News-Blog Vendée Globe: Ruyant "Doldrums-Meister" - Herrmann holt auf
Die 10. Auflage der Vendée Globe läuft. Der Hamburger Boris Herrmann zählt mit der Malizia - Seaexplorer bei seiner zweiten Teilnahme zu den Favoriten. Alle News und Hintergründe zur Solo-Weltumseglung im Live-Blog des NDR.
"Zeit, um aus den Doldrums herauszukommen"
Die Rechnung für die Skipper ist recht einfach: Je früher sie mit ihren Booten aus den Doldrums raus sind, desto besser sind die Aussichten - wettertechnisch und fürs Rennen. "Wir dürfen hier nicht zu lange festsitzen. Wettersysteme sind wie Züge: Wenn es Zeit ist zu gehen, muss man gehen", sagte der sechstplatzierte Charlie Dalin (MACIF). "Wenn wir das Tiefdruckgebiet erwischen wollen, das uns in Richtung Südosten drücken wird, ist es jetzt an der Zeit, aus den Doldrums herauszukommen!"
Ruyant erstmals vorn - Herrmann hinterher
Thomas Ruyant (Vulnerable) scheint die inoffizielle "Doldrums-Meisterschaft" bei der Vendée Globe 2024 für sich entschieden zu haben. Der französische Skipper liegt mit seinem etwas weiter westlichen Kurs durch die Schwachwindzone nördlich des Äquators offenbar goldrichtig und hat nun erstmals die Führung übernommen. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von zuletzt 16,7 Knoten war Ruyant weitaus schneller unterwegs als seine ärgsten Konkurrenten Sam Goodchild (Vulnerable, 11,9) und Sébastian Simon (Groupe Dubreuil, 8,3).
Boris Herrmann verbesserte sich mit seiner Malizia auf Rang 14, kämpft sich aktuell mit immerhin noch 12,2 Knoten Durchschnitts-Speed durch die intertropische Konvergenzzone und hat nur noch gut 100 Seemeilen (ca. 185 Kilometer) Rückstand auf den Führenden.
Herrmann hofft auf schnellen Weg durch die Doldrums
Boris Herrmann hat in den vergangenen Stunden mächtig Boden gutgemacht auf die Spitzengruppe, profitierte dabei auch davon, dass die Führenden bereits in den Doldrums unterwegs waren und daher an Geschwindigkeit verloren. Nun ist der Hamburger selbst in der Flautenzone angelangt und hofft darauf, ein gutes Gespür für die Navigation zu haben.
"Die Navigation durch die Flaute ist immer ein Spiel mit hohem Einsatz, bei dem man viel gewinnen oder verlieren kann, also ist es wichtig, konzentriert zu bleiben", erklärte der gebürtige Oldenburger am Mittwochabend.
Richomme mit 24-Stunden-Rekord
Yoann Richomme hat mit seiner Yacht Paprec Arkea in der Zeit zwischen Dienstag, 9.30 Uhr und heute 9.30 Uhr exakt 551,84 Seemeilen zurückgelegt - ein 24-Stunden-Rekord. Damit brach er die Bestmarke von Nico Lunven, der erst vor einer Woche mit der Holcim - PRB 5,24 Seemeilen weniger zurückgelegt hatte.
Segel-Experte Kröger: Herrmann wird vorne dabei sein
Auch wenn Boris Herrmann derzeit nicht zur Spitzengruppe gehört, hat Segel-Experte Tim Kröger keinen Zweifel, dass der Hamburger Malizia-Skipper noch alle Chancen auf den Sieg hat. "Er wird definitiv mit vorne dabei sein. Er kann es, sein Boot gibt das her", sagte der zweimalige America's-Cup-Teilnehmer im NDR Talk: "Sein Boot hat eine gute Geschwindigkeit. Das wird sich im Südpolarmeer auszahlen."
"Gummiband-Effekt" in Richtung Doldrums
Die Spitzengruppe hat die Doldrums bereits erreicht und verliert an Geschwindigkeit in der Schwachwindzone. Deshalb machen die Verfolger um Boris Herrmann derzeit Boden gut. "Gummiband-Effekt" nennen das die Segler, sagte Experte Tim Kröger im NDR Talk: "Im Augenblick sieht es gut aus für ihn."
Wie sich das Rennen weiterentwickelt, wird davon abhängen, wie breit die Doldrums sind, wie schnell die Boote die Zone durchqueren und dann den Passatwind nutzen können, um wieder ordentlich Fahrt aufzunehmen.
Herrmann drückt auf die Tube
Boris Herrmann hat sich um einen Platz auf den 16. Rang verbessert und den Rückstand auf den weiter führenden Briten Sam Goodchild (Vulnerable) um fast 50 auf unter 200 Seemeilen (370 Kilometer) verkürzt. Mit 23,7 Knoten verbuchte er die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit der vergangenen vier Stunden. Eine Tendenz, die sich zunächst fortsetzen dürfte, denn die Spitzengruppe ist nun schon in die Doldrums geraten, während der Hamburger aktuell noch schnell segelt.
Das Feld wird also zusammen-, dann aber auch wieder auseinandergezogen, wenn die Schwachwindzone durchquert ist. Wie kommt der Hamburger durch die Kalmen? Das ist im Moment die Frage aller Fragen...
Fabrice Amedeo mit Problemen am Kiel
Fabrice Amedeo (Nexans - Wewise) segelt seit dem Vorabend im Sicherheitsmodus mit reduzierter Geschwindigkeit, sein Boot hat Probleme am Kiel. Der Franzose ist aktuell der 34. des Klassements.
