeitswochen, sagt Schumann. Rund 20 Prozent der Werkstattbeschäftigten können sich eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt vorstellen.

Unbefristeter Vertrag

Dennis Bonneik hat mittlerweile einen unbefristeten Vertrag, und er kommt sehr gerne zur Arbeit. Denn die biete ihm eine gute Struktur, und auch der Kontakt zu seinen Kollegen bereichere sein Leben sehr, sagt er. Vor allem das Tischtennisspielen in seinen Pausen mit den Kollegen bereite ihm jeden Tag Freude. 

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