Ocean Race: Mit Rekordtempo nach Aarhus - Kollision bei 11th Hour
Der Kampf um den Gesamtsieg im Ocean Race spitzt sich auf der fünften Etappe von Newport über den Nordatlantik nach Aarhus in Dänemark zu. Es purzeln die Geschwindigkeitsrekorde. Mitten im stürmischen Nordatlantik kollidierten die Spitzenreiter vom US-Team 11th Hour Racing wahrscheinlich mit einem Wal.
Dabei zog sich der Franzose Charlie Dalin eine leichte Gehirnerschütterung zu, Bord-Reporter Amory Ross verletzte sich an der Schulter. Ocean-Race-Arzt Spike Briggs, der per Satellitentelefon kontaktiert wurde, verordnete beiden Bettruhe und Schmerzmittel.
An der Yacht gab es nach ersten Überprüfungen keine Schäden. Das amerikanische Team um Skipper Charly Enright versucht wenige Tage vor der erwarteten Zielankunft zwischen Montagnachmittag und Dienstag in Aarhus, seine Führung mit drei verbliebenen Besatzungsmitgliedern zu verteidigen, doch der Vorsprung schmilzt dahin.
Holcim mit Fabel-24-Stunden-Geschwindigkeitsrekord
Kevin Escoffiers Holcim - PRB kommt den Amerikanern schnell näher, hatte seinen Rückstand am Freitagvormittag auf nur noch viereinhalb Seemeilen reduziert. Das Schweizer Team stellte einen Fabelrekord von 640,91 Seemeilen innerhalb von 24 Stunden auf, nachdem es zuvor schon 622,58 Seemeilen verbucht hatte. Die neue Bestmarke muss noch ratifiziert werden.
Mit der imposanten Tagesstrecke hat Holcim die acht Jahre alte 24-Stunden-Bestmarke der Comanche (618,01) in den Schatten gestellt, die bislang als das Maß der Dinge für Einrumpfyachten galt.
Malizia-Skipper Herrmann: "Einmalig gute Bedingungen"
Überhaupt ist das Spitzentrio im Nordatlantik rasend schnell unterwegs, zuvor hatte bereits 11th Hour mit 608 Seemeilen die 600er-Marke geknackt. Auch Boris Herrmanns Team Malizia, das mit Durchschnitts-Geschwindigkeiten von rund 26 Knoten um den Anschluss kämpft, segelte in neue Sphären. Das deutsche Boot erreichte 620,94 Seemeilen über 24 Stunden. Der Rückstand auf den nun gehandicapten Spitzenreiter 11th Hour beträgt noch gut 60 Seemeilen.
"Es sind einmalig gute Bedingungen. Wie gemacht für uns. So macht es Spaß, und wir sind jetzt das zweitschnellste Einrumpfboot der Welt", sagte Herrmann: "Wir müssen kaum was machen am Boot und man kann sogar gut schlafen." Nach dem Start in Newport hatten die Crews tagelang in ruppiger See schwer kämpfen müssen und kaum Ruhe und Schlaf gefunden.
Flaute vor Dänemark erwartet
Entschieden ist auf der wichtigen Etappe, die doppelt zählt, noch nichts. In den letzten Tagen des Rennens vor Dänemark wird eine Schwachwindphase erwartet. "Da kann alles passieren", sagte am Donnerstag Ocean-Race-Meteorologe Christian Dumard. Zumindest beim Spitzentrio, denn Biotherm segelt mit rund 400 Seemeilen Rückstand weit hinterher - und wetterbedingt auf einem Kurs weiter nordwärts.
In der Gesamtwertung führt nach vier von sieben Etappen Holcim mit nur einem Zähler vor den punktgleichen Verfolgern 11th Hour und Malizia.