Isabelle Joschke ist happy: "Voll dabei"
Isabelle Joschke hat nach schwierigem Beginn endgültig in die Regatta gefunden. "Ich bin im Spiel und voll dabei", sagte die Deutsch-Französin, die sich auf MACSF auf den 19. Platz vorgeschoben hat. Auf der Höhe von Madeira hatte Joschke ihre erfolgreiche Aufholjagd gestartet, als sie einen westlichen Kurs wählte. Sie habe Boris Herrmann einige Male während des Rennens getroffen, "das ist sehr nett und erstaunlich angesichts des Unterschieds unserer Boote. Aber ich genieße es."
Herrmann klettert, aber Geburtstagskind Goodchild gibt Gas
Boris Herrmann hat sich am Dienstagabend im Feld der Imoca-Rennyachten wieder in die Top 20 gearbeitet, liegt auf Rang 17. Allerdings ist der Abstand des Hamburgers mit seiner Malizia auf den führenden Sam Goodchild (Vulnerable), der am Dienstag seinen 35. Geburtstag feierte, um rund zehn Seemeilen angewachsen.
Die berühmt-berüchtigten Doldrums könnten das Feld aber schon bald neu sortieren. Die intertropische Konvergenzzone nördlich des Äquators, die die Führenden am Mittwochmittag erreichen sollten, ist für ihr wechselhaftes Wetter mit oftmals Windstille bekannt. "In dieser Zone ist alles immer sehr zufällig und kann sich sehr schnell ändern. Es ist unmöglich, etwas vorherzusagen", sagte Skipper Sébastien Marsset (Foussier).
Boris Herrmann zum Rennverlauf: "War auch ein bisschen Pech dabei"
Boris Herrmann liegt am zehnten Tag nach Rennstart nicht in den Top 20 bei der Weltumseglung. Zufrieden ist er damit natürlich nicht und hadert ein wenig mit dem Rennverlauf am vergangenen Wochenende, der ihm einen Rückstand einbrachte. "Da war auch ein bisschen Pech dabei", sagte der Malizia-Skipper am Dienstag.
Seeungeheuer gesichtet?
Schlaf ist zuweilen auf See schwer zu finden, und manchmal auch der richtige Kurs. Ob seine sehr spezielle Schlafmaske dem Schweizer Hublot-Skipper Alan Roura wenigstens bei einer dieser beiden Herausforderungen hilft?
Vorne mehr Tempo, Boris Herrmann braucht Geduld
Die vorderen Boote des westlichen Pelotons haben - angeführt von Sam Goodchild (Vulnerable) - Fahrt aufgenommen und sind mit über 20 Knoten unterwegs nach Süden. Bitter für Boris Herrmann, der als 23. weiterhin mit wenig Wind zu kämpfen hat und zumindest zunächst einmal weiter an Boden auf die Mitfavoriten verlieren wird. Es bleibt ein Geduldsspiel für den gebürtigen Oldenburger.
Le Cam rauscht davon
Jean Le Cams Entscheidung, östlich der Ideallinie gen Süden zu segeln, bewährt sich. Seit der Franzose am Montagabend wieder die Führung übernommen hat, hat er den Vorsprung auf seine Verfolger Seemeile um Seemeile ausgebaut. Mit im Schnitt rund 13 Knoten in den vergangenen 24 Stunden war die Tout commence en Finistère - Armor Lux deutlich schneller unterwegs als der Rest der Flotte, der sich für die Westroute entschieden hatte.
Der Zweitplatzierte Sam Goodchild (Vulnerable), der Dritte Sébastien Simon (Groupe Dutreuil) und Thomas Ruyant (Vulnerable) auf Platz vier haben das Flautenfeld weitestgehend hinter sich gelassen. Für Le Cam wird es darum gehen, mit Tempo zurück nach Westen zu kommen und einen akzeptablen Kurs durch die Doldrums zu finden.
Herrmann setzt Wetterboje im Atlantik aus
Boris Herrmann hat am achten Tag der Regatta eine Treibboje ausgesetzt, die nun Daten zu Temperatur, Oberflächenströmung und Luftdruck liefern wird. Bevor der Hamburger die für die exakte Wettervorhersage sowie die Überwachung des Klimawandels wichtige Boje in den Atlantik warf, verewigte er sich noch mit einem Autogramm auf ihr.
Neben dem gebürtigen Oldenburger werden vier weitere Kapitäne wie Herrmann Wetterbojen in dem Gebiet zwischen den Kanarischen Inseln und den Kapverden aussetzen. Insgesamt führen bei der zehnten Ausgabe der Vendée Globe 25 Skipper wissenschaftliche Geräte mit sich.
Weöres setzt Rennen fort
Szabolcs Weöres hat vor Las Palmas (Gran Canaria) die Reperaturarbeiten an seinem Boot New Europe abgeschlossen und das Rennen wieder aufgenommen. Der Ungar flickte das Loch in seinem Großsegel und segelt nun dem Feld hinterher.
Le Cam erwischt wieder Wind
Jean Le Cam hat am Montagabend wieder die Führung von Sam Goodchild übernommen. Der französische Routinier ist auf seinem östlichen Kurs deutlich schneller unterwegs als die Flotte weiter im Westen. Kann er sich etwas absetzen? Nach Einschätzung von Malizia-Co-Skipper Will Harris kommt es vor allem darauf an, wie schnell die Boote im Westen aus der Schwachwindzone herauskommen.
