VW manipulierte trotz Vorwarnungen
Die VW-Welt vom sauberen Diesel-Auto, das durch die USA und anderswo rollt - die amerikanische Umweltbehörde EPA traut dieser Welt nicht. Die Behörde testet verschiedene VW Modelle nicht im Labor, sondern auf der Straße, unter realen Bedingungen. Heraus kommen Werte, die bis zu 40-fach über den von VW angegebenen Werten liegen. Warum auch immer: VW dachte wohl, dass man damit durchkommt. Das ist nun vorbei. Die Aktien fallen dramatisch, es wird über Rücktritte gesprochen, der VW-Konzern muss geknickt zu geben: "Wir haben Mist gebaut". Wer dafür verantwortlich ist, darüber schweigt der Konzern und sein Chef, Martin Winterkorn. Heute ließ VW mitteilen: elf Millionen Autos könnten betroffen sein.
Kontrollmechanismen wirkungslos
Ganz plötzlich kommt die Affäre nicht. Die US-Behörde fragt schon seit über einem Jahr bei VW nach, wie es zu den Unregelmäßigkeiten kommt. Ein Jahr hatte der Konzern Zeit, die Affäre zu verhindern. Die Autos nachzubessern. Doch stattdessen manipulierte Volkswagen in den USA munter weiter. Warum hat eigentlich kein Kontroll-Organ kritische Fragen gestellt?
Thomas Sattelberger war Personalvorstand und Arbeitsdirektor bei Continental, einem VW Zulieferer. Er kennt den VW-Konzern und seine Schwächen. "Kontrollmechanismen sind das eine, die Menschen, die in der Kontrollverantwortung sitzen, sind das andere. Ein übermächtiger Herr Piech und ein übermächtiger Herr Winterkorn, die haben solche Themen links und rechts weggewischt", glaubt Sattelberger.
Wäre da noch der Aufsichtsrat. Dort sitzt unter anderem das Land Niedersachsen mit seinem Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister Olaf Lies. Doch auch die scheinen nicht reagiert zu haben. Denn wenn die US Behörde mit VW seit über einem Jahr in Kontakt steht, wo läuft es dann falsch, dass niemand davon gewusst haben soll? "Erst mal läuft schon mal falsch, dass ich es aus den Medien erfahre. Das finde ich schon mal mehr als unglücklich", so Lies. "Also wir als Aufsichtsratsmitglieder zumindest kann ich das für die Vertreter des Landes sagen, hatten keinerlei Kenntnis davon."
Keine Reaktionen trotz Manipulationshinweisen
Fassen wir noch mal zusammen. Da manipuliert im Weltkonzern VW irgendwer elf Millionen Autos. Und keiner im Konzern, nicht der Chef und kein Kontrollgremium kriegt es angeblich mit. Auch dem Verkehrsministerium und dem Bundes-Umweltministerium lagen wohl Hinweise auf Manipulationen vor. Doch niemand reagierte bislang.
Nicht nur Strafzahlungen drohen, auch Klagen von Aktionären und Autofahrern. Die Summe ist nicht abzusehen. VW hat heute eine Gewinnwarnung herausgegeben und 6,5 Milliarden Euro zurückgestellt. Es bleibt der Eindruck: Das hätte VW und seine Kontrollgremien verhindern können - und müssen.