News-Blog Vendée Globe: Herrmann nach Reparatur im Mast weiter Neunter
Die 10. Auflage der Vendée Globe läuft. Der Hamburger Boris Herrmann ist mit der Malizia - Seaexplorer zum zweiten Mal dabei. Alle News und Hintergründe zur Solo-Weltumseglung im Live-Blog des NDR.
Malizia wieder so schnell wie die Konkurrenz
Boris Herrmann ist bei der Vendée Globe weiter in den Top Ten, kommt als Neunter aber weiter nicht dichter an die vor ihm segelnden Konkurrenten heran. Nach den Reparaturarbeiten an Bord der Malizia ist der Hamburger Skipper allerdings zumindest wieder so schnell wie Thomas Ruyant (Vulnerable) und Nicolas Lunven (Holcim - PRB).
Herrmann nach erfolgreicher Reparatur erleichtert
Das wichtigste Vorsegel kann wieder genutzt werden - und Boris Herrmann freut sich über eine gelungene Reparatur im Mast der Malizia mitten in der Nacht.
Die Reparatur sei eigentlich nicht überdurchschnittlich kompliziert, aber: "Ich habe drei Stunden benötigt, weil man allein an Bord für alles länger braucht", sagte Herrmann, der sein J2 in den kommenden Tagen gut gebrauchen kann.
"Ich bin ein wenig zu weit westlich", erklärte Herrmann mit Blick auf seine direkten Konkurrenten. "Die anderen machen konstant 20 Knoten, ich nur 13 bis 14." Er müsse nun entscheiden, ob er einen östlicheren Kurs wähle oder sich auf seiner Route durchkämpfe, so der Hamburger Skipper der Malizia.
Eric Bellion steuert die Falklandinseln an
Eric Bellion (Stand As One – Altavia), der zurzeit auf Rang 27 liegt, nimmt Kurs auf die Falklandinseln. Er hatte am 7. Januar einen Schaden an seiner Aufhängung des J2-Segels vermeldet. Seine provisorische Reparatur hielt jedoch nicht. Bei Winden um 40 Knoten will Bellion kein Risiko eingehen und nach Stanley fahren, um dort zu warten, bis die Bedingungen für ihn wieder besser werden.
Herrmann im Mast, J2-Segel wieder im Einsatz
Boris Herrmann hat in der Nacht von Freitag auf Samstag die nötigen Reparaturarbeiten am Aufhängungssystems seines J2-Segels erledigt. Dazu stieg er erneut in den 29 Meter hohen Mast. Das wichtigste Vorsegel ist nun wieder im Einsatz - wichtig für Herrmann im Kampf um eine möglichst gute Platzierung.
Richomme holt auf, Herrmann noch in Top Ten
Yoann Richomme (Paprec Arkea) hat im Kampf um den Sieg bei der zehnten Auflage der Nonstop-Regatta um die Welt trotz des Verlustes seines J0-Vorsegels am Freitagmorgen (MEZ) den Rückstand auf Spitzenreiter Charlie Dalin (MACIF Santé Prévoyance) verringern können. Am Sonnabendmorgen lag der 41-Jährige nur noch rund 150 Seemeilen hinter seinem französischen Landsmann. Damit machte Richomme binnen weniger Stunden fast 40 Meilen auf Dalin wett. Dabei profitierte er allerdings auch von den für ihn aktuell günstigen Windverhältnissen.
"Es geht um etwa einen Knoten über eine halbe Stunde, eine Stunde und so weiter, und jeder kommt bei den besseren Bedingungen mal zum Zug. Es ist ein bisschen wie ein Jo-Jo zwischen den beiden", erklärte Fabien Delahaye von der Rennleitung. Dalin und Richomme sind momentan mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 22 bis 25 Knoten unterwegs.
Weitaus langsamer bewegt sich die Malizia von Boris Herrmann über das Meer. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit betrug in den vergangenen 24 Stunden gerade einmal rund zehn Knoten, damit war er der zweitlangsamste Segler aus den Top Ten. Nur seine direkte Verfolgerin Justine Mettraux (Schweiz/Teamwork-Team Snef) kam noch schwerfälliger voran (knapp acht Knoten).