Dann hätten sie den deutlich besseren Kurs, weil sie direkt Richtung Süden segeln könnten und Le Cam kreuzen müsse, um nicht durch die Doldrums zu segeln, sagte Harris in der "Malizia Vendée Show" am Montagabend.
Herrmann zwischen Frust und Optimismus
Die vergangenen Tage liefen nicht optimal für Boris Herrmann. Trotzdem hat der Hamburger Skipper seinen Optimismus nicht verloren. Er hofft darauf, die Stärken seiner Malizia im Südpolarmeer auszuspielen.
Führungs-Trio hängt in neuer Flaute fest
Zu Beginn der zweiten Rennwoche liegen Sam Goodchild (Vulnerable) sowie seine beiden Verfolger Sébastien Simon (Groupe Dubreuil) und Thomas Ruyant (Vulnerable) auf der Westroute weiter vorn. Allerdings wird das Trio nun von einem neuen Flautenfeld ausgebremst.
Die Restflotte, in der sich auch Malizia-Skipper Boris Herrmann befindet, dürfte von besseren Winden profitieren und wieder aufholen. Vor allem Nicolas Lunven (Holcim-PRB) hat schon viel Boden gutgemacht. Auch die ganz im Osten segelnden Jean Le Cam (Tout commence en Finistère - Armor-Lux) und Conrad Colman (MS Amlin) haben zwischen der afrikanischen Westküste und den Kapverdischen Inseln für ihren strammen Südkurs guten Rückenwind.
Herrmann kämpft mit dem schwachen Wind
Während viele andere Skipperinnen und Skipper schon wieder deutlich schneller gen Süden segeln, kämpft Boris Herrmann Richtung Kapverdische Inseln weiter mit den Bedingungen. Am Sonntag stoppte seine Malizia - Seaexplorer unter mehreren Wolken sogar. "Ich versuche, nicht zu frustriert zu sein. Das Rennen ist noch lang und es ist leicht, damit viel Energie zu verlieren", sagte der Hamburger.
Die beiden Vulnerable-Yachten haben sich ein bisschen von der Flotte absetzen können, die auf dem westlicheren Kurs unterwegs ist. Herrmann hofft, dass er auf dem Weg in den Süden nicht zu weit zurückfällt: "Wenn es nur ein paar Hundert Meilen Rückstand sind, sollte ich das noch aufholen können." Seine Yacht ist schließlich extra für die harten Anforderungen im Südpolarmeer designt worden.
Weöres mit Reparaturstopp
Szabolcs Weöres hat Las Palmas (Gran Canaria) erreicht und seine New Europe an einer Anlegeboje gesichert. Der Ungar will den kurzen Boxenstopp nutzen, um das Loch in seinem Großsegel zu reparieren und eine gründliche Inspektion der anderen Segel und der Takelage vorzunehmen.
Weöres ist optimistisch, die Arbeiten im ruhigen Wasser und bei Tageslicht schnell abschließen zu können. Sofern keine weiteren Probleme auftauchen, will er das Rennen umgehend wieder aufnehmen.
Boris Herrmann: Schlaffe Segel, wenig Schlaf
Boris Herrmann freute sich am siebten Tag der Vendée Globe über einen schönen Sonnenaufgang ("das dürften die wenigsten in Deutschland derzeit so erleben"), ansonsten ist der Hamburger aber unzufrieden: "Ich hatte wenig Schlaf und bin zudem kaum vorangekommen. Viel Schlaf und viel Strecke wäre besser."
Die See sei sehr unruhig, zugleich gebe es aber nur wenig Wind, erklärte der Malizia-Skipper, der in den vergangenen 24 Stunden keine zweistellige Knotenzahl erreicht hat und in den vergangenen vier Stunden lediglich 30 Seemeilen (rund 55 Kilometer) zurücklegte.
Risse an Bord der Bureau Vallée
Louis Burton kämpft mit Problemen an Bord der Bureau Vallée. Am späten Samstagabend entdeckte der Franzose Risse am vorderen Deck seines Bootes auf Höhe des Gennaker-Ausbaumers. Diese könnten die "strukturelle Integrität" beeinträchtigen, teilte sein Team mit. Vorerst setzt Burton das Rennen jedoch fort, ist aber weit aus der Spitzengruppe rausgefallen.
Erste Woche für Herrmann mit einem Novum
Fast eine Woche ist es nun schon her, dass in Les Sables d'Olonne die Hatz über 24.300 Seemeilen (45.000 Kilometer) begann - vor 350.000 Zuschauern. Es herrschte Ausnahmezustand an der französischen Atlantikküste. Wenige Tage später stellte Nicolas Lunven (Holcim - PRB) bei starken Winden von knapp 25 Knoten einen 24-Stunden-Weltrekord auf.
Und nun ist gewissermaßen die Ruhe nach dem Sturm eingekehrt. Abnehmende Winde haben das Feld auf dem Kurs Richtung Äquator immer dichter zusammengeschoben. "Es passiert einfach nicht viel", sagte der Hamburger Boris Herrmann. "Jetzt liegen erst einmal ein paar Tage mit leichten Winden vor uns. Das habe ich so noch nie gesehen." Ein bisschen Ruhe, bevor Mitte der Woche der Äquator überquert werden soll.
Sind die Verfolger auf der besseren Route?
Jean Le Cam (Tout commence en Finistère-Armor Lux) hat seine Führung auch am Samstagnachmittag behauptet. Die Frage in den kommenden Stunden wird sein, ob es sich weiter auszahlt, dass er weiter östlich segelt als das Gros der Flotte. Auf ähnlichem Kurs wie der Franzose ist Conrad Colman aus Neuseeland. Kann er Le Cam einholen?
