Zverev eine Runde weiter: Später Start in Wimbledon als Nachteil?
Warten, warten, warten - so sah Wimbledon bislang für Alexander Zverev aus. Wegen Regens konnte die deutsche Nummer eins erst am vierten Turniertag spielen, siegte souverän. Ist der späte Start ein Nachteil?
Mit einem krachenden Ass beendete Zverev sein Erstrundenmatch gegen den niederländischen Qualifikanten Gijs Brouwer, gewann letztlich glatt mit 6:4, 7:6 (7:4) und 7:6 (7:5). Es war ein ordentliches Stück Arbeit, aber immerhin durfte der Hamburger endlich spielen.
Denn so lange hatte der 26-Jährige noch nie auf seinen ersten Auftritt bei einem Grand-Slam-Turnier warten müssen. Eigentlich hatte der Olympiasieger sein Auftaktspiel gegen Brouwer bereits am Dienstag absolvieren sollen. Weil es in London aber den ganzen Tag und auch am Mittwoch immer wieder regnete, wurde das Match schließlich auf Donnerstag verschoben.
Kuriose Ansetzungen: Djokovic schon in Runde drei
Also stieg Zverev erst am vierten Turniertag ein, während Topfavorit Novak Djokovic (Serbien) mit seinem 350. Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier bereits am Mittwoch in die dritte Runde eingezogen war. Eine kuriose Ansetzungspolitik der Veranstalter im All England Lawn Tennis and Croquet Club. Für Zverev bedeutet das Terminchaos eine stressige Zeit, sollte er wie angestrebt weit im Turnier kommen.
"Ich war bereit, das Turnier am Samstag zu beginnen." Alexander Zverev
Bereits am Freitag geht es für Deutschlands besten Tennisspieler (Platz 21 der Weltrangliste) weiter, Zverev trifft in der 2. Runde auf den Yosuke Watanuki. Der 25-jährige Japaner bezwang den Schweizer Marc-Andrea Huesler in fünf Sätzen. Immerhin: Auch Watanukis Match ging wegen des Regens erst am Donnerstag zu Ende. Und auf dem Papier ist Zverev gegen die Nummer 116 der Welt klarer Favorit.
NDR Reporter Cammann: "Keine Wettbewerbsverzerrung, aber Nachteil"
Gut möglich aber, dass auch dieses Match unter freiem Himmel stattfindet - und der Regen eine Rolle spielt. NDR Reporter Matthias Cammann, der aus Wimbledon berichtet, erklärt die Hintergründe der Ansetzungen auf den überdachten Plätzen: "Es gibt Top-Stars in der Tennis-Welt, dazu gehört Novak Djokovic. Den wollen die Zuschauer sehen, den will das Fernsehen übertragen. Deshalb wird da eine gewisse Priorität gesetzt."
Ein anderer dieser Top-Stars ist Carlos Alcaraz, der Weltranglistenerste, auf ihn würde Zverev im Achtelfinale treffen. Was, wenn der Hamburger auf dem Weg dorthin ohne jeden Ruhetag spielen müsste, womöglich nach stundenlangen Matches? "Dann wäre er natürlich gegenüber dem Spanier im Nachteil", sagte Cammann.
"Aber ich glaube, Alexander Zverev ist fit genug, mehrere Fünf-Satz-Matches auch an aufeinanderfolgenden Tagen zu spielen, ohne dass es als Wettbewerbsverzerrung dastehen müsste", so der NDR Experte.
Auch Niemeiers Warten lohnt sich
Genauso wie Zverev musste auch Jule Niemeier in diesem Jahr lange auf ihr erstes Match warten. Doch das lohnte sich, ihr gelang ein echter Coup. Die 23 Jahre alte Dortmunderin, die ein Jahr zuvor bei ihrer Premiere in Wimbledon bis ins Viertelfinale vorgestoßen war, besiegte überraschend die an Nummer 16 gesetzte French-Open-Finalistin Karolina Muchova aus Tschechien 6:4, 5:7, 6:1.