Ocean Race: Guyot segelt wieder - und ist "motivierter denn je"
Schneller als erwartet hat das Team Guyot sein Boot in Kapstadt wieder auf Vordermann gebracht. Seit Donnerstagmorgen ist die Rennyacht nun auf dem direkten Weg nach Itajai, um auf der vierten Etappe des Ocean Race wieder angreifen zu können.
"Das Rennen ist noch lang und wir haben noch fünf Möglichkeiten zu punkten", sagte Co-Skipper Robert Stanjek am Donnerstag. "Wir glauben weiterhin fest daran, dass wir unser Ziel mit Platz drei oder vier erreichen können. Wir sind motivierter denn je zu zeigen, was in uns steckt."
Der Berliner beobachtet das Rennen und auch die Überführung der Guyot über den Atlantik nach Brasilien aktuell nur aus der Ferne, ist zur Erholung nach Hause geflogen. "Ich war mehr als zehn Wochen weg und bin nun zurück im Alltag", so Stanjek. "Ich helfe meiner Frau und verbringe viel Zeit mit den Kindern, was ich sehr genieße."
Am 13. oder 14. April fliegen er und auch Skipper Benjamin Dutreux nach Itajai, um sich auf die vierte Etappe vorzubereiten, die über 5.500 Seemeilen nach Newport/USA führt. Ursprünglich war Stanjek für "Leg 4", das am 23. April startet, gar nicht vorgesehen. Doch das Team hat sich dazu entschieden, dieselbe Crew wie bei der dritten Etappe ins Rennen zu schicken.
"Wir müssen alles, was passiert ist, in Stärke für die nächste Etappe umwandeln. Dass wir niemals aufgeben werden, ist klar." Guyot-Skipper Benjamin Dutreux
Angeführt von Dutreux, der vor allem die Leistung der Techniker hervorhob: "Es war eigentlich die Arbeit für einen ganzen Monat, aber wir haben gesagt, wenn wir ins Rennen zurückkehren wollen, müssen wir es innerhalb einer Woche schaffen."
In zwei Wochen in Brasilien
Und sie haben es geschafft. Die Reparaturen am Rumpf der Guyot verliefen in der improvisierten Werkstatt in Kapstadt schneller als erwartet. Am Donnerstagmorgen stachen Sébastian Simon und der Berliner Phillip Kasüke von der Segelcrew, OnBoard-Reporter Charles Drapeau sowie die Techniker Clovis Gautier und Jimmy le Baut in See, um die Guyot nach Brasilien zu bringen. Rund zwei Wochen wird das Team brauchen, um nach Itajai zu segeln.
Rumpfschaden auf der dritten Etappe
Drei Tage nach dem Start der dritten Etappe hatte die Guyot-Crew den Schaden am Rumpf entdeckt und sich entschieden, nach Kapstadt zurückkehren. Bitter für das Team, aber Stanjek und Co. hatten noch Glück im Unglück: Wäre das Problem später, tief im Südpolarmeer, aufgetreten, hätte es noch viel kniffliger werden können. So war das Boot erst rund 1.000 Kilometer unterwegs und die vorsichtige Rückkehr nach Südafrika machbar.
Stanjek: "Klafft eine schmerzhafte Lücke"
Für Stanjek nur ein schwacher Trost. "Es klafft eine Lücke in dieser Weltumseglung. Eine, die sehr schmerzt, weil es für mich die reizvollste Etappe war", sagte der 41-Jährige dem rbb. "Das Südpolarmeer zu durchsegeln und das Kap Hoorn zu umrunden - das war ein Lebenstraum." Jahrelang hatte er darauf hingearbeitet.
Diesem Segel-Abenteuer stellen sich nun aktuell die anderen vier Boote. Harte Bedingungen und zahlreiche Reparaturen haben sie dabei zu bewältigen, die Belastung für Mensch und Material ist immens. "Ich bin fasziniert, wie sie ihre Probleme lösen auf dieser harten Etappe", so Stanjek, der aus Enttäuschung etwas Zeit gebraucht hat, bevor er den Tracker wieder verfolgen konnte.
Jetzt ist der Berliner aber wieder im Rennmodus und hat der Konkurrenz um das Team Malizia ("Ein sehr starkes Boot für die großen Wellen") im Blick: "Holcim ist offenbar das stärkste Allround-Boot. Sie haben eine starke und sehr erfahrene Crew. Es wird sehr schwer sein, sie zu schlagen."
Das Holcim-Team von Skipper Kevin Escoffier führt die Gesamtwertung aktuell mit 15 Punkten souverän an. Durch die Aufgabe auf der dritten Etappe, die zwei Wertungen enthält, ging die Guyot leer aus und liegt mit zwei Zählern auf dem letzten Platz.
Den Blick aufs Tableau sparen sich Stanjek und Co. derzeit wohl. "Wir sind glücklich, in Brasilien ins Rennen zurückzukehren", sagte der Deutsche. Dann werden die Karten in der Segel-Hatz um die Welt neu gemischt.