Oder wendet sich das Blatt zugunsten der anderen Verfolger weiter im Westen, zu denen auch Boris Herrmann auf Rang 14 gehört? Der gebürtige Oldenburger betonte, es sei derzeit ein wenig "tricky", die richtige Strategie zu finden.
Jack Bouttell, zweimaliger Sieger beim Ocean Race, prognostizierte in der "Vendée Globe Show", dass die Segler auf der westlichen Route im Vorteil seien. Für Le Cam werde es eine "große Herausforderung", mit seinem Kurs Rang eins für längere Zeit zu verteidigen.
Le Cam übernimmt Führung
Die Boote liegen auch am Samstagmorgen noch dicht beisammen. Die Führung hat inzwischen Routinier Jean Le Cam übernommen. Der 65 Jahre alte Franzose, der bereits zum sechsten Mal an der Vendée Globe teilnimmt, segelt deutlich weiter östlich als der Großteil der Flotte.
In den vergangenen 24 Stunden legte Le Cam rund 264 Seemeilen zurück. Zum Vergleich: Boris Herrmann, der im großen Feld zurzeit auf Rang 13 liegt, bewältigte in der gleichen Zeit lediglich gut 122 Seemeilen. Le Cam schlägt allerdings nun einen westlicheren Kurs ein. Ob er seinen Vorsprung halten kann bei leichten Atlantikwinden?
Knöchel schwer verletzt, Segel kaputt - Sorel muss aufgeben
Maxime Sorel (V and B - Monbana - Mayenne) hat die bittere Entscheidung getroffen, die Vendée Globe 2024 abzubrechen. Bei einem Reparaturversuch am Großsegel hatte sich der Franzose eine Knöchelverletzung zugezogen, die es ihm zusammen mit dem für ihn irreparablen Schaden am Boot unmöglich macht, weiterzusegeln.
"Mein Knöchel ist seit vier Tagen schwer verletzt. Er ist erst im Laufe der Zeit und durch die Manöver, die ich an Bord durchgeführt habe, angeschwollen, insbesondere bei dem Versuch, meine Probleme mit dem Großsegelhaken zu lösen", berichtete der Skipper. "Ich leide so sehr, dass ich mich an Bord meines Bootes kaum noch bewegen kann. Selbst wenn ich mich ausruhe, habe ich starke Schmerzen. In diesem Zustand kann ich nicht mehr sicher segeln."
Nach fünf Renntagen dieser zehnten Vendée Globe ist Sorel der erste Ausfall. Der Franzose, der mit seiner Yacht Schutz vor Madeira gesucht hat, ist untröstlich: "Ich habe alles gegeben, aber dieser Knöchel und dieses Großsegel geben mir dieses Mal nicht die Möglichkeit, meine sportliche und abenteuerliche Geschichte zu schreiben, die ich zutiefst liebe."
Herrmann "im Schlaf auf Platz drei"
Nach einigen eher unruhigen Nächten zum Start der Vendée Globe ist Malizia-Skipper Boris Herrmann in der Nacht auf Freitag ein bisschen zur Ruhe gekommen und hat "ein bisschen Extra-Schlaf" bekommen. Und als er aufwachte, so berichtete der 43-Jährige, sei er auf Platz drei des Rankings gewesen - quasi "im Schlaf auf Platz drei. Das klingt wie ein Spaß, war aber eine schöne Überraschung".
Höhere Temperaturen, abnehmende Winde - Spitze näher zusammen
Auf Kurs Äquator rücken die Besten aktuell immer dichter zusammen. Und Malizia-Skipper Boris Herrmann ist weiter vorne mit dabei.
Herrmann schiebt sich auf Platz drei vor - Joschke holt auf
Boris Herrmann hat sich über Nacht mit seiner Malizia - Seaexplorer auf Rang drei vorgeschoben. Am Donnerstagabend betrug sein Rückstand rund 76 Seemeilen (140 Kilometer), am Freitagmorgen liegt der Hamburger Skipper nur noch 40 Seemeilen (74 Kilometer) hinter Sam Goodchild (Vulnerable), der die Führung von Herrmanns ehemaligem Navigator Nicolas Lunven (Holcim - PRB) übernommen hat.
Aufgrund der zunehmend leichten Bedingungen schiebt sich die Flotte der Imoca-Rennyachten weiter zusammen. Die Boote am Ende des Feldes hatten zuletzt noch kräftigere und stabilere Winde und konnten den Abstand nach vorne verringern.
Davon profitierte auch die Deutsch-Französin Isabelle Joschke (MACSF), die deutlich Boden auf die Spitze gut gemacht hat. Sie liegt an Position 31 aktuell rund 190 Seemeilen (351 Kilometer) hinter Goodchild.
Erster "Barfuß-Tag" - Herrmann nutzt seichte Bedingungen
Boris Herrmann hat auf der Malizia - Seaexplorer den "ersten Barfuß-Tag" verlebt. "Wir sind recht schnell in Richtung Süden und damit in warme Gefilde gekommen", berichtete der Skipper am Nachmittag. Die Flotte steuere nun auf "eine unübersichtliche Hochdruckzone mit fünf Tagen mit leichtem Wind zu". So eine Vorhersage sei "seltsam. Ich habe noch nie eine so lange Zeit mit leichtem Wind gesehen."