Herrmann verliert ohne J2-Segel an Boden
Boris Herrmann ist nach dem Bruch der Aufhängung seines Vorsegels J2 wie befürchtet im Klassement zurückgefallen. Am Freitagabend (MEZ) wies der Tracker den Hamburger mit seiner Malizia nur noch auf Platz neun aus. Im Kampf um Rang vier, den aktuell der Brite Sam Goodchild (Vulnerable) belegt, verlor der gebürtige Oldenburger an Boden.
Damit hatte Herrmann allerdings auch bereits gerechnet, da er aktuell nur mit einem kleineren Vorsegel das Rennen bestreiten kann und daher laut eigener Aussage um "30 bis 40 Prozent langsamer" als zuvor unterwegs ist. Tatsächlich war der 43-Jährige vor Einbruch der Nacht mit Abstand der langsamste Segler aus den Top Ten.
Simon gibt Gas nach Les Sables-d'Olonne
Große Freude an Bord der Groupe Dubreuil: Sebastien Simon kann wieder foilen. Durch seinen Foilschaden auf der Backbordseite war der Franzose in den vergangenen Wochen stark eingeschränkt - und musste seine Kurswahl dadurch auch anpassen. Aber durch sein seglerisches Geschick konnte er, anders als von einigen Experten erwartet, den dritten Rang halten.
"Jetzt ist alles gut. Ich habe den Punkt erreicht, an dem ich das Steuerbord-Foil nutzen kann. Jetzt gebe ich auf dem Weg nach Les Sables-d'Olonne Gas", jubelte Simon.
Bei 650 Seemeilen Rückstand auf den Zweitplatzierten Yoann Richomme (Paprec Arkéa) wird nach vorne wohl keine Verbesserung mehr möglich sein. Sollte es keine größeren Zwischenfälle mehr geben, hat Simon aber auch von hinten nichts mehr zu befürchten. Sein Vorsprung auf den Viertplatzierten Sam Goodchild (Vulnerable) beträgt fast 1.800 Seemeilen.
Reparaturarbeiten abgeschlossen: Lunven meldet sich zurück
Nicolas Lunven hat seine Reparaturarbeiten im Mast der Holcim - PRB abgeschlossen. Der Sturm hatte die Spitze des Mast mit den Antennen und Messfühlern abgerissen, sodass er nur noch im Kompasmodus fahren konnte. "Es war ein Albtraum, drei Tage lang keine richtigen Winddaten zu haben", erklärte der Franzose rückblickend.
"Ich bin wieder zu 100 Prozent im Rennmodus." Skipper Nicolas Lunven
Mittlerweile schickt sich der ehemalige Malizia-Navigator von Boris Herrmann auch an, seinen Ex-Teamkollegen wieder zu überholen. Der Siebtplatzierte Herrmann hat genauso Probleme mit seinem J2-Vorsegel wie Thomas Ruyant (Vulnerable) auf Rang acht. Lunven der sich auf dem Weg den Atlantik hinauf früh auf einen deutlich westlicheren Kurs begeben hatte, könnte die beiden Konkurrenten im Ranking schon bald überholen.
Probleme bei Herrmann reißen nicht ab
Nach dem Besteigen des Masts für Reparaturarbeiten und dem Blitzeinschlag an Bord der Malizia hat es Boris Herrmann erneut erwischt: Zumindest erst mal kann er sein J2-Segel nicht mehr benutzen. Ein Haken der extra installierten Halterung des wichtigsten Vorsegels ist gebrochen und das Segel heruntergerutscht. Der Schaden "zerschmettere" seine Chancen, erfolgreich zu sein, sagte der Skipper.
"Ich habe das Gefühl, dass ich für die Situation verantwortlich bin. Aber ich wollte unbedingt diesen Haken für mehr Sicherheit, und dieser Teil ist kaputt gegangen", ärgerte sich Herrmann. "Hätten wir das Seil einfach wie alle anderen oben am Segel befestigt, dann hätte ich dieses Problem jetzt nicht."
