ADHS: Noch immer häufig nicht erkannt
Konzentrationsprobleme, eine innere Unruhe und emotionale Aufgewühltheit sind unter anderem Symptome bei ADHS. Mitunter wird die Krankheit erst nach Jahrzehnten erkannt. Dabei ist sie gut behandelbar.
Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) beginnt meistens in der Kindheit oder Jugend. Doch auch Erwachsene können betroffen sein: Bei 30 bis 50 Prozent der an ADHSerkrankten Kinder und Jugendlichen bleiben die Probleme mit Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität im Erwachsenenalter bestehen. ADHS kommt weltweit bei geschätzt fünf Prozent aller Kinder und Jugendlichen vor, die Zahl ist nach RKI-Angaben in den vergangenen Jahrzehnten stabil geblieben.
ADHS kommt auch bei Erwachsenen vor
Bei vielen Erwachsenen wurde die Krankheit ADHS in der Kindheit nicht erkannt. Kommt es im Erwachsenenalter dann zu Auffälligkeiten, können Betroffene sich diese nicht erklären. Viele wenden sich erst an einen Arzt, wenn es zu Konflikten in der Familie oder am Arbeitsplatz kommt beziehungsweise Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Suchtprobleme auftauchen.
Symptome von ADHS
Folgende Anzeichen könnten auf eine ADHS hinweisen:
- Konzentrationsprobleme, leicht ablenkbar
- unfähig, Prioritäten zu setzen, verzettelt sich
- im Kopf herrscht Chaos
- schiebt Aufgaben auf
- innere Unruhe, fühlt sich getrieben
- ständig in Bewegung (z. B. wippt mit den Füßen, kippelt mit dem Stuhl, trommelt mit den Fingern), ändert häufig die Körperhaltung
- sehr schnell und heftig emotional aufgewühlt
- handelt, ohne über die Folgen nachzudenken (zum Beispiel riskantes Auto-/Radfahren)
- fühlt sich schnell angegriffen
- fühlt sich schnell gelangweilt und antriebslos
- Gefühle und Stimmungen schwanken schnell und stark
- depressive Stimmungseinbrüche, Gefühle von Minderwertigkeit, Aussichtslosigkeit und Resignation
- emotionale Abgrenzung von anderen Menschen gelingt schlecht
- eigene Stimmungen, Gefühle und Bedürfnisse werden schlecht wahrgenommen
- Gefühle werden geballt wahrgenommen und können nicht differenziert werden
- vergisst zu essen/isst unregelmäßig
- kommt häufig zu spät
- vergisst/verlegt Dinge
- vergisst Termine, Tagesplanung fehlt
- verpasst Zug/Bus, vergisst Haltestelle
- kauft unüberlegt/spontan ein, ohne Überblick über Kontostand
- unordentlicher Haushalt
- Sammelwut
- kaum Freunde
Liegt ADHS in den Genen?
Was die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung verursacht, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Gene spielen wohl eine große Rolle. Wahrscheinlich liegt bei ADHS eine Stoffwechsel- und Funktionsstörung im Gehirn vor - so die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Vermutlich wird Dopamin, ein Botenstoff, der für die Steuerung von Aktivität und Antrieb zuständig ist, zu schnell abgebaut. Dopamin und Noradrenalin sorgen als sogenannte Neurotransmitter dafür, dass Signale von einer Nervenzelle zur anderen weitergeleitet werden. Sie beeinflussen, wie wir uns fühlen und verhalten.
Die Folge des Dopaminmangels: Signale werden nicht mehr richtig übertragen, Reize unzureichend gefiltert. Bei Menschen mit ADHS funktioniert somit die Informationsverarbeitung zwischen bestimmten Hirnabschnitten nicht reibungslos. Betroffen sind Abschnitte, die für Konzentration, Wahrnehmung und Impulskontrolle zuständig sind.
Reize werden nur schlecht gefiltert
Die Wissenschaft geht davon aus, dass im Raum zwischen den Nervenzellen, dem sogenannten synaptischen Spalt, zu wenig Dopamin zur Verfügung steht. Der Grund: Das Dopamin wandert zum Teil wieder zurück in die Präsynapse, wo es herkommt und wird dort abgebaut. Es kommt also nie am Zielort an. So bleibt die Signalübertragung schwach.
Die Folge: Reize werden nur schlecht gefiltert. Es herrscht eine ständige Reizüberflutung. Gedanken können nicht zu Ende gedacht werden, Betroffenen fällt es schwer, sich zu konzentrieren.
ADHS ist gut zu behandeln
Ist die ADHS erkannt, werden die Betroffenen individuell behandelt. Mittlerweile gibt es spezielle Zentren. Bei Erwachsenen reicht manchmal schon die Diagnose als Erklärung für die Schwierigkeiten im Leben, ohne weitere Behandlung.
Bei anderen Betroffenen hilft meist am besten eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen: Psychotherapie, Medikamente oder auch Ausdauersport, sogar eine spezielle Ernährungsweise (oligoantigene Diät).
Medikamente kommen vor allem für Menschen mit einer ausgeprägten ADHS infrage. Wirkstoffe sind für Kinder ab sechs Jahren zugelassen. Für ADHS-Kinder und ihre Familien sind unterstützende Maßnahmen, auch pädagogischer und sozialer Art, sehr wichtig. Denn die Medikamente können Symptome nur lindern und helfen nicht immer ausreichend. Auch treten häufiger Nebenwirkungen wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust auf.
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