Ocean Race: Malizia mit "feurigem Herzen" zum bisher größten Erfolg
Die Rennyacht Malizia - Seaexplorer von Boris Herrmann hat als Zweiter den 143. Längengrad Ost auf der Königsetappe des Ocean Race von Kapstadt nach Itajai überquert. Für den Hamburger Skipper und seine Crew ist Rang zwei bei der Zwischenwertung der dritten Etappe das bisher beste Ergebnis.
"Ich bin so glücklich, dass wir auf dem zweiten Platz über diese Linie gesegelt sind", sagte Herrmann, der sich einen Schluck Rum auf den Erfolg gönnte. "Wir haben hart dafür gearbeitet und das Ergebnis bedeutet uns als Team sehr viel." Der 41-Jährige und seine Mitstreiter hatten mit diversen Problemen zu kämpfen und mussten während der Etappe schon einige Reparaturen am Boot durchführen. Besonders ein Riss im Mast hatte Sorgen bereitet.
"In den letzten 48 Stunden war ich darauf konzentriert, das Boot in einem Stück über die Linie zu bekommen", erklärte Herrmann, der aber zufrieden feststellte: "Das Boot ist bei diesen Verhältnissen erstaunlich gut gesegelt."
Direkt nach Zwischenziel schon wieder Probleme
Unmittelbar nach der kurzen Feier hinter der Zwischenziellinie entdeckte die Crew der Malizia allerdings schon wieder Reparaturbedarf an der Hydraulik der Foils. Ein Teil hatte sich gelöst, weshalb Herrmann und Crew-Mitglied Rosalin Kuiper kurzerhand zur Tat schreiten mussten. "Es hat uns acht Stunden gekostet, das Problem zu lösen", erklärte der Skipper und witzelte, dass sie nun ihre Fortgeschrittenen-Prüfungen als Mechaniker abgelegt hätten. Herrmann und Co. verteidigten jedoch trotz der Probleme und niedrigerem Tempo ihren zweiten Platz in der Etappe.
Malizia rückt in Gesamtwertung nach vorn
Die Malizia hatte sich kurz vor dem Zwischenziel einen knappen Dreikampf mit 11th Hour Racing und Biotherm um den zweiten Platz geliefert. Vom vierten Rang ging es so noch nach vorn auf den zweiten Platz. "My heart was full of fire", schrieb Kuiper über den Moment, als sie auch noch den zweiten Kontrahenten überholt hatten. "Ich fühlte mich so lebendig. Das war bisher einer der tollsten Momente des Rennens."
"Ich bin so glücklich, dass wir auf dem zweiten Platz über diese Linie gesegelt sind. Wir haben hart dafür gearbeitet und das Ergebnis bedeutet uns als Team sehr viel." Malizia-Skipper Boris Herrmann
Weiter souverän in Führung liegt die Yacht Holcim PRB, die den dritten Sieg in Folge feierte und mit Rang eins bei der Zwischenwertung vor der Küste Tasmaniens die Gesamtführung weiter ausbaute. Für Platz eins gab es fünf Punkte, die Malizia bekam vier. Das Schweizer Holcim-Team hat nun 15 Zähler auf dem Konto.
Satte fünf, sechs und sieben Punkte dahinter folgen 11th Hour Racing, die Malizia und Biotherm. Die Guyot-Crew hatte die Etappe nach einem schweren Schaden am Boot abbrechen und nach Kapstadt zurückkehren müssen. Das Team liegt mit zwei Punkten am Ende des Klassements.
Erst dann an Neuseeland vorbei, dann Pazifik erobern
Mit 12.750 Seemeilen ist die Fahrt von Südafrika nach Brasilien so lang wie keine Ocean-Race-Etappe jemals zuvor. Deshalb wird die Königsetappe doppelt gewertet - aber im Südpolarmeer ohne Pause fortgesetzt. "Wir sind motivierter denn je", sagte Herrmann bei seiner fünften Weltumseglung. "Jetzt stehen wir hier in der Mitte der Etappe zufrieden und stark, segeln schnell an Tasmanien und Neuseeland vorbei und wollen dann den Pazifik erobern."
Knapp 7.500 Seemeilen sind es noch bis zum Ziel, wo erneut Punkte wie bei einer normalen Etappe vergeben werden. Bliebe es bei den aktuellen Platzierungen, könnten Herrmann und Co. den zweiten Platz der Gesamtwertung übernehmen. Bei Punktgleichheit entscheidet die bessere Platzierung bei den In-Hafen-Rennen, die jeweils vor dem Start der Etappen ausgetragen werden. Dabei war die Malizia bisher am stärksten.
Das Ocean Race endet nach vier weiteren Etappen - und dem zwischenzeitlichen "Fly-By" in Kiel am 9. Juni - mit dem letzten Hafenrennen voraussichtlich am 1. Juli im italienischen Zielhafen Genua.