Massaker an Kindern: Was Afghanistan aus Soldaten macht
von Johannes Edelhoff, John Goetz, Jasmin Klofta, Maike Rudolph
16 afghanische Zivilisten sind tot, darunter neun Kinder. Erschossen offenbar von einem US Soldaten bei seinem Amoklauf durch zwei kleine Dörfer in der Nähe von Kandahār. Wie konnte aus einem erfahrenen, gut ausgebildeten Soldaten ein Massenmörder werden, der kaltblütig Kinder im Schlaf erschießt?
VIDEO: Massaker an Kindern: Was Afghanistan aus Soldaten macht (4 Min)
Sehen Sie hier die Langversion des Interviews mit Andreas Timmermann-Levanas, Oberstleutnant a.D.
4 Min
Offizielle Stellen und Politiker reagierten jedenfalls schnell auf den Vorfall: Der Amoklauf sei ein Einzelfall, hieß es – also quasi eine unvermeidliche Tragödie. Das ist zwar richtig, doch in Afghanistan häufen sich solche "Einzelfälle" scheinbar geistesgestörter Soldaten mittlerweile verdächtig. Im Januar erst ging ein Video um die Welt, in dem US Marines auf Leichname von Taliban urinieren. Dann das so genannte "Kill Team" - bestehend aus fünf US Soldaten. Es zog durch Dörfer und tötete wahllos Zivilisten, posierte auf Fotos neben seinen Opfern. Und deutsche Soldaten? Sie prahlen voreinander mit der Zahl ihrer "Kills" – der Zahl der Feinde, die sie erschossen haben.
Nach zehn Jahren Krieg und immer intensiveren Feuergefechten verrohen immer mehr Soldaten. Irgendwann wird es schwer zu erkennen, welcher Soldat noch einsatzfähig ist und wer nicht. Panorama hat mit Soldaten und Afghanistan-Kennern gesprochen, die beschreiben, wie sich im Krieg die Seele verändert, wie man abstumpft und am Einsatz in Afghanistan immer mehr zweifelt.
Fast 500 Soldaten haben sich in diesem Jahr wegen prosttraumatischer Belastungsstörungen gemeldet - soviele wie nie zuvor. Die meisten dieser Soldaten waren im Einsatz in Afghanistan.
mehr
Politiker und Bundeswehrvertreter fanden große Worte und sicherten den deutschen Soldaten die nötige Hilfe zu. Doch diese Versprechen klingen in den Ohren mancher Soldaten heuchlerisch.
mehr
Ein Bundeswehrsoldat tötete irrtümlich eine afghanische Frau und zwei Kinder. Deutschland zahlte ein "Blutgeld". Damit sei die Sache erledigt, hieß es. Doch ist das wirklich so?
mehr
Bundeswehr-Hauptfeldwebel Mirko L. war zu einer Routinefahrt eingeteilt. Dann eine Explosion, sein Panzer wird getroffen. Der Anschlag auf die Bundeswehr ist einer von vielen in den letzten Wochen.
mehr
Bei der Bundeswehr läuft nicht alles rund. Die Soldaten können sich jederzeit an den Wehrbeauftragten wenden. Auch im vergangenen Jahr hat es wieder zahlreiche Eingaben gegeben.
mehr
Als erstes politisches Fernsehmagazin ging Panorama am 4. Juni 1961 auf Sendung. Die Geschichte von Panorama ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
mehr