Stand: 15.03.2012 10:25 Uhr

Massaker an Kindern: Was Afghanistan aus Soldaten macht

von Johannes Edelhoff, John Goetz, Jasmin Klofta, Maike Rudolph

16 afghanische Zivilisten sind tot, darunter neun Kinder. Erschossen offenbar von einem US Soldaten bei seinem Amoklauf durch zwei kleine Dörfer in der Nähe von Kandahār. Wie konnte aus einem erfahrenen, gut ausgebildeten Soldaten ein Massenmörder werden, der kaltblütig Kinder im Schlaf erschießt?

VIDEO: Massaker an Kindern: Was Afghanistan aus Soldaten macht (4 Min)

Eine Häufung von "Einzelfällen"

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Andreas Timmermann-Levanas, Oberstleutnant der Bundeswehr a.D. (Screenshot)
4 Min

"Man zählt 'Kills'"

Sehen Sie hier die Langversion des Interviews mit Andreas Timmermann-Levanas, Oberstleutnant a.D. 4 Min

Offizielle Stellen und Politiker reagierten jedenfalls schnell auf den Vorfall: Der Amoklauf sei ein Einzelfall, hieß es – also quasi eine unvermeidliche Tragödie. Das ist zwar richtig, doch in Afghanistan häufen sich solche "Einzelfälle" scheinbar geistesgestörter Soldaten mittlerweile verdächtig. Im Januar erst ging ein Video um die Welt, in dem US Marines auf Leichname von Taliban urinieren. Dann das so genannte "Kill Team" - bestehend aus fünf US Soldaten. Es zog durch Dörfer und tötete wahllos Zivilisten, posierte auf Fotos neben seinen Opfern. Und deutsche Soldaten? Sie prahlen voreinander mit der Zahl ihrer "Kills" – der Zahl der Feinde, die sie erschossen haben.

Nach zehn Jahren Krieg und immer intensiveren Feuergefechten verrohen immer mehr Soldaten. Irgendwann wird es schwer zu erkennen, welcher Soldat noch einsatzfähig ist und wer nicht. Panorama hat mit Soldaten und Afghanistan-Kennern gesprochen, die beschreiben, wie sich im Krieg die Seele verändert, wie man abstumpft und am Einsatz in Afghanistan immer mehr zweifelt.

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Massaker an Kindern: Was Afghanistan aus Soldaten macht

Der Panorama-Beitrag vom 15. März 2012 als PDF-Dokument zum Download. Download (104 KB)

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 15.03.2012 | 21:45 Uhr

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