Er nutzt die Bedigungen nun, um das Boot weiter zu "tunen". Er schätzt, dass die Spitzengruppe "die Äquatorialzone erst in sieben Tagen erreicht, was sehr spät ist für eine Vendée-Globe-Bestzeit". Andererseits, so der Hamburger, gebe das auch die Gelegenheit, "einen Rhythmus zu finden" - oder dringend nötige Arbeiten zu erledigen. Was in seinem Fall auch bedeutet, "das Cockpit aufzuräumen - wenn ich mir ein Herz fasse".
Weöres befreit Teil des Vorsegels, weitere Reparaturen nötig
Szabolcs Weöres hat das ruhigere Wetter am Morgen genutzt, um zumindest einen Teil seines verhedderten Gennaker-Vorsegels zu befreien. Der ungarische Skipper (New Europe) kletterte 22 Meter den Mast hinauf, um die Arbeiten durchzuführen. Es gelang ihm, den oberen Teil des beschädigten Segels herunterzunehmen, das Vorstag zu stabilisieren und das Risiko eines Mastverlusts zu verringern. Der untere Teil des Segels aber ist weiter eng um das Vorstag gewickelt. Weöres' Boot war am Dienstagabend in unruhiger See umgeworfen worden, wodurch Großsegel und Vorsegel erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
Ursprünglich hatte er geplant, für die dringend notwendigen Arbeiten nach Madeira zu fahren, konnte die Insel aber aufgrund der Wetterbedingungen nicht wie geplant anlaufen. Um Vorstag und Vorsegel weiter inspizieren und Reparaturen am Großsegel durchführen zu können, muss "Szabi" in einem geschützten Bereich ankern. Aktuell liegt er auf Rang 38 mit mehr als 400 Seemeilen Rückstand auf die Spitze.
"The Brain" Lunven zieht an allen vorbei
Nicolas Lunven setzt seine wundersame Reise bei der Vendée Globe fort: Der frühere Navigator von Boris Herrmann, der mit seiner Yacht Holcim - PRB erst am Vortag den 24-Stunden-Geschwindigkeitsrekord verbessert hat, hat nun sogar im virtuellen Tracker die Führung übernommen. Nachdem der Großteil der Flotte Madeira hinter sich gelassen hatte, fand "The Brain" - weiter im Osten als die meisten Konkurrenten - in Richtung Kanaren einmal mehr den besten Kurs.
"Ich versuche weiter, das Maximum aus dem Boot herauszuholen", erklärte der 41-Jährige, der "sehr stolz" auf seinen Rekord ist. Auch wenn sich die Imoca-Yachten auf ein Hochdruckgebiet zubewegen, das deutlich leichtere Winde und damit schwierigere Segel-Bedingungen mit sich bringt, kann er sich gut vorstellen, dass seine Bestmarke noch in dieser Vendée Globe übertroffen wird: "Die Boote sind schon sehr schnell."
Herrmann selbst bleibt mit seiner Malizia als Zehnter in der Spitzengruppe mit dabei und hat auf den zuletzt führenden Yoann Richomme (Paprec Arkéa) sogar knapp zehn Seemeilen gutgemacht.
Lecker Pizza, lecker Tomate - und es rummst gewaltig
Noch sind die Skipper nicht allein auf die sogenannte (gefriergetrocknete) Astronautenkost angewiesen, es gibt frisches Brot, frische Tomaten und Wurst und manche landestypische Leckerei.
Doch mit den Schlemmereien ist es irgendwann vorbei auf der langen und fordernden Reise rund um den Erdball, wenn die Vorräte nach und nach weniger werden - und je nach Dauer vielleicht sogar rationiert werden müssen. Gemütlich geht sowieso anders: Es schaukelt und rummst gewaltig an Bord - auch während der Mahlzeiten.
Herrmann hat aufgeholt und liegt gut im Rennen
Zwischenzeitlich Achter, aktuell Zehnter: Boris Herrmann liegt mit der Malizia gut im Rennen und hat seit Mittwochmorgen rund 20 Seemeilen (ca. 37 Kilometer) auf die Spitzengruppe um den Führenden Yoann Richomme aufgeholt. Für den Hamburger geht es in dieser Phase des Rennens vor allem darum, den Kontakt zur Spitze zu halten und im selben Wettersystem zu bleiben. Denn dann ist er beim Erreichen des Südpolarmeeres mit vorne dabei - und kann dort die Stärken der Malizia ausspielen.
Vor Herrmann und der restlichen Flotte liegen nun erst einmal herausfordernde Bedingungen mit Flautenlöchern, wenn die Kanaren passiert werden. "Die Strecke, die vor uns liegt, ist extrem komplex. Ich weiß also nicht wirklich, wo wir hingehen werden", sagte der Drittplatzierte Jérémie Beyou (Charal).
Madeira wird zur Zuflucht
Maxime Sorel (V und B - Monbana - Mayenne) hat mit einer Reihe von Schwierigkeiten zu kämpfen und läuft nun Madeira an. Der Franzose hatte erst Probleme mit dem Gennaker, das er erfolgreich flickte, dann mit dem Großsegel und verknackste sich schließlich auch noch bei den Reparaturarbeiten den Knöchel, er steht im Dauerkontakt mit den Rennärzten.
"Ich habe heute Morgen versucht, das Großsegel zu senken, aber es blieb am dritten Reff hängen. Ich wollte dann auf den Mast klettern, aber die See war zu rau und ich habe aufgegeben. Meine Arme waren so taub und es hat meinem Knöchel nicht geholfen", berichtete der Skipper, der nach dem "Everest der Meere" auch 2023 den echten Mount Everest bezwungen hatte. Er wolle jetzt auf Madeira Schutz suchen, um auf den Mast zu klettern und zu versuchen, die Reparaturen vorzunehmen.