Zu Reparaturen sieht sich der Hamburger unter den gegenwärtigen Segelbedingungen nicht in der Lage. Er hofft aber noch, das Segel in zwei oder drei Tagen erneut am Mast befestigen zu können. Schon jetzt habe er einige Meilen verloren. Solange er nur mit dem kleineren J3-Segel segeln kann, dürften weitere hinzukommen. Der aktuell Siebtplatzierte befürchtet, weiter an Boden zu verlieren und auch im Ranking zurückzufallen.
Richommes Paprec Arkéa verliert Vorsegel
Am frühen Freitagmorgen hat Yoann Richomme von seiner Paprec Arkéa den Verlust seines J0-Vorsegels gemeldet. Die Verriegelung war kaputt gegangen und das Segel im Wasser gelandet. Nach 40 Minuten Arbeit hatte der französische Skipper das Segel zwar wieder an Bord geholt, es war aber zerrissen und damit unbrauchbar geworden.
Das Rennen will Richomme allerdings umso entschlossener fortsetzen. Die Veranstalter erwarten ihn weiterhin am Dienstag in Les Sables d'Olonne. Sein Rückstand auf den Führenden Chalie Dalin (Macif) beträgt knapp 178 Seemeilen, bei noch gut 1.800 zu absolvierenden Seemeilen.
Sturm vor den Falklandinseln: "Das ist gerade kein Rennen"
Ein großes Tiefdruckgebiet hat eine Gruppe von sechs Skippern vor den Falklandinseln hart erwischt. Tanguy le Turquais (Lazare, 21.) kam noch relativ glimpflich davon: Nach einer schnellen Passage von Kap Hoorn hatte er mit "nur" 40 Knoten Wind zu kämpfen. Etwas weiter hinten hatten die Segler nicht mehr so viel Glück.
Kojiro Shiraishi (DMG Mori Global One, 26.) berichtete, als er vor der Küste der Falklandinseln segelte, von 50 Knoten Wind und dass er "nahe an der Eiszone" sei: "Das ist gerade kein Rennen, es geht mehr ums Überleben. Ich habe im Moment den stärksten Wind, den ich bei diesem Sturm haben werde, also hoffe ich nur, dass ich unbeschadet davonkomme und bald wieder Rennen fahren kann."
Angesichts des Sturms haben sich die Teilnehmer hinter Shiraishi, darunter Eric Bellion (Stand as One, 27.), Arnaud Boissières (La Mie Câline, 28.) und Violette Dorange (Devenir, 29.), die gestern Abend Kap Hoorn rundeten, dazu entschlossen, langsamer zu fahren, um den Sturm vorüberziehen zu lassen.
Harris: "Schlüsselmoment" für die Gruppe um Herrmann
Der Kampf der Gruppe um Malizia-Skipper Boris Herrmann (Plätze vier bis zehn) ist bei der Vendée Globe weiter in vollem Gange. Diejenigen, die im Westen am nächsten an der Küste gesegelt sind - angeführt von Jérémie Beyou (Charal, 4.) und Sam Goodchild (Vulnerable, 5.) -, hatten sich zunächst einen leichten Vorteil erarbeitet. Weiter im Osten aber sind Paul Meilhat (Biotherm, 8.) und Nicolas Lunven (Holcim-PRB, 9.) weiter mit dabei. Im Ranking am Abend liegen zwischen den Plätzen vier und neun lediglich 90 Seemeilen (166 Kilometer).
Will Harris, Malizia-Co-Skipper, glaubt in der jetzigen Rennphase an einen "Schlüsselmoment für alle Boote auf den Plätzen vier bis zehn, und es zeichnet sich ab, dass es ein wirklich enger Kampf bis ins Ziel werden wird".
Macht es Richomme noch einmal spannend?
Charlie Dalin hat immer noch gut 180 Seemeilen Vorsprung auf Yoann Richomme. Doch ein Hochdruckgebiet könnte ihn ein wenig ausbremsen und Richomme vielleicht die Chance geben, aufzuholen und für ein spannendes Finish zu sorgen.
Nach jüngsten Berechnungen der Veranstalter werden die beiden Franzosen am kommenden Dienstag (14. Januar) das Ziel in Les Sables-d'Olonne erreichen.
