Nach Hass gegen HSV-Sprinter Ansah: DLV kooperiert mit Staatsanwaltschaft
Nach rassistischen Beleidigungen gegen den deutschen Rekordsprinter Owen Ansah vom HSV kooperiert der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) künftig mit der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt (ZIT). Es gehe darum, stärker gegen "Hater" im Netz vorzugehen.
HSV-Leichtathlet Ansah hatte bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig Ende Juni über 100 m in 9,99 Sekunden sensationell als erster Deutscher die 10-Sekunden-Marke geknackt und war in der Folge Opfer von rassistischen Anfeindungen in den Sozialen Netzwerken geworden.
Durch die Zusammenarbeit sollen "die Urheber strafbarer Postings im Netz identifiziert" werden, hieß es in einem Statement des DLV am Mittwoch. Zuvor hatte es am Dienstag ein Treffen des DLV-Vorstandsvorsitzenden Idriss Gonschinska mit Oberstaatsanwalt Benjamin Krause gegeben. Krause leitet die ZIT bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt.
"Wir werden nicht zusehen, wie Athletinnen und Athleten auf Social-Media-Kanälen beleidigt und diffamiert werden." Idriss Gonschinska
Oberstaatsanwalt Krause: "Es ist erschreckend"
"Es ist erschreckend, wie für Deutschland antretende Sportlerinnen und Sportler in der Anonymität des Netzes mit Hass überzogen, rassistisch beleidigt oder mitsamt ihren Familien bedroht werden - unabhängig von Erfolg oder Misserfolg", sagte Krause. Er betonte, diese Straftaten im Netz stellten keine Normalität dar oder würden gar toleriert.
Gonschinska ergänzte: "Wir werden nicht zusehen, wie Athletinnen und Athleten auf Social-Media-Kanälen beleidigt und diffamiert werden." Die Kooperation sei daher "ein wichtiger Schritt, um gegen 'Hater' im Internet vorzugehen". Zusätzlich habe der Verband "allen für die Olympischen Spiele nominierten Athletinnen und Athleten des DLV das DOSB-Schutzprogramm gegen Hate-Speech empfohlen", so der DLV-Vorstandsvorsitzende.
Ansah reagiert cool - und imponiert seinem Trainer
Ansah sagte der ARD, ihn interessierten die rassistischen Beleidigungen nicht: "Ich lese mir das gar nicht erst durch. Ich konzentriere mich in meinem Leben sowieso nicht auf die negativen Sachen." Vielmehr spornten ihn solche Kommentare an, "genauso weiterzumachen". Und doch würde er sich "wünschen, dass die Leute, die das schreiben, einfach damit aufhören. Und dass sie ihre gerechte Strafe dafür bekommen."
Trainer Sebastian Bayer bewundert seinen Schützling für dessen Umgang mit Häme und Hass. "Ich finde extrem stark, wie Owen damit umgeht. Es ist höchstwahrscheinlich schon sein ganzes Leben so, dass er von Menschen anders angeguckt wird als ein Weißer und er diesen versteckten Rassismus dadurch schon kennt", erklärte der ehemalige Weltklasse-Weitspringer.
"Dass man aufgrund der Hautfarbe oder der Herkunft reduziert wird, ist ein Riesen-Problem. Wir sind Multi-Kulti, wir sind bunt in Deutschland. Das sollte die Gesellschaft sich hinter die Ohren schreiben und nicht zu sehr in diese rechte Schiene reinrutschen", ergänzte er.
Mihambo: Problem betrifft die gesamte Gesellschaft
Auch Weitsprung-Olympiasiegerin und Weltmeisterin Malaika Mihambo fordert ein entschiedenes Eintreten gegen Rassismus: "Wir müssen klarere Linien ziehen und das Thema offen ansprechen. Jeder ist beteiligt: Als Opfer, Täter oder Zuschauer. Es ist ein Problem, das die gesamte Gesellschaft betrifft", sagte die 30-Jährige, die vor allem in ihrer Jugend selbst Rassismus erlebte, im ARD-Interview.
"Mir tut es leid für Owen, aber er kann gut damit umgehen und versucht sich auf das Positive zu konzentrieren. Man darf nicht vergessen, dass es bei all dieser Hetze sehr viele Menschen gab, die sich über Owens Leistung gefreut haben. Aber meiner Meinung nach hat Deutschland ein Problem mit Rassismus, er ist omnipräsent und das schon seit Jahren."
DFB meldete der ZIT Hasspostings rund um Antonio Rüdiger
Ende März hatte die ZIT eine Meldung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) entgegengenommen. Dabei ging im Rahmen der Kooperation mit dem DFB gegen Hasspostings im Internet eine Meldung des Verbandes zu Tweets ein, die Bezug auf einen Instagrampost von Nationalspieler Antonio Rüdiger nahmen.