Verbrauchswerte nicht real, aber immerhin legal
Ein Kommentar von Johannes Edelhoff
Lieber Volkswagenkonzern,
Glückwunsch, es ist wieder alles gut bei Euch. Bei Deutschlands größtem Autobauer. "CO2-Thematik weitgehend abgeschlossen", lobt Ihr Euch in einer Pressemitteilung selbst, und viele Medien ziehen mit: "CO2 Werte stimmen doch", heißt es, oder: "Entlastung für Volkswagen". Das Beste: Euer Aktienkurs stieg um sechs Prozent an einem Tag. Yes!
Doch gut ist leider immer noch nichts. Denn Ihr habt zwar nicht ganz so viel betrogen, wie Ihr selbst dachtet, aber Eure CO2-Werte haben mit der Realität trotzdem wenig gemein. Das zeigen Studien und ein Blick auf Seiten wie spritmonitor.de, wo normale Autofahrer ihren Verbrauch angeben. Euer VW Polo Blue GT etwa verbraucht laut Eurer Angabe 4,8 Liter Benzin, was etwa 110 Gramm CO2 pro Kilometer entspricht. In der Realität kommen Polofahrer des GT aber auf 6,65 Liter, also auf 156 Gramm. Eine Abweichung von fast 40 Prozent. Oder einer Euer Bestseller: Der VW Passat. Angegeben mit 4,7 Liter. Echte Menschen schaffen aber real nur 6,57 Liter Diesel.
Schlupflöcher ohne Ende
Klar, Spritmonitor ist keine wissenschaftliche Studie. Ihr erklärt solche Abweichungen gerne mit dem Fahrverhalten des Einzelnen und, ja, Ihr habt es nochmal überprüft: Ihr haltet sogar fast alle Regeln bei Fahrtests im Labor ein, der ohnehin Schlupflöcher ohne Ende hat. Doch tatsächlich optimieren Eure Ingenieure offenbar vor allem fürs Labor, wo dann aus Spritschluckern Sparwunder gemacht werden.
Daran wird sich auch nichts ändern, denn aus Brüssel hört man, dass die deutsche Autoindustrie hart daran arbeitet, solche Schlupflöcher möglichst lange zu behalten - und schön groß. Das bedeutet: Kunden von VW - wie auch anderer Automarken - können sich auch weiter wohl nicht darauf verlassen, was der Hersteller als Verbrauchswert angibt. Aber die tolle Meldung bleibt: Die angegebenen Verbrauchswerte sind zwar in der Realität falsch, aber zumindest alle legal - fast jedenfalls. Immerhin ein Satz aus der aktuellen Pressemitteilung ist dann doch überraschend ehrlich. "Die Realverbrauchswerte der Kunden ändern sich nicht", schreibt Ihr. Das stimmt, sie hatten sowieso wenig mit den Werksangaben aus Wolfsburg zu tun.