Kolumne: Hör mal 'n beten to "Möwen"
Wenn sie sich auf das Fischbrötchen in der Hand stürzen, ist das weniger schön. Wenn man sich, wie Annie Heger, an den Strand träumt, können sie aber helfen.
"Möwen"
Wenn ik de Ogen dicht maak un mien Nöös in d' Sünn hollen do, denn bummelt mien Seel futt in't Sömmerurlaub an't See. Denn ick höör Möven.
Ick hebb, siet ik na Hamboörg trucken bün in't verleden Harvst, nich blot ennelk en Balkon, man up hum kein Duven, man Möven. Disse Balkon is mien egen Eiland, en lüttje Stückje Freeidoom in d' Middent van d' Stadt. De Balkon geiht direkt van d' Köken of, wat to drinken un eten is nich wiet, ik wohn kört ünner de Wulkjes in d' veerte Stock un hier sitt ick.
Wegdröömen ut de Stadt - dank de Möwen
För en Settje vergett ick de Alldagsstress, de Unrüst in dat Stadtleven. Ick föhl de Sand ünner mien Foten, höör dat sacht Gebruus van de Wellen un smeck dat Solt in d' Lucht. De Möven sünd mien akkustisch Anker in en Welt, de wiet, wiet weg is. Hamborg hett sük för mi as en unverwacht Paradies rutsellt.
De Umzug in disse Stadt was en Entscheden, de ik lang ofwogen hebb. Man mit dat neei Tohuus kweem de Balkon und mit de Balkon kwemen de Möven. För anner Lüüd lastig Stadtbewohners, sünd se för mi en Symbol van Freeidoom un Feernweh.
Een Geföhl vun Sommer in't Hart
Hör Schrien waakt Erinnerungen an verleden Sömmers un Vörfreid up neei Aventüren, se breken dör de diesig Stillte un brengen immer weer en Stückje Sömmer torügg in mien Hart. Wo dat woll weer, harr ik de Möven nich: Würr ik mi in disse groot Stadt verlesen, wenn ik nich disse Flüchtpunkt harr?
De Möven wahrschauen mi, wo wichtig dat is, sük lüttje Eilannen to schaffen, waar een de Seel bummeln laten kann, waar Freeidoom un Aventüür blot en Flögelslag weg sünd. Un sitt ick hier up mien Balkon, luster de Möven to, wo se mi Geschichten vertellen van us Waterkant un en Küst wiet weg van hier.
Apropos Möven: Mövie noch een?
Zum Podcast-Angebot der plattdeutschen Sendereihe "Hör mal 'n beten to"
Die plattdeutsche Morgenplauderei "Hör mal 'n beten to" gehört seit mehr als 60 Jahren zum Alltag in Norddeutschland. Hier werden die Wunderlichkeiten des Alltags betrachtet. So klingt es, wenn wir Norddeutschen uns selbst auf die Schippe nehmen - liebevoll bis spöttisch, selten mit dem Finger in schmerzenden Wunden, aber immer an Stellen, an denen wir kitzelig sind. Im Radio: werktags um 10.40 Uhr auf NDR 1 Welle Nord, um 11.50 Uhr auf NDR 1 Niedersachsen und um 13.20 Uhr auf NDR 90,3.