Youngster Dorange mit Problemen auf dem Weg zum Kap Hoorn
Violette Dorange ist mit gerade einmal 23 Jahren die jüngste Teilnehmerin an der Vendée Globe. Sie liegt in der Gesamtwertung auf Rang 28 und hat Kap Hoorn noch nicht erreicht. Die Bedingungen sind derzeit schwierig für sie. Um nicht mitten in ein Tief mit sehr starkem Wind zu geraten, holte sie die Segel ein und fuhr "so langsam, wie es nur ging".
Gleichzeitig sehnt sie die Rundung des Kaps herbei, um wieder in wärmere Gefilde zu kommen. "Das Kap ist das Ende des Südpolarmeeres - und das ist gut so, denn es wird langsam wirklich kalt hier, weil ich keine Heizung an Bord habe", sagte Dorange. Zudem hat sie Motorprobleme, was die Energieversorgung an Bord beeinträchtigt.
Herrmann-Gruppe weiter dicht beisammen
An der Spitze des Feldes hat Charlie Dalin weiterhin einen stabilen Vorsprung von gut 180 Seemeilen auf Yoann Richomme, der allerdings ein wenig bessere Bedingungen hat und ein wenig aufholen dürfte in den kommenden Stunden.
Sehr interessant ist die Konstellation bei den Verfolgern auf den Rängen vier bis zehn. Sam Goodchild (4.), Jérémie Beyou (5.) und Boris Herrmann als Sechster segeln eng beisammen und haben wie Thomas Ruyant (7.) und Justine Mettraux (10.) einen deutlich westlicheren Kurs gewählt als Paul Meilhat (8.) und Nicolas Lunven (9.).
"Wir navigieren nach Osten, um die Passatwinde zu erwischen", berichtete Goodchild am Donnerstagmorgen. Die Schlechtwetter-Front, die Herrmann am härtesten getroffen hat, liegt hinter der Gruppe. "Ich kann es kaum erwarten, etwas Schlaf zu bekommen Wir hatten echt harte zwei Tage mit der Kaltfront gestern: Sturmböen und Gewitter überall - und deshalb keine Zeit, sich auch einmal auszuruhen."
Soudée riskiert bei Bergungsaktion sein Leben
Neben dem Hamburger Boris Herrmann hatte am Mittwoch auch der Franzose Guirec Soudée eine äußerst schwierige Situation zu meistern. Bei seiner Yacht Freelance.com verhedderte sich das große Vordersegel (Code 0) mit dem Kiel, sodass sein Boot außer Kontrolle geriet und in Richtung Küste trieb. Der 33-Jährige hatte keine andere Wahl, als sich ins eiskalte Wasser (fünf Grad) vor Kap Hoorn zu stürzen, unter seine Yacht zu tauchten und dort das Segel zu lösen.
Soudée gelang die heikle Bergungsaktion. Völlig erschöpft gab er anschließend zu: "Ich habe keine Energie mehr." Dass er im Ranking am Mittwoch drei Plätze verlor und nun nur noch auf Platz 25 liegt, konnte der Franzose in Anbetracht seines lebensgefährlichen Einsatzes gut verkraften.
"Noch nie erlebt": Herrmann von Unwetter und Blitzeinschlag geschockt
Boris Herrmann ist am 59. Tag der Vendée Globe der Schreck in die Glieder gefahren. Der Gund dafür: Der Hamburger geriet mit seiner Malizia in ein schweres Unwetter. Am Mittwochmorgen berichtete der 43-Jährige von unaufhörlichen Gewittern, sintflutartigen Regen und einem Blitzeinschlag, der wichtige Systeme an Bord seiner Yacht beschädigte. "So etwas habe ich in meinem ganzen Leben, in all den Jahren, in denen ich segele, noch nie erlebt", sagte der gebürtige Oldenburger.
Herrmann behielt trotz der beängstigenden Zustände aber die Ruhe und navigierte sein Boot erfolgreich durch den Sturm. Einige der elektronischen Elemente an Bord sind aktuell aber nicht mehr funktionstüchtig. Sie müssen - wenn möglich - nun repariert werden. Andere "wesentliche Systeme" stellte der Profisegler wieder her.
