Razzia bei rechtsextremem Versandhandel "Der Schelm"
Die Polizei in Sachsen hat bei Wohnungsdurchsuchungen strafrechtlich relevante und indizierte Bücher sichergestellt. Recherchen von STRG_F spielten bei den Ermittlungen eine Rolle.
Die Polizei in Sachsen hat am 17. Dezember mehrere Objekte in der Stadt und im Landkreis Leipzig durchsucht. Laut der zuständigen Sonderkommission Rechtsextremismus, der Soko Rex, richten sich die Ermittlungen gegen den Verlag "Der Schelm". STRG_F, das investigative Rechercheformat des NDR für funk, hatte im Februar dieses Jahres über den Verlag berichtet.
"Schaden für die Szene"
"Das ist ein ganz schöner Schaden für die Szene. Wir gehen davon aus, dass wir einen höheren sechsstelligen Betrag beschlagnahmt haben", so Tom Bernhardt, Pressesprecher des Landeskriminalamts Sachsen, gegenüber STRG_F. In einer Lagerhalle im Landkreis Leipzig habe man auf rund 80 Paletten eine Vielzahl von Paketen gefunden. Der Inhalt: mehrere tausend Bücher mit strafrechtlichem Inhalt. Unter diesen Publikationen befanden sich auch zahlreiche unkommentierte Nachdrucke des Buchs "Mein Kampf" von Adolf Hitler.
STRG_F-Recherchen hatten ergeben, dass der Verlag seinen Versand rund um Leipzig abwickelt. Reporter des jungen Formats konnten einen ehemaligen NPD-Kreisvorsitzenden Ende 2019 dabei filmen, wie er Bestellungen des "Schelms" verschickte. Der 38-jährige Enrico Böhm ist den Behörden als "Neo-Nationalsozialist" und Betreiber einer "rechtsextremistischen Vertriebsstruktur" bekannt. Ob es sich dabei um den Mann handelt, dessen Räume nun durchsucht wurden, wollte das Landeskriminalamt nicht bestätigen. Pressesprecher Tom Bernhardt sagt dazu nur: "Ein 38-Jähriger Mann aus Leipzig war maßgeblich an der Lagerung und am Versand der Waren beteiligt."
Recherche spielte bei Ermittlungen eine Rolle
"Der Film des NDR spielte eine Rolle und hat dazu geführt, dass wir das Verfahren hochgefahren haben", so Bernhardt. Gegen den Verlag wird seit 2016 ermittelt. Aufgrund des Umfangs der sichergestellten Bücher würden die Auswertung noch länger andauern. "Das ist noch eine ganze Menge Arbeit, die da vor uns liegt", so Bernhardt.
Mutmaßlicher Inhaber des 2014 gegründeten "Schelm"-Verlags ist Adrian Preißinger. Er wurde 2002 wegen Volkverhetzung, Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und anderer Straftaten zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Laut Bernhardt halte er sich allerdings in Osteuropa auf.