Bremer Baugesellschaft: Wohnungen nur für Weiße?
Die Baugesellschaft Brebau hält Menschen mit Migrationshintergrund offenbar gezielt von Wohnungen fern. Beispielsweise Hautfarbe, Kopftuch oder Herkunft werden per Kürzeln notiert.
Die städtische Bremer Baugesellschaft Brebau hält Bewerberinnen und Bewerber mit Migrationshintergrund gezielt von Wohnungen fern. Das belegen Dokumente und Zeugenaussagen, die Radio Bremen und Panorama vorliegen. Danach lässt die Brebau von ihren Mitarbeitenden spezielle Notizen über Wohnungsinteressierte erstellen, in denen - so die Anleitung an die Kundenmitarbeitenden der Brebau - vermerkt werden soll, ob ein Bewerber oder eine Bewerberin schwarz ist, ein Kopftuch trägt, mit der deutschen Kultur vertraut ist, westlich integriert ist oder wie die Deutschkenntnisse sind. In einer "Zielgruppendefinition" vergibt die Brebau für "People of Colour" die Abkürzung E40, wozu "auch Sinti und Roma, Bulgaren, Rumänen gehören".
Kürzel für Hautfarbe, Kopftuch oder Herkunft
Für diese Notizen gibt es im Computersystem der Brebau ein eigenes Eingabefeld für jede Bewerberin und jeden Bewerber in dessen elektronisch geführter Akte. Falls die Betroffenen sehen möchten, was über sie persönlich dort gespeichert ist, sollen die Kundendienstmitarbeitenden der Brebau die Einträge vorübergehend aus dem Notizfeld entfernen. Erst dann wird dem Kunden das leere Feld gezeigt. Später werden die Einträge dann wieder eingesetzt. Das geht aus einer schriftlichen Anleitung der Brebau an ihre Kundendienstmitarbeitenden hervor, die Radio Bremen und Panorama ebenfalls vorliegt.
Im Test: Wohnung nur für Weiße
Das Reporter-Team von Radio Bremen und Panorama hat daraufhin einen Test gemacht. Sie baten im April vier junge Deutsche, bei der Brebau nach Mietwohnungen zu fragen: zwei Männer davon Person of Color mit einem arabischen bzw. afrikanischen Namen, zwei Männer weiß mit deutschem Namen. Alle vier hatten ein ähnliches Budget zur Verfügung und wollten in die gleichen Stadtteile ziehen. Nur zwei haben von der Brebau Wohnungsangebote bekommen - die beiden Weißen.
Wer hier gemeldet ist, hat kaum eine Chance
Nach den Recherchen führt die Brebau im Vermietungsbereich zudem eine sogenannte Liste "Schlechte Adressen!!". Hier sind etwa 20 soziale Einrichtungen wie etwa die Therapiehilfe für Suchtkranke, Rehabilitationseinrichtungen, Übergangsheime für Obdachlose oder Wohnungen in sozialen Brennpunkten benannt. Nach Aussagen aus dem Mitarbeiterkreis der Brebau sollen an diesen Adressen Gemeldete keine Wohnungsangebote der Brebau bekommen.
Untersuchung angekündigt
Die Brebau-Geschäftsführung erklärt auf Anfrage, dass sie von den belastenden Unterlagen und dem diskriminierenden Vorgehen bei der Wohnungsvergabe keine Kenntnis gehabt habe. Man nehme die Vorwürfe aber sehr ernst und werde den Sachverhalt mit allen Konsequenzen aufklären. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Brebau, der Bremer Finanzsenator Dietmar Strehl (Grüne), hat nach eigenen Angaben erst durch die Radio Bremen/Panorama-Recherche von den Vorgängen bei der Brebau erfahren. Er zeigt sich erschüttert und kündigt eine baldige Aufsichtsratssitzung an, in der eine genaue Untersuchung und die Konsequenzen besprochen werden sollen.
Inzwischen erklärte die Brebau per Pressemitteilung: "Im Rahmen erster Aufklärungsschritte wurde festgestellt, dass es bei der Registrierung von Wohnungsinteressenten zu nicht von der Geschäftsführung autorisierten Prozessen gekommen ist. Dies hat sich insbesondere aus Mitarbeiternotizen ergeben, die eine vermeintliche Zielgruppenbeschreibung anhand von Abkürzungen zum Gegenstand hat. 'Diese Vorgehensweise haben wir unmittelbar gestoppt', so Brebau Geschäftsführer Bernd Botzenhardt."
Die Brebau hat rund 6.000 Wohnungen in ihrem Bestand. Sie gehört zu 100 Prozent der Stadt Bremen. Im Aufsichtsrat sitzen neben Strehl als Vorsitzendem auch der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) und die Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke).