"Froh, dass der Kampf vorbei ist" - Herrmann bei der Vendée Globe im Ziel
Boris Herrmann hat die zehnte Vendée Globe als Zwölfter beendet. Der Solo-Weltumsegler aus Hamburg überquerte mit seiner Malizia am Mittwochabend die Ziellinie vor Les Sables-d'Olonne. In vier Jahren will er wieder teilnehmen.
Auf den letzten Seemeilen musste Herrmann noch einen Riss in seinem Großsegel hinnehmen. Nach exakt 80 Tagen, 10 Stunden, 46 Minuten und 41 Sekunden aber kam der Hamburger um 23.18 Uhr nach letzten Meilen im strömenden Regen ins Ziel.
Er war damit rund zwei Wochen länger als Sieger Charlie Dalin (Macif) unterwegs, der bereits am 14. Januar in Rekordzeit an der Westküste Frankreichs angekommen war. Herrmann segelte exakt 29.201 Seemeilen, das entspricht 54.080 Kilometern. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 15,13 Knoten (28 Km/h).
Ein Schluck Rum zur Feier des Tages
Als der Hamburger die Ziellinie überquerte, waren sein Team und enge Freunde per Live-Videoanruf zugeschaltet und feierten diesen besonderen Moment mit ihm. Herrmann gönnte sich zur Feier des Tages eine tiefen Schluck Rum.
"Ich bin froh, dass dieser Kampf vorbei ist." Boris Herrmann
"Es ist geschafft, die Ziellinie ist überquert und ich bin sicher angekommen. Ich bin froh, dass dieser Kampf vorbei ist", hatte Herrmann in einer ersten Video-Botschaft von Bord der Malizia gesagt. "Ich treibe jetzt hier vor der französischen Küste in dieser Nacht noch alleine. Aber das ist okay. Morgen früh kommt dann hoffentlich das Team an Bord. Im Moment ist zu viel Seegang. Dann werden wir gemeinsam einlaufen und dann freue ich mich, wieder festen Boden zu betreten. Herzliche Grüße an Land."
Am Morgen erreichte ihn die Shore-Crew des Teams Malizia um Co-Skipper Will Harris, um das Boot für die Einfahrt in den berühmten Kanal von Les Sables-d'Olonne am Nachmittag fit zu machen.
Für Herrmann war es