Bereits im vergangenen Mai war die Malizia in New York von einem Blitz getroffen worden. Diesmal seien die Schäden an der Yacht zwar weit weniger gravierend, so der Hamburger. Aber: "Ich glaube, das Meer hat mir wirklich seine Zähne gezeigt. Ob es nun die Vendée Globe war oder nur das Wetter, es ist ein Tag, den ich nicht vergessen werde."
Auch Simon überquert den Äquator
Nach seinen beiden französischen Landsmännern Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) und Yoann Richomme (Paprec Arkéa) hat auch der drittplatzierte Sébastien Simon (Groupe Dubreuil) den Äquator überquert. Obwohl der 34-Jährige den Rückstand (aktuell rund 550 Seemeilen) auf das Führungsduo ein bisschen verringern konnte, wird es unter normalen Umständen um den Kampf um den Sieg nicht mehr eingreifen können.
Richomme: "Dalin ist ein bisschen stärker"
Die beiden Franzosen Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) und Yoann Richomme (Paprec Arkéa) werden aller Voraussicht nach den Sieg bei der diesjährigen Vendée Globe unter sich ausmachen. Favorit ist der mit rund 130 Seemeilen Vorsprung führende Dalin, das räumt auch Verfolger Richomme ein: "Momentan ist es leicht in den Passatwinden, es geht einfach geradeaus bis zum Azorenhoch. Wenn wir das erst einmal erreicht haben, ist Charlie - so mein Eindruck - aber ein bisschen stärker. Aber ich werde versuchen, dranzubleiben."
Der drittplatzierte Sébastien Simon hat mit seiner Groupe Dubreuil schon mehr als 500 Seemeilen Rückstand auf das Führungsduo. Sicher hat er Platz drei aber noch nicht. Das abgebrochene rechte Foil dürfte sich in der Schlussphase auf dem Nordost-Kurs negativ bemerkbar machen: So haben die weiteren Verfolger - eine Gruppe von sechs nahe beieinanderliegenden Booten rund um Boris Herrmanns Malizia - durchaus noch eine Chance, aufs Podium zu segeln.
Probleme bei Bellion
Bei der Stand As One - Altavia von Eric Bellion hat sich ein Bolzen gelöst, der das Vorstag des J2-Vorsegels hält. Immerhin: Der Franzose, derzeit auf Rang 27 noch vor Kap Hoorn segelnd, konnte alle Teile bergen und wird die Reparatur durchführen können. Dafür muss er allerdings das Tempo drosseln und die für ihn ab Donnerstag prognostizierten schwächeren Winde abwarten.
Herrmann überholt Ruyant
Boris Herrmann hat am Dienstag-Nachmittag (MEZ) Thomas Ruyant überholt und sich auf Rang sechs vorgeschoben. Besser platziert war der Hamburger Skipper zuletzt Mitte November, als er westlich der Kanarischen Inseln mit seiner Malizia auf dem dritten Platz lag. Doch die aktuelle Platzierung dürfte nur eine Momentaufnahme sein, die Yachten auf den Rängen vier bis zehn trennen nur rund 100 Seemeilen.
Herrmann muss für Reparaturen in den Mast klettern
Lunven segelt durch "die Hölle"
Nicolas Lunven (Holcim - PRB) machen die Bedingungen auf dem Weg Richtung Äquator sehr zu schaffen. "Es hämmert in meinem Kopf, das Boot knallt auf die Wellen, es ist die Hölle", sagte der ehemalige Navigator von Boris Herrmann im Team Malizia, der zuletzt auf Rang zehn zurückgefallen ist.
"Es ist laut, es wackelt und ich fahre nicht sehr schnell: Es ist frustrierend!" Skipper Nicolas Lunven (Holcim - PRB)
Hinzu kommt, dass der Franzose seit drei Tagen nur noch im Kompasmodus fahren kann. "Mein Masttop wurde zusammen mit den Antennen und den Messfühlern abgerissen", sagte Lunven, der von sehr starken Windböen berichtete. Seine Imoca-Yacht hat hinten eine Ersatzantenne: "Die ist schon eine große Hilfe ist, aber das reicht leider nicht aus, um im Windmodus effektiv zu steuern."
