Unsere Geschichte
Mittwoch, 08. Mai 2024, 21:00 bis
21:45 Uhr
Am 8. Mai 1945, endete der Zweite Weltkrieg in Deutschland. Doch tatsächlich kam der Frieden zu ganz unterschiedlichen Zeiten in das Land. Auch im Norden: Braunschweig kapitulierte bereits am 12. April 1945, erst ganze drei Wochen später folgte Hamburg am 3. Mai.
Von Befreiung und Besetzung, Trauer und Hoffnung
Die Dokumentation "Als der Frieden in den Norden kam" aus der Reihe Unsere Geschichte beschreibt die unmittelbare Nachkriegszeit in Norddeutschland, die "Zwischenzeit" inmitten letzter Kriegshandlungen, Kapitulation und Frieden. Sie erzählt vom schweren Neubeginn in den Städten Hamburg, Lübeck, Braunschweig, Schwerin und Greifswald. Von Hungerwintern, Kohlenklau und Hamsterfahrten, von Befreiung und Besetzung, von Trauer und Hoffnung.
Seltene Aufnahmen zeigen Zeit zwischen Ungewissheit und Aufbruch
Seltene Archivaufnahmen in Farbe zeigen Norddeutschland im Zustand zwischen Ungewissheit und Aufbaustimmung, gedreht unter anderem vom Hollywood-Regisseur und späteren Oscar-Preisträger George Stevens und seinen Teams. Zeitzeugen wie der Satiriker und Liedermacher Hans Scheibner (Jahrgang 1936) und viele andere erinnern sich an den Moment des Friedens, das Überleben in den Trümmern. Und daran, wie unterschiedlich der damalige Alltag und auch die Zukunftsvorstellungen der Menschen damals waren.
Die jüdische Mutter überlebt durch eine List
Schauspieler Peter Maertens (Jahrgang 1931) ist 14 Jahre alt, als der Krieg in Hamburg zu Ende geht. Mit dem 3. Mai 1945 weicht von der Familie eine enorme Last: Als Jüdin hatte seine Mutter jahrelang in Angst gelebt, drohte ihr doch wie vielen anderen der Abstransport in ein Konzentrationslager. Nur mit einer Tücke gelingt es den Eltern von Peter Mertens, das Leben der Mutter zu sichern. Mit dem Einzug der Briten in Hamburg beginnt für Maertens ein neuer Lebensabschnitt - mit ungekannten Freiheiten und Perspektiven.
"Es kann nur besser werden"
Eckhard Schimpf erlebt das Kriegsende als Sechsjähriger in Braunschweig - befreit von US-amerikanischen Soldaten. Und die und ihre Mitbringsel sollen ihm für immer in Erinnerung bleiben. Präsentieren sie doch ein gänzlich anderes Bild als das, was er bis dahin unter Militär verbucht hatte. Die Stadt in Trümmern wird für Schimpf zum Spielrevier. Doch auch die Bilder von Tausenden Zwangsarbeitern und Flüchtlingen, die nun in die Stadt strömen, von Müttern, die verzweifelt ihre Söhne suchen, hinterlassen ihre Spuren.
Der Vater stirbt nach Kriegsende im Gefangenenlager
Brigitte Remertz lebt 1945 als Jugendliche mit ihrer älteren Schwester und ihren Eltern in Greifswald. Als die Rote Armee im April 1945 die Oder überquert, schließt sich die Familie nicht den Flüchtlingen an, sondern bleibt in der Stadt. Wenige Tage nach der offiziellen Kapitulation wird ihr Vater, der das Amt des geflohenen Oberbürgermeisters übernommen hatte, gemeinsam mit anderen am Widerstand gegen das NS-Regime beteiligten hochrangigen Greifswaldern von Sowjet-Einheiten verhaftet und ins Lager Fünfeichen gebracht. Brigitte sieht ihren Vater nie wieder.
Zwischen Hunger und Schwarzmarkt, Trauer und Hoffnung
So unterschiedlich die persönlichen Erinnerungen an das jeweils erlebte Kriegsende auch sind: Nach wie vor prägen Entbehrungen und Hunger die Zeit und ambivalente Gefühle zwischen Trauer und Aufbruchsstimmung. In ihrer Not werden die Menschen erfinderisch, finden Wege, sich mit dem Nötigsten zu versorgen - wenn auch unter oftmals riskanten Bedingungen wie etwa auf dem Schwarzmarkt oder beim Kohlenklau.
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