Boris Herrmann jubelt im Ziel von Lorient. ©  Jean-Louis Carli / Alea / Retour à La Base

Retour à la Base: Herrmann segelt beim Solo-Härtetest auf Rang vier

Stand: 10.12.2023 17:55 Uhr

Boris Herrmann hat bei der Transatlantik-Einhandregatta Retour à La Base Platz vier belegt. Der Top-Segler aus Hamburg erreichte den Zielhafen Lorient mit seiner Malizia - Seaexplorer am Sonntagmittag nach 9 Tagen, 20 Stunden, 2 Minuten und 41 Sekunden.

Der 42-Jährige erfüllte sich damit bei seinem ersten Solorennen in dieser Saison den Wunsch von einer Top-5-Platzierung. Die Regatta führt über 3.500 Seemeilen (knapp 6.500 Kilometer) von Martinique ins französische Lorient.

"Dieses Boot kann die Vendée Globe gewinnen"

"Mein Boot ist super. Dieses Boot kann auch die Vendée Globe gewinnen", sagte Herrmann im Ziel. "Jetzt haben wir wirklich ihr Potenzial gezeigt. Auch wenn ich sie nicht so stark gepusht habe, war sie immer noch einen halben Knoten oder mehr schneller als andere. Und sie macht nicht diese brutalen Nosedives und Stopps wie andere Boote."

Er habe beim Solosegeln mehr über das Boot und sich selbst lernen wollen: "Heute habe ich das Gefühl, dass ich dieses Ziel erreicht habe", betonte Herrmann, der über Platz vier "superglücklich" war - und auch darüber, dass er diesmal "keine Probleme damit hatte, mich einsam zu fühlen".

Franzose Richomme der Sieger

Bei der Transatlantik-Regatta von der Karibik in die Bretagne siegte der Franzose Yoann Richomme auf dem Neubau Paprec Arkéa (9 Tage, 3 Minuten und 48 Sekunden) vor seinem Landsmann Jérémie Beyou auf Charal (9/5/53/31) und dem Briten Sam Goodchild mit For the Planet (9/7/43/21). Sie alle zählen wie auch Boris Herrmann zum erweiterten Favoritenkreis für die Vendée Globe ab dem 10. November 2024.

"Werden diese Probleme nicht noch einmal haben"

Neben Herrmann waren 31 weitere Skipperinnen und Skipper in Fort-de-France an den Start gegangen. Für den Deutschen, in diesem Jahr Dritter beim Ocean Race, war die Retour à La Base zugleich der letzte Härtetest des Jahres. Und er entpuppte sich tatsächlich als große Herausforderung.

"Unterm Strich war es ein gutes Rennen. Aber die Wassereinbrüche, das Wasser floss in den Generator - dieses Problem werden wir mit Sicherheit nicht noch einmal haben, das verspreche ich", hatte der gebürtige Oldenburger schon am Vorabend seiner Ankunft sichtlich angefasst ein erstes Resümee gezogen. Die Malizia - Seaexplorer stellte aber auch einmal mehr ihre guten Starkwind-Eigenschaften unter Beweis, segelte am Sonnabend in der Spitze 37 Knoten.

Technische Schwierigkeiten und Wassereinbruch

Herrmann hatte nach starken Tagen zuletzt mit technischen Problemen unter anderem am Generator zu kämpfen gehabt. Die Motoren der Rennyachten werden bei Regatten nicht für den Vortrieb, sondern zur Energie-Erzeugung für die Systeme an Bord genutzt.

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Malizia-Skipper Boris Herrmann © Boris Herrmann I Team Malizia

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Wassereinbrüche forderten ihn zusätzlich heraus. Er litt unter Schlaf- und Appetitlosigkeit. "Selbst wenn ich müde bin und mich hinlege, kann ich nicht einfach schlafen", berichtete er von hoher See. "Und ich weiß nicht, wo mein Appetit geblieben ist." Er führte das auch auf die zahlreichen Schwierigkeiten an Bord zurück, mit denen er umgehen musste.

Tagelang Wasser von Hand geschöpft

Als Ursache für die Wassereinbrüche machte der fünfmalige Weltumsegler eine abgerissene Abdeckung bei einem von zwei Cockpit-Abflüssen aus. Dort lief es nicht mehr ab, sondern kam ins Boot zurück. Das doppelte Problem: Die andere Abflussabdeckung war schon in der Anfangsphase des Rennens abgerissen.

Mit nun beiden beschädigten Abflüssen konnte das Wasser nirgendwo mehr ohne Gefahr der Rückkehr abfließen. Herrmann versah die Abflüsse daher zunächst mit einem Ring aus Spezialkleber - mit überschaubarem Erfolg. Mehrere Tage schöpfte er das übers Deck einlaufende Wasser von Hand ab. Eine zermürbende Arbeit.

Vorfreude auf ein Bier mit den Teamkollegen

Der Hamburger beeindruckte in der Schlussphase des Rennens aber nochmals mit hohen Geschwindigkeiten jenseits von 25 Knoten. Kurz nach dem Kreuzen der Ziellinie zollte dann sein Großsegel den Belastungen Tribut und zerriss spektakulär.

Boris Herrmann prostet der Menge im Ziel zu. ©  Jean-Louis Carli / Alea / Retour à La Base
Glücklich im Ziel: Boris Herrmann.

Herrmann wird nun zeitnah nach Deutschland reisen und sich zu Beginn des Jahres eine Auszeit mit seiner Familie gönnen. Das Boot wird einer Winterüberholung unterzogen und einen Satz neue Foils bekommen, bevor die Saison 2024 im April mit dem Transat CIC und dem transatlantischen Solo-Rennen New York-Vendée beginnt.

"Und dann, im November, bin ich bereit für meine zweite Vendée Globe", sagte der 42-Jährige, der sich allerdings nach seiner Ankunft in Lorient zunächst auf die kleinen Dinge des Lebens freute: ein gemeinsames Bier mit seinem Team Malizia und den Regatta-Kollegen.

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 10.12.2023 | 22:50 Uhr

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