Vendée Globe: Showdown im Südpolarmeer? Herrmann hofft auf Chancen

Stand: 03.12.2024 16:13 Uhr

Rund 30 Prozent der Vendée Globe 2024 hat Boris Herrmann hinter sich. Der Malizia-Skipper liegt weit hinter der Spitze, hofft aber auf seine Chancen im Südpolarmeer, wo die Bedingungen in den nächsten Tagen extrem werden können.

von Matthias Heidrich

"Wir sind im Moment langsamer als erwartet", sagte Herrmann am Dienstagmittag, nachdem er am Morgen noch mit einem Loch am kleinen Gennaker-Segel zu kämpfen hatte. "Das nervt etwas, aber mein Mindset ist gut, ich bleibe stark." Das hatte vor ein paar Tagen noch ganz anders ausgesehen, als dem Malizia-Skipper eher zum Heulen zumute gewesen war.

Die Rennsituation hat sich seitdem für den Deutschen auch nicht wirklich verändert. In See gestochen, um bei der Einhand-Weltumseglung ganz vorne mitzumischen, rangiert Herrmann aktuell nur auf Platz zwölf, knapp 1.200 Seemeilen (rund 2.200 Kilometer) hinter dem Führenden Charlie Dalin (MACIF).

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Boris Herrmann © Team Malizia

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"Nicht so, dass ich auf Platz 30 herumdümpel"

Doch der 43-Jährige ist mit sich im Reinen, hatte im Atlantik auch schlicht etwas Pech, als er das günstige Wettersystem knapp verpasste und die Führenden davonzogen. Herrmann sprach von einer Art Vorentscheidung, die bereits im Atlantik zu seinen Ungunsten gefallen sein könnte, gab sich aber kämpferisch: "Es ja nicht so, dass ich auf Platz 30 herumdümpel. Das sind die besten Segler der Welt mit den besten Teams. Das ist spannend. Ich hoffe auf meine Chance, Plätze gutzumachen."

Herrmann: Harris-Prognose "nicht die Realität"

Malizia-Co-Skipper Will Harris hatte zuletzt prognostiziert, dass Herrmann in den kommenden Tagen herankommen könnte, wenn er sich an die Rückseite des sich südlich aufbauenden Tiefdruckgebietes heranschiebt.

"Die Bedingungen sind im Moment schwierig, und wenn sich die Lage weiter zuspitzt, müssen wir ein wenig nachlassen und einfach sicher durchfahren."

"Werden eine Leichtwindzone durchsegeln"

Dieser Prognose nahm Herrmann aber den Wind aus den Segeln. "Im Moment ist es schwierig, das Boot in den unruhigen Bedingungen schnell zu segeln", sagte der gebürtige Oldenburger, der die Malizia "nur" zu rund 80 Prozent segeln kann. Würde er 100 Prozent schaffen, könnte er an das verlockende Wettersystem herankommen, aber das sei "nicht die Realität. Wir fallen raus aus dem Tief, es ist schneller als wir. Wir werden eine Leichtwindzone zwischen diesem und dem nächsten Tief durchsegeln."

"No-Go Zone" mit Winden von 50 bis 60 Knoten

Das wird für Dalin und Co. an der Spitze und auch die Verfolgergruppe dahinter in den kommenden Tagen ganz anders aussehen. Winde von 50 bis 60 Knoten und bis zu zehn Meter hohe Wellen bringt das Tief und seine Stürme bis Freitag mit sich. Teile der Boote vor Herrmann werden der "No-Go Zone", wie der Veranstalter schrieb, ausweichen müssen. 

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Boris Herrmann bei der Vendée Globe © Boris Herrmann I Team Malizia

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"Das sind Bedingungen, in die ich wirklich nicht geraten möchte, also müssen wir deutlich nach Norden wechseln, um dem starken Wind und der rauen See auszuweichen", sagte der fünftplatzierte Franzose Nicolas Lunven (Holcim PRB). Die Frontmänner Dalin und Sébastien Simon bleiben ihrer Linie tief im Südmeer allerdings treu.

"Das sieht für uns nicht so dramatisch aus", erklärte Herrmann, der weiter nach Osten segeln kann. "Ich sehe nichts, dass mir jetzt Sorgen macht. Bis Australien sollten wir ganz gut durchkommen."

Herrmann: "Es ist schwer aufzuholen"

Wo er dann liegt und ob er noch eine Chance auf die vorderen Plätze hat, vermag der Hamburger nicht vorherzusagen. "Ich bin dran an den Top Ten, da kann ich vielleicht reinstoßen." Seine Malizia - Seaexplorer ist für die harten Bedingungen im Südpolarmeer konzipiert und den anderen Booten theoretisch überlegen, aber Herrmanns Rückstand ist riesig.

"Es ist schwer aufzuholen", sagte der Hamburger, hofft aber natürlich weiter: "Bei der letzten Vendée gab es auch Überraschungen und wir konnte viele Meilen zurückgewinnen. Ich werde also auf die Gelegenheiten warten, die sich mir bieten, und den Moment nutzen."

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Der Start der Vendée Globe 2024 mit der Malizia von Boris Herrmann © Jean Marie Liot I Vendée Globe

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Sportclub | 04.12.2024 | 13:00 Uhr

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