Die Spieler Bremens (grün) und Hoffenheims hinter einem Spruchband mitd er Aufschrift "Kante zeigen. #demokrateam" © picture alliance / DPA

Vor der Bundestagswahl: Werder, HSV, St. Pauli und Co. mit Wahlaufruf

Stand: 21.02.2025 14:55 Uhr

In den Farben getrennt, in der Sache vereint: Fußball-Nordclubs wie der HSV, der FC St. Pauli und Werder Bremen haben sich vor der Bundestagswahl am Sonntag klar gegen Rechts positioniert und die Bürger aufgerufen, zur Wahl zu gehen. Von DFL bis DOSB gibt es im Sport eine groß angelegte Initiative für die Demokratie.

Es ist das "Wir", das der HSV in seinem Video in den Vordergrund stellt. "Wir stehen für Vielfalt. Wir passen aufeinander auf. Wir leben Demokratie. Wir halten zusammen. Wir heißen alle willkommen. Alle gemeinsam und nicht alleine", sagen Offizielle des Fußball-Zweitligisten wie Sportvorstand Stefan Kuntz oder Präsident Marcell Jansen, Kapitän Sebastian Schonlau, die Trainer Merlin Polzin und Loïc Favé oder zwei Mitglieder des queeren Fanclubs "Volksparkjunxx" in kurzer Abfolge, bevor zu lesen ist: "Wir gehen wählen."

In der Beschreibung des Videos dann der Wahlaufruf: "Sonntag ist Wahltag. Nutzt eure Stimme für die Demokratie!"

HSV und St. Pauli rufen zu Wahl und Haltung auf

Das Video, das die Hamburger auf ihren Social-Media-Kanälen am Donnerstag teilten, hat alleine bei Instagram knapp 5.400 Likes, bei "X" sind es rund 1.400 (Stand: 21. Februar, 15 Uhr). Zudem erhält es, neben ein wenig Kritik, in den Kommentaren vor allem viel Zuspruch.

Auf dem Instagram-Kanal des Stadtnachbarn FC St. Pauli gibt es einen ähnlichen Appell. "Wie viele mitbekommen haben, ist es dieses Jahr umso wichtiger, seine Stimme zu zeigen", sagt Innenverteidiger Hauke Wahl da: "Also informiert euch, geht wählen und tut was Gutes für die Demokratie!"

Werder Bremen will "klare Kante" zeigen

Unter dem Beitrag der Braun-Weißen findet sich der Hashtag #demokrateam. Dieser ziert schon seit anderthalb Wochen auch das Bremer Weserstadion. In weißer Schrift steht dort auf einem grünen Plakat: "Kante zeigen". Auch beim Heimspiel am vergangenen Sonntag gegen Hoffenheim (1:3) hatten sich beide Teams hinter einem Spruchband mit dem Slogan positioniert.

Zudem postete der SVW unter demselben Motto auf dem Kanal seiner Nachhaltigkeits-Initiative "Werder bewegt" bereits zu Beginn des Monats Bilder von einer Demonstration in der Bremer Innenstadt. Darauf zu sehen unter anderem: Club-Präsident Hubertus Hess-Grunewald.

DFL und DOSB positionieren sich gegen Rassismus

Auch der ehemalige Wolfsburger und jetzige Dortmunder Trainer Niko Kovac - kroatischer Staatsbürger, aber gebürtiger Berliner -, rief am Freitag zur Wahl auf: "Es geht um die Demokratie", sagte der 53-Jährige. "Ich wünsche mir, dass jeder Einzelne dorthin geht." Er beendete seine Pressekonferenz mit einem Appell: "Gehen Sie alle bitte wählen."

Die Äußerungen, Posts und Aktionen stehen in einer Reihe vieler Aktivitäten von Vereinen und Deutscher Fußball Liga (DFL). "Als deutscher Fußball haben wir unseren Kompass. Unsere Leuchttürme sind der demokratische Diskurs, Toleranz sowie der Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus", betonte der DFL-Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Joachim Watzke zuletzt.

Dazu gibt es eine dezentrale Kampagne, Teil dieser ist die von der DFL Stiftung ins Leben gerufene Social-Media-Initiative "#DemokraTeam - Alles andere ist Abseits." Genutzt wird dabei ein TikTok-Kanal, auch auf Instagram werden Kurzvideos - unter anderem mit den Spielern Manuel Neuer und Thomas Müller von Rekordmeister Bayern München sowie dem Hamburger Schiedsrichter Patrick Ittrich - gezeigt.

"Gerade angesichts der internationalen politischen Trends ist eine klare Stärkung der demokratischen Parteien in Deutschland bei dieser Bundestagswahl aus unserer Sicht das Gebot der Stunde." DOSB-Chef Thomas Weikert

Doch geht das Engagement weit über den Fußball hinaus, auch andere Dachverbände im Sport bekennen vor der wegweisenden Abstimmung am Sonntag öffentlichkeitswirksam Farbe. "Gerade angesichts der internationalen politischen Trends ist eine klare Stärkung der demokratischen Parteien in Deutschland bei dieser Bundestagswahl aus unserer Sicht das Gebot der Stunde", sagt Thomas Weikert.

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Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes stellte in einem Appell klar, dass der DOSB "parteipolitisch neutral" sei, verwies aber auf das in der Satzung festgelegte Wertesystem: "Wir treten rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen sowie jeder Form von Gewalt entschieden entgegen. Wir sind also politisch nicht neutral."

Gemeinsames Video von Rheinland-Rivalen Köln und Düsseldorf

Rund um den Spieltag in den Fußball-Ligen am Wahl-Wochenende wird es Aktionen geben. Zweitligist 1. FC Köln produzierte mit dem rheinischen Rivalen Fortuna Düsseldorf zu ihrem anstehenden Duell (Sonntag, 13.30 Uhr) ein Video unter dem Stichwort "Gesund streiten".

Der organisierte Sport in Deutschland vereint mehr als 28 Millionen Mitglieder in rund 86.000 Vereinen - und diese möchte DOSB-Boss Weikert erreichen: "Bei einer Bundestagswahl entscheiden wir nicht nur über politische Weichenstellungen, über Parteien oder Personen - wir entscheiden vielmehr über den Kurs, den wir als Gesellschaft gemeinsam setzen wollen." Auch deshalb haben sich unter anderem viele Nordclubs auf verschiedene Weisen für die Demokratie eingesetzt - und zur Wahl aufgerufen.

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Sport aktuell | 21.02.2025 | 16:17 Uhr

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