Auch Szabolcs Weöres plant nach Madeira zu fahren, um die Insel als Windschutz zu nutzen. Der ungarische Skipper (New Europe) berichtete, dass sein Boot am Vorabend in unruhiger See umgeworfen worden sei, was zu erheblichen Schäden an Großsegel und Vorsegel führte. Der Gennaker ist weiterhin verheddert und Wind und Wellen lassen "Szabi" keine Chance, es zu befreien. Er hoffe, dass ihm das am Donnerstag gelingt. Für Reparaturen am Großsegel benötigt er aber sehr ruhiges Wetter - oder eben den Schutz einer Insel.
Ex-Malizia-Skipper Lunven mit 24-Stunden-Weltrekord
Vendée-Globe-Debütant Nicolas Lunven (Holcim - PRB) hat einen sensationellen Start in die Solo-Weltumseglung hingelegt und mit seinem einsamen Ritt nach Westen einmal mehr das richtige Näschen bewiesen. Der Franzose, jetzt schon Vierter, profitierte auf seiner Route abseits des Pelotons länger vom starken Wind sowie vom direkteren Kurs und rauschte mit knapp 25 Knoten und so schnell wie kein anderer gen Süden.
In den vergangenen 24 Stunden legte er 546,60 Seemeilen (gut 1.012 Kilometer) zurück - das bedeutet einen 24-Stunden-Geschwindigkeitsrekord für Imocas, der noch ratifiziert werden muss. Er übertraf damit die Bestmarke, die Thomas Ruyant im vergangenen Winter bei der Regatta Retour à la Base aufgestellt hat (540 Seemeilen). Lunven ist damit jetzt quasi ein doppelter Rekordhalter: zum einen Solo, zum anderen aber auch mit Crew. Beim Ocean Race im vergangenen Jahr gehörte er als Navigator zu Boris Herrmanns Team Malizia, dem im Nordatlantik ein 24-Stunden-Weltrekord für Einrumpfboote gelang.
Er habe das Verkehrstrennungsgebiet von Kap Finisterre meiden wollen mit seinem Küstenverkehr, den Fischern und Frachtschiffen sowie den notwendigen Halsen und zudem das Potenzial des Bootes besser ausschöpfen wollen, erklärte "The Brain" seine ungewöhnliche Kurswahl. Das hat geklappt. Und das trotz eines ein kleinen Ruderproblems der Nacht. "Der Pinnenarm löste sich, das Boot war nicht mehr steuerbar und ich musste es wegen einiger Reparaturen anhalten. Ich habe etwas Zeit verloren, aber solche Dinge passieren", sagte Lunven. Nach seinem Ausflug in die Einsamkeit wird der 41-Jährige demnächst wieder mit seinem ehemaligen Chef und anderen Kollegen zusammentreffen.
"Ein bisschen frustrierend" - Isabelle Joschke hadert
Isabelle Joschke ist aktuell 35. und hatte in den ersten Tagen ihrer zweiten Vendée Globe erneut große Schwierigkeiten, den richtigen Rhythmus zu finden. "Dieser Start in die Vendée Globe war an Bord der MACSF nicht einfach. Ich hatte den Eindruck, dass ich viele Dinge tat, aber nicht das, was nötig war. Im Grunde war ich die ganze Zeit dabei, habe aber die Dinge verkompliziert statt sie zu vereinfachen. Es hat mich erschöpft und deshalb bin ich nicht so schnell gesegelt", schilderte die Deutsch-Französin: "Ich muss in den Rhythmus dieses ganz besonderen Rennens kommen, und im Moment habe ich es offensichtlich verpasst. Es ist ein bisschen frustrierend."
Sie sei aber trotz allem "wirklich froh, hier zu sein", betonte die 47-Jährige. Sie sei viel cooler und nicht mehr so gestresst wie vor vier Jahren, als sie mit Defekten kämpfte und nach einem längeren Reparaturstopp in Brasilien hinterhersegelte. "Und vor allem weiß ich, dass der Weg noch lang ist."
Harte Nacht für Clarisse Crémer
Die Probleme beim "Mount Everest der Meere" häufen sich nach einigen Tagen und einer rauen Nacht auf See. So erlebte Clarisse Crémer (L'Occitane en Provence) eine heftige Nacht, als sie vor der portugiesischen Küste ihr größtes Vorsegel verlor. Das bedeutet nicht nur Stress, sondern auch einen Nachteil bei Leichtwinden.
"Ohne dieses Segel werden die nächsten Tage bei leichtem Wind nicht viel Spaß machen. Ich habe viel Energie verloren, aber es liegt noch ein langer Weg vor mir", teilte die Französin mit, die auf der ehemaligen Apivia unterwegs ist, mit der Charlie Dalin vor vier Jahren Gesamtzweiter wurde. Nach einer schlaflosen Nacht, in der sie in ständigem Austausch mit ihrem Team stand, versucht sich die 34-Jährige nun auszuruhen, um dann das Rennen den Atlantik hinunter fortzusetzen.
Herrmann Achter - Herausforderungen in Sicht
Boris Herrmann arbeitet sich im Feld der Imoca-Rennyachten weiter nach vorn. Der Hamburger hat sich mit der Malizia auf Rang acht vorgeschoben, liegt 46 Seemeilen (ca. 85 Kilometer) hinter dem weiter führenden Briten Sam Goodchild (Vulnerable). Louis Burton (Bureau Vallée) und Yannick Bestaven (Maitre CoQ V) auf Rang sechs und sieben hat Herrmann in Sichtweite.
Das hat Will Harris ein "breites Grinsen" ins Gesicht gezaubert, wie der Co-Skipper in der Malizia Vendée Show berichtete. "Das ist ein gutes Zeichen. Er hat schlaue Entscheidungen getroffen."
Die werden auch nötig sein, wenn Herrmann und Co. am Donnerstag die Kanarischen Inseln passieren. "Die große Herausforderung für die Flotte wird dann sein, in den Korridor zwischen dem Hochdruckgebiet westlich und den Leichtwindzonen östlich zu kommen", erklärte Harris, der viele Manöver erwartet.
Kleines Leck an Ruyants Vulnerable
Schon am Sonntag kurz nach dem Start hatte Thomas Ruyant bemerkt, dass er einen kleinen Wassereinbruch vorne an seiner Vulnerable hat. In der unruhigen See und im starken Wind vor Kap Finisterre an der Nordwestküste Spaniens musste der Franzose nun regelmäßig Wasser abpumpen. Laut seinem Team hat er die Situation unter Kontrolle und wird eingreifen, wenn die Zeit und das Wetter es zulassen. Ruyant ist derzeit Dritter der Gesamtwertung.
Sein Landsmann Fabrice Amedeo hatte unterdessen an Bord seines Bootes Nexans - Wewise einen Stromausfall, blieb jedoch gelassen und witzelte, dass sein Philosophiestudium ihn nicht darauf vorbereitet habe, mitten auf dem Meer auf allen Vieren Elektrik zu reparieren. Das Meer stelle seine Entschlossenheit vom ersten Tag an auf die Probe.
Boris Herrmann hat Boden gutgemacht
Boris Herrmann hat den längeren Weg außen um das Verkehrstrennungsgebiet am Kap Finisterre genommen und davon profitiert. Er ist aktuell mit fast 20 Knoten unterwegs und hat sich nach seiner Aufholjagd nach schwierigem Start mit Problemen an der Steuerung auf den zwölften Platz vorgeschoben. Sein Rückstand auf den Führenden Charlie Dalin, der auf Macif Santé Prévoyance unter Land gesegelt ist, hat sich von über 100 auf gut 80 Seemeilen verkürzt.
Die erste große Herausforderung steht an
Am Abend und in der Nacht wartet die erste große Herausforderung auf die Weltumsegler. Am Kap Finisterre werden Windstärken von 20 bis 25 Knoten erwartet mit Böen von bis zu 40 Knoten. Problem ist dabei vor allem ein Verkehrstrennungsgebiet. Die Skipper können es links liegen lassen - der viel weitere und auch ruppigere Weg, der aber wahrscheinlich auch länger Wind bedeutet. Oder aber unter Land daran vorbeifahren. Dann dürfen sie mit weniger heftigen Wind-Bedingungen rechnen, müssen aber viele Manöver und Gefahren durch Berufsschifffahrt mit Fracht-, Containerschiffen und Fischerbooten in Kauf nehmen.
"Das wird sehr stressig", prognostiziert Malizia-Co-Skipper Will Harris. "Die Boote, die da reinfahren und es schaffen, werden sicher zwischen 30 und 40 Seemeilen gewinnen. Aber wenn du einen Fehler machst oder es schlecht läuft, kann es dich schon nach wenigen Tagen die Vendée kosten." Mit anderen Worten: Es gibt an dieser Stelle und zu diesem frühen Zeitpunkt nicht viel zu gewinnen - aber alles zu verlieren.
Kopfschmerzen und Schlafprobleme bei Boris Herrmann
Am Tag nach dem Start kämpft Boris Herrmann mit Kopfschmerzen und Schlafproblemen. Nach einer zeitraubenden Reparatur gleich zu Beginn und einer unruhigen ersten Nacht auf See ist der Hamburger etwas angeschlagen. "An Bord ist alles in Ordnung. Es gibt keine Probleme und wir arbeiten uns im Ranking nach vorn", berichtete der Malizia-Skipper. Aber die erste Nacht sei nicht optimal gelaufen, zumal er Pech hatte mit Winddrehern und Böen. "Ich habe nicht viel geschlafen und ein bisschen Kopfschmerzen." Die ersten 24 Stunden seien "sehr intensiv" gewesen, "aber ich finde meinen Rhythmus. Wir orientieren uns nun nach Süden." Vor der spanischen Küste werde er dann auf kleinere Segel wechseln, aber nun erst einmal versuchen, einen Nap zu machen. "Eine simple Sache an Land, aber an Bord ist es nicht immer so einfach, mal eben Schlaf zu finden."
Video: So lief der Start der Vendée Globe mit Boris Herrmann
Begeisterte Zuschauer an Land und zu Wasser und mit wenig Wind kämpfende Skipper: Der Start der Vendée Globe 2024 in der ausführlichen Zusammenfassung:
Herrmann mit kleinen technischen Problemen
Kurz nach dem Start hatte Boris Herrmannn auf der Malizia mit kleinen technischen Problemen an der Bootssteuerung zu kämpfen. Ein Teil musste getauscht werden. "Ich hatte eine kleine Challenge", berichtete der Hamburger, der mehrere Telefonate mit der Technik-Crew an Land führte. "Jetzt ist es wieder gut."
Auch ein Grund, warum der 43-Jährige von "keinem so guten Start" in die Vendée Globe 2024 sprach. Dazu kam ein bisschen Pech. "Die vorausfahrenden Boote hatten denselben Wind, haben ihn nur früher erwischt. Aber das ist nicht das Ende der Welt."
