Ansah sprintet zu deutschem Rekord - und schenkt Medaille seinem Vater
Owen Ansah hat als erste deutscher Sprinter die 10-Sekunden-Marke über 100 m geknackt. Der HSV-Sprinter rannte am Sonnabend bei den deutschen Meisterschaften 9,99 Sekunden, verbesserte damit den deutschen Rekord und knackte die Olympia-Norm.
Der 23-Jährige hüpfte wie ein Flummi auf und ab, schrie seine Freude heraus und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf. Der Blick auf die Anzeigetafel ließ den Hamburger staunend zurück: 9,99 Sekunden stand da. In Worten: Neunkommaneun Sekunden. Über 100 m. Als erster deutscher Sprinter blieb der 23-Jährige bei den nationalen Meisterschaften in Braunschweig unter der magischen 10-Sekunden-Marke.
"Es musste irgendwann mal passieren. Heute ist es passiert - und ich bin mega happy, dass ich der Erste bin." Owen Ansah
Um zwei Hunderstelsekunden blieb der 23-Jährige unter der Bestmarke von Julian Reus aus dem Jahr 2016. Der Athlet vom Hamburger SV knackte mit seinem Lauf zudem die Norm für die Olympischen Spiele in Paris (26. Juli bis 11. August). Titelfavorit Joshua Hartmann (Köln), der in 10,06 Sekunden seine persönliche Bestzeit egalisierte, musste sich mit Platz zwei begnügen. Dritter wurde Titelverteidiger Yannick Wolf aus München (10,16).
Ansah war selbst fassungslos: "Ich habe mich sehr gut gefühlt, aber angekommen ist es noch nicht. Wenn ich die Zeit schwarz auf weiß auf der Urkunde sehe, glaube ich es erst. Aber ich bin mega happy."
Busemann und Hartmann voll des Lobes
Sportschau-Experte Frank Busemann sagte: "Endlich! Wir warten seit Jahrzehnten drauf, dass einer unter zehn Sekunden läuft. Das es jetzt einer geschafft hat, tut so gut. So ein Ding auf die Bahn zu nageln - Hammer." Ansahs Trainer, der frühere Weitsprung-Europameister Sebastian Bayer, sprach von einem Kapitel "Sportgeschichte" nach dem Coup seines Athleten, den er in Mannheim trainiert.
Hartmann, der den Rekord über 200 m hält, freute sich mit seinem Kumpel: "Ich finde es geil, dass wir hier heute zusammen stehen. Er hat sich das hart verdient. Ich glaube, Paris kann kommen für uns beide."
Ansah schenkt seinem Vater die Goldmedaille
Ansah holte nach 2022 seinen zweiten deutschen Meistertitel über die prestigeträchtigen 100 m und jubelte: "Ich fühle mich mega. Die Konkurrenz war da. Ich habe gesagt: Ich brauche mal diesen Push."
Den Titel widmete er seinem Idol: seinem Vater, der sich zu seinem Geburtstag am vergangenen Dienstag eine Goldmedaille gewünscht hatte. "Mein Vorbild ist mein Papa. Er ist damals nach Deutschland gekommen, ohne irgendwas zu haben", sagte der 23-Jährige über den Mann, der aus Ghana stammt und einst selbst Leichtathletik betrieb. Die Medaille soll er erhalten. Den Rekord widmete der Sohn aber sich und seinem Team.
Der Sieger dankte allerdings auch dem ehemaligen Rekordhalter Reus, der ihm in Tokio "als Neuling" gezeigt habe, wie das alles so ablaufe bei den großen Veranstaltungen. "Ich hoffe, dass er stolz ist, dass ich das geschafft habe. Darauf kann man auf jeden Fall aufbauen." Ansah und Hartmann wollen sich in Zukunft jedenfalls zu weiteren Höchstleistungen pushen.