St. Paulis Schach-Projekt: Weltstar Carlsen und die Wikinger
Aufsteiger FC St. Pauli setzt für die Schach-Bundesliga auf Skandinavier. Neben dem norwegischen Weltstar Magnus Carlsen wurden nun weitere Nordmänner verpflichtet: zwei Norweger, zwei Dänen und ein in Oslo lebender Engländer.
Drinbleiben - darum geht es für einen Aufsteiger nach dem Sprung in die Bundesliga. Für die Fußball-Profis des FC St. Pauli, die noch auf ihren neuen Chefcoach warten, dürfte dies eine ordentliche Herausforderung werden. Die ambitionierte Schach-Abteilung des Kiezclubs könnte sich mit dem Vorhaben womöglich etwas leichter tun - die Qualität der Zugänge lässt darauf schließen. Mit der Verpflichtung des mehrmaligen Weltmeisters und Weltranglistenersten Carlsen ist den Hamburgern im Mai ein unglaublicher Coup gelungen.
"Die Wikinger kommen nach St. Pauli." Titel des Schach-Projekts des FC St. Pauli
Nun ist auch bekannt, wer in der kommenden Saison noch für die Braun-Weißen am Brett sitzen wird. Neben dem 33 Jahre alten Norweger Carlsen werden dies vier weitere Top-100-Großmeister sein. Der Bundesliga-Aufsteiger betitelt sein Projekt aus gutem Grund mit "Die Wikinger kommen nach St. Pauli." Namentlich sind dies die beiden 25-jährigen Johan-Sebastian Christiansen und Aryan Tari, die Nummer zwei und drei der norwegischen Rangliste, sowie der erst 19 Jahre alte Jonas Buhl Bjerre, die Nummer eins Dänemarks und die 76 der Weltrangliste.
Hinzu kommt noch David Howell. Der englische Nationalspieler ist durch seinen Wohnort Oslo und seine enge Freundschaft mit Carlsen praktisch auch so etwas wie ein assimilierter Wikinger. Der Däne Peter Heine Nielsen, Carlsens langjähriger Chefcoach, wird ebenfalls mit an Bord sein.
Strahlkraft durch Carlsen-Verpflichtung
"Nachdem klar war, dass wir Magnus Carlsen für den FC St. Pauli gewinnen, wollten wir in Abstimmung mit dem Verein das Team um Spieler ergänzen, die die Mannschaft signifikant verstärken. Es lag nahe, dass wir uns zuerst in Magnus' Umfeld umschauen", so Sebastian Siebrecht, Direktor der federführenden Weissenhaus Chess Academy. Daher habe er weitere Kontakte nach Skandinavien geknüpft. Die Perspektive, mit Carlsen in einem Team spielen zu können, habe dabei sehr geholfen.
Hilfreich sei auch gewesen, dass sich das Aufstiegsteam offen für Verstärkungen gezeigt habe. "Wir alle waren uns einig, dass wir den FC St. Pauli in der Bundesliga etablieren wollen, wenn sich die Chance dafür bietet", sagt Oliver von Wersch, Verbindungsmann zwischen der Schachabteilung des Clubs und Weissenhaus. "Um sportlich noch wettbewerbsfähiger zu werden, mussten wir personell nachlegen."
Werder, Bayern München und Hamburger SK als Gegner
Ganz so leicht ist es schließlich nicht, sich in der Bundesliga zu behaupten. Das zeigte die vergangene Saison. Die Neulinge HSK Lister Turm und MSA Zugzwang 82 stiegen als Letzter und Vorletzter der 16 Clubs umfassenden Eliteliga direkt wieder auf sportlichem Weg ab. Der SC Ötigheim belegte zwar einen beachtlichen sechsten Rang, zog aber nach Saisonende zurück, weil es an Sponsoren fehlte. So hielt sich allein der SC Heimbach-Weis-Neuwied in der Bundesliga, die dem FC St. Pauli auch Spiele gegen Werder Bremen, Bayern München, SK Doppelbauer Turm Kiel und dem Stadtrivalen Hamburger SK bieten wird.
Ob die Personalplanung der Braun-Weißen damit abgeschlossen ist, ist offen. Zum Stichtag 1. August müssen alle Bundesligisten ihre Kader melden, bevor im Frühherbst die Saison beginnt. Das Datum des Saisonauftakts steht noch nicht fest. Jetzt beginne die konkrete Planung der kommenden Saison mit dem Höhepunkt eines Heimspielwochenendes im März 2025, erklärte Weissenhaus-Gründer Jan Henric Buettner: "Ich bin gespannt darauf, unser Team im Wettkampf zu erleben."