Zverev mit Titel nach Turin: Plötzlich Mitfavorit bei den ATP Finals
Für Alexander Zverev schien die Saison schon abgehakt, dann siegte der Hamburger überraschend beim Tennis-Masters in Paris. Folgt nun auch noch Titel Nummer drei bei den ATP Finals in Turin?
Die leidende Lunge? Kaum noch Thema. Der kraftlose Körper? Wiedererstarkt. Der Titelhunger? Plötzlich zurück. Zverev zelebriert im Spätherbst der Saison ein beachtliches Comeback in der Weltspitze. Nach seinem ebenso unerwarteten wie hochverdienten Titel beim Masters in Paris scheint auch zum Jahresabschluss bei den ATP-Finals (ab Sonntag) wieder alles drin.
Kein Wunder also, dass die neue, alte Nummer zwei der Welt den Blick noch in der Halle des Pariser Stadtteils Bercy nach Turin richtete. "Ich sitze neben der Trophäe eines Masters 1000, das ist extrem befriedigend", sagte Zverev nach dem 6:2, 6:2-Finalerfolg über Ugo Humbert, "aber ich möchte noch einige Dinge verbessern, um meine wirklich ehrgeizigen Ziele zu erreichen".
Starkes Comeback nach gesundheitlichen Problemen
Ehrgeiziger noch als der nicht vielen Tennisspielern auf diesem Planeten vergönnte siebte Erfolg bei einem 1000er-Turnier der ATP. Solche, für die es sich lohnt, auch nach den Matches noch auf den Trainingsplatz zu gehen, wie es Zverev nach eigener Aussage in Paris täglich tat. Auch nach dem Finale. Konkret bedeutet das: Langfristig den heiß ersehnten Grand-Slam-Titel gewinnen sowie Platz eins der Weltrangliste erobern und kurzfristig: Den dritten Triumph krallen bei den ATP-Finals, der inoffiziellen Weltmeisterschaft der acht Jahresbesten in Turin. Nach 2018 und 2021.
Dass das nun tatsächlich realistisch erscheint und Zverev plötzlich wieder zum Kreise der Favoriten zählt, gleicht dabei einem kleinen medizinischen Wunder. Denn irgendwie war das Tennisjahr des Hamburgers ja gefühlt schon abgehakt gewesen. Zu stark schien die Erschöpfung gegen Ende einer langen und mit Stand jetzt 66 Erfolgen bisher unerreicht siegreichen Saison. Zu große Probleme machten die Nachwehen einer Lungenentzündung im September.
"Habe mich in den letzten drei Matches sehr wohlgefühlt"
In Paris aber imponierte Stehaufmännchen Zverev plötzlich wieder mit seinem besten Tennis. Nach holprigem Start ins Turnier trat er ab dem Viertelfinale richtig aufs Gas - ließ erst Angstgegner Stefanos Tsitsipas (Griechenland), dann Holger Rune (Dänemark) und schließlich dem bemitleidenswerten Lokalmatador Humbert jeweils in zwei Sätzen keine Chance. "Ich habe mich die letzten drei Matches sehr wohlgefühlt", sagte Zverev. Und tat es so Tennisidol Boris Becker gleich, der 1986 bei der Premiere in Bercy triumphiert hatte.
In Turin warten Duelle mit den Besten auf Zverev
Die ganz großen Gegner, das gehört auch zur Wahrheit, hatte Zverev auf dem Weg zu seinem 23. Einzeltitel allerdings nicht zu schlagen. In Turin wird sich das definitiv ändern, auch wenn Rekord-Grand-Slam-Sieger Novak Djokovic wegen einer Verletzung abgesagt hat. Für die diesjährigen ATP Finals sind neben Zverev bislang der Weltranglistenerste Jannik Sinner, Carlos Alcaraz, Daniil Mewedew und Taylor Fritz qualifiziert. Die restlichen drei Plätze werden in dieser Woche bei den Turnieren in Metz und Belgrad vergeben.
Der 27 Jahre alte Hamburger, der den in Paris früh gescheiterten Alcaraz überholte, reist als Nummer zwei der Welt nach Turin. Der Rückstand auf Sinner beträgt allerdings 3.615 Punkte. Ein Sprung auf Rang eins ist in diesem Jahr nicht mehr möglich, denn nach Turin steht für Zverev eines an - Urlaub machen.