Mit seiner Kurswahl, die ihn deutlich weiter östlich als Herrmann und einige andere segeln lässt, sei er aktuell "nicht unzufrieden". Auch wenn Lunven damit zunächst ins Hintertreffen geraten ist. Seine Wahl bezeichnete er als "strategisch". Am Mittwoch will der 42-Jährige die Passatwinde erreichen und hofft, seine direkten Konkurrenten dann wieder zu überholen.
Reparatur in 29 Metern Höhe: Herrmann trotzt der Höhenangst
Boris Herrmann macht keinen Hehl daraus, dass er Höhenangst hat. Das ist als Segler normalerweise kein Problem. Doch wer allein um die Welt segelt, muss sich seiner Angst schon mal stellen. Nun war es soweit: Der Hamburger musste wegen wichtiger Reparaturarbeiten an einer Halteleine der Takelage (Arbalète) mit seiner Ausrüstung - und natürlich gesichert - 29 Meter den Mast hochsteigen.
"Leider sieht es so aus, als ob die Bedingungen gut genug sind, um hochzusteigen", schrieb er seinem Team, bevor es losging, von Bord seiner Malizia. Später schickte der 43-Jährige dann ein Video von seinem Einsatz. Am Ende stellte Herrmann - noch am Mast baumelnd - erleichtert fest: "Der Job ist erledigt. Ich bin froh, wieder runterzukommen. Es ist ganz schön holperig hier oben."
Herrmann belegt mit seiner Yacht weiter den siebten Rang - und liegt gut 30 Seemeilen hinter Jeremie Beyou (Charal) auf Platz vier. In der Nacht belegte er zwischenzeitlich sogar Rang sechs.
Ruyant gibt sich kämpferisch, Herrmann Siebter
Nachdem Thomas Ruyant lange Zeit den vierten Platz hinter seinen französischen Landsmännern Charlie Dalin (Maicf Santé Prévoyance), Yoan Richomme (Paprec Arkéa) und Sébastien Simon (Groupe Dubreuil) belegt hatte, musste der 43-Jährige inzwischen Jérémie Beyou (Charal) an sich vorbeiziehen lassen. Sein Rückstand auf seinen Landsmann ist zwar aktuell nicht der Rede wert. Aber es steht aus Sicht von Ruyant zu befürchten, dass er im Kampf um Rang vier weiter Federn lassen wird, muss er die Regatta doch ohne das wichtige J2-Segel beenden. Es wurde zerstört, als seine Vulnerable von einer Böe erfasst wurde.
"Ohne den J2 weiß ich, dass es sehr kompliziert wird, in dieser Gruppe mitzukämpfen. Aber ich werde nicht aufgeben, ich werde bis zum Ende kämpfen. Es wird wie ein Neuanfang zwischen uns sein, und ich werde es als ein neues Rennen betrachten, das beginnt", sagte Ruyant.
Schon bald könnte der Franzose auch vom aktuell auf Platz sieben rangierenden Boris Herrmann überholt werden. Der Hamburger lag mit seiner Malizia am Montagabend (MEZ) lediglich noch knapp 20 Seemeilen hinter Ruyant. Der vierplatzierte Beyou hat auch nur 30 Seemeilen Vorsprung vor Herrmann.
Bestaven nach sieben Tagen wieder auf dem Meer
Der ausgeschiedene Titelverteidiger Yannick Bestaven hat sich am Montag auf den Rückweg nach Les Sables d'Olonne gemacht. Der Franzose hatte seine Yacht Maitre Coq V vor einer Woche wegen großer technischer Probleme nach Ushuaia steuern müssen. Im Hafen des argentinischen Urlaubsortes wurde das Boot von seinem Technik-Team wieder seetauglich gemacht. Die Unterstützung seiner Crew bedeutete für Bestaven jedoch den Ausschluss von der Regatta, die er 2021 gewonnen hatte.
Dennoch entschied der 52-Jährige, die Maitre Coq V alleine in den Zielhafen zu bringen. "Es ist nicht das, was ich geplant hatte, aber so ist es nun einmal. Ich bin nach Les Sables d'Olonne aufgebrochen. Und ich werde alles tun, um das Ende dieser Weltreise so schön wie möglich zu machen", sagte Bestaven. Er hatte schon vor Beginn des Segel-Klassikers angekündigt, dass es seine letzte Vendée-Globe-Teilnahme ist.