Video: Boris Herrmann wagt seine zweite Vendée Globe
Bei seiner Premiere vor vier Jahren wurde der Hamburger am Ende Fünfter. Eine bessere Platzierung verhinderte die Kollision mit einem Fisch-Trawler kurz vor dem Ziel. Nun ist Herrmann wieder in See gestochen.
Die Strecke: 45.000 Kilometer rund um den Globus
In Les Sables d'Olonne an der französischen Atlantikküste begann und endet die Hatz über 24.300 Seemeilen (45.000 Kilometer) rund um den Erdball. Die Strecke führt zunächst Richtung Süden, vorbei am Kap der Guten Hoffnung (Südafrika). Die Segler nehmen dann Kurs auf die Antarktis, die es zu umrunden gilt, vorbei am Kap Leeuwin, dem südwestlichsten Punkt des australischen Festlands. Zurück Richtung Norden steuern sie Südamerika und das Kap Hoorn an, bis sie sich schließlich wieder Frankreich nähern, wo sie Ende Januar erwartet werden.
So ist die Vendée Globe in gewisser Weise auch eine Art Klimareise: Vom herbstlichen Frankreich führt die Route runter auf die sommerliche Südhalbkugel und dann rund um die Antarktis zurück ins winterliche Europa.
Video: Das war die spektakuläre Parade vor dem Start
Was für ein Abschied für die Weltumsegler am Sonntagmorgen. Trubel, Tränen und tolle Bilder gab es bei der Parade der Skipperinnen und Skipper vor dem Start der Vendée Globe. 350.000 Zuschauende waren in Frankreich dabei.
Boris Herrmann ist gut weggekommen...
... und liegt nach 15 Minuten sogar vorn. Damit hat er sich seinen Wunsch nach einem gelungenen Start erfüllt und segelt vorneweg. Und das mit einem Boot, das sich vermeintlich bei leichtem Wind etwas schwertut. "Guter Start", vermeldete der "Malizia-Skipper" kurz nach dem Kreuzen der Startlinie.
Vendée Globe 2024 ist gestartet!
Die Weltumseglung hat begonnen. Keiner bekommt eine vierstündige Strafzeit aufgebrummt, niemand war zu früh dran - ein sauberer Start der gesamten Flotte. Aber nun ist es in der Anfangsphase ein Nervenspiel, bei dem es darum geht, jeden Hauch Wind zu erwischen.
Neue Doku über Boris Herrmann
Zum Start der Weltumseglung gibt es in der ARD Mediathek die neue Doku "Boris Herrmann - Segeln am Limit" - ein intimes Porträt des deutschen Extremseglers.
Parade der Skipper vorbei - 350.000 Zuschauende dabei
Die mehrstündige und emotionale Parade der Skipperinnen und Skipper ist vorbei - eine gigantische Prozession moderner Abenteurer vor rund 350.000 Zuschauenden! Als letzte der 40 Teilnehmer - 6 Frauen und 34 Männer - hat die erst 23-jährige Französin Violette Dorange den Hafen verlassen. Alle sind nun auf dem Weg zum Start, der um 13.02 Uhr erfolgt.
"Rock around the Globe" - Überragende Stimmung im Hafen
Eine ganz andere Szenerie als vor vier Jahren während der Corona-Pandemie erleben Segler und Zuschauende in Frankreich. Da durften keine Fans dabei sein. Nun stehen sie dicht gedrängt und jubeln, Euphorie und Emotionen pur. Es ist eine gebührende Verabschiedung für die Gladiatoren der See.
Violette Dorange erfüllt sich ihren Segel-Traum
Mit gerade einmal 23 Jahren erfüllt sich Violette Dorange ihren Traum und segelt bei der Vendée Globe nonstop alleine um die Welt. Ihre Offshore-Karriere begann die Französin mit 15 - da überquerte sie mit einem Opti den Ärmel-Kanal. Seit zwei Jahren ist sie nun in der Königsklasse des Einhand-Segelns dabei - und zählt mit der Yacht DeVenir bereits zu den Favoritinnen unter den Imoca ohne Foils.
Wer ist der Top-Favorit, wo steht Boris Herrmann?
Der französische Weltranglisten-Erste Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) gilt für viele als Top-Favorit auf den Sieg. Nicht aber für Boris Herrmann. "Er hat ein Boot, das im Atlantik sehr schnell sein wird, er dürfte als Erster im Südpolarmeer ankommen", prognostiziert er. Dalins Schiff funktioniert bei flachem Wasser und stabilen Windverhältnissen perfekt, aber wird es rauer, könnte es anders aussehen. Dann schlägt die Stunde der aufs Südpolarmeer ausgelegten Schiffe. Wie die von Yoann Richomme (Paprec Arkéa) und Thomas Ruyant (Vulnerable) - und von Herrmanns Malizia - Seaexplorer.
Dalin, der vor vier Jahren als Erster die Ziellinie überquert hatte, dann aber seinem Landsmann Yannick Bestaven nach dessen Zeitgutschrift infolge der Rettungsaktion für Kevin Escoffier den Vortritt lassen musste, sieht in Herrmann einen ernst zu nehmenden Konkurrenten: "Er ist definitiv immer stärker geworden. Bei den beiden Solo-Transatlantikregatten im Frühling hat Boris jeweils den zweiten Platz gemacht. Er segelt jetzt auf sehr hohem Niveau und ist sehr konstant. Für mich gehört er ganz klar zum Kreis der Favoriten. Wir werden sehen, wem das Wetter und die Verhältnisse auf See am Ende in die Karten spielen."