Mit Carlsen und Co.: G8-Gipfel im Schach auf Gut Weissenhaus
Noch bis Freitag findet auf Gut Weissenhaus im Kreis Ostholstein die "Freestyle Chess G.O.A.T. Challenge" statt. Der Weltranglisten-Erste Magnus Carlsen, Weltmeister Ding Liren und sechs weitere der besten Schachspieler treten eine Woche lang gegeneinander an. Initiiert hat das der Hamburger Unternehmer Jan-Henric Buettner.
Mit Veranstaltungen von Weltrang kennen sie sich aus auf Gut Weissenhaus. Knapp zwei Jahre ist es her, dass sich die Außenministerinnen und Außenminister der G7 - den bedeutendsten Industriestaaten der westlichen Welt - in dem Schlosshotel im Kreis Ostholstein getroffen haben.
Gut Weissenhaus wird zum zweiten Mal zur Weltbühne
Das Gut Weissenhaus gehört wie das Ostseebad Weißenhäuser Strand zur Gemeinde Wangels. Das klingt zunächst nicht nach Weltbühne. Und doch werden Wangel und Weissenhaus bis zum 16. Februar genau das sein: eine Weltbühne. Zum zweiten Mal binnen 21 Monaten.
Der Unterschied: Dieses Mal treffen sich nicht wie im Mai 2022 einige der global wichtigsten politischen Figuren, sondern die weltbesten Figuren-Setzer zur "Freestyle Chess G.O.A.T. Challenge", einem Schach-Turnier der Superlative. G.O.A.T. steht für "Greatest of all time", übersetzt: "Größter aller Zeiten".
Schach-Großevent im Kreis Ostholstein
Im Schach wird gemeinhin Carlsen dieser Titel zuteil. Der Norweger ist Weltranglisten-Erster und war von 2013 bis 2023 Schach-Weltmeister, bis er im vergangenen Jahr auf eine Verteidigung des Titels verzichtete. Zudem ist der 33-Jährige globaler Titelträger im Schnell- und Blitzschach. Kurzum: der G.O.A.T.
Dass der Größte nun in die kleine Gemeinde Wangel kommt, hat maßgeblich mit Buettner zu tun. Der Hamburger Unternehmer, der einst das Internet-Portal AOL Europe mit aufbaute, hat die Veranstaltung erdacht und finanziert sie.
Hamburger Unternehmer investiert rund eine Million Euro
Buettner investiert mehr als eine Million Euro, damit Carlsen, der aktuelle Weltmeister Liren aus China, der Weltranglisten-Zweite Fabiano Caruana aus den USA und der jüngste deutsche Großmeister aller Zeiten, Vincent Keymer, im Kreis Ostholstein spielen. "Alles, was ich bisher gesehen habe, war fantastisch", sagte der 19-jährige Keymer. "Und das Teilnehmerfeld hat wirklich ein hohes Level."
Mit dabei sind auch: Levon Aronian (USA), Alireza Firouzja (Frankreich), Dommaraju Gukesh (Indien) und Nodirbek Abdusattorov (Usbekistan). Acht der besten Spieler der Welt, ausgewählt vom G.O.A.T. himself Carlsen - eine Art G8-Gipfel des Schachsports.
"Es ist der größte Tag in der Weissenhaus-Geschichte überhaupt. Für mich noch größer als der G7-Gipfel." Jan-Enric Buettner, Initiator der "Freestyle Chess G.O.A.T. Challenge"
Es geht für den Norweger und die anderen Schach-Größen um 200.000 Dollar Preisgeld, davon 60.000 für den Sieger. Die Veranstaltung steht und fällt mit Carlsen. Wie die "Lübecker Nachrichten" (LN) berichteten, brauchte Buettner bei einem Treffen in der katarischen Hauptstadt Doha nur eine Dreiviertelstunde, um den Norweger von seiner Idee zu überzeugen: dem besten Schach-Turnier der Welt mit dem Größten aller Zeiten.
Buettners Intention: "Ich möchte Schach aus der Turnhalle rausbringen und ein angemessenes Umfeld für die Topspieler der Welt schaffen." Und das bedeutet auch, andere Wege zu beschreiten - und kein klassisches Schach zu spielen. Das soll eine der Voraussetzungen für Carlsens Teilnahme gewesen sein.
"Fischer Random" oder "Freestyle Chess"
Und so wird auf Wunsch des 33-Jährigen "Fischer Random" gespielt. Dabei handelt es sich um eine vom einstigen US-amerikanischen Weltmeister Bobby Fischer erdachte Variante des Schachs, bei der die Figuren auf der Grundlinie per Zufallsprinzip aufgestellt werden. Daraus ergeben sich insgesamt 960 mögliche Startpositionen, sodass es keine klassische einstudierte Spieleröffnung gibt.
Die Idee: mehr Gewicht auf der Kreativität und dem Talent des Spielers als auf dem Analysieren von Eröffnungen. Daher auch der weitere Name der Variante: "Freestyle Chess". Und der Begriff der "Challenge", also der Herausforderung, im Titel. Es geht gegen den G.O.A.T., aber auch gegen den Zufall. Wer am besten adaptiert, gewinnt.
Bei der Durchführung und Präsentation der Veranstaltung hingegen will Buettner nichts dem Zufall überlassen. Sebastian Siebrecht, selbst Schach-Großmeister, ist vom 59-Jährigen als Turnierdirektor eingesetzt.
Schach auf allen Kanälen
Der Modus: zwei Tage Schnellschach, um die Rangliste zu ermitteln, ab Sonntag geht es dann in die K.o.-Phase mit langer Bedenkzeit. Beim Schnellschach stehen den Spielern mehr als zehn, aber weniger als 60 Minuten für alle Züge zur Verfügung.
Fans können die Partien im Stream auf dem Schachportal chess.com verfolgen, werden aber auch über das Videoportal Youtube und soziale Medien wie Twitch, Tiktok und Instagram informiert. Die Partien finden in der Reetdachscheune des Guts statt, die Superstars werden täglich ab 13 Uhr an eigens dafür produzierten Tischen vor den Brettern sitzen - beim G8-Gipfel des Schachs in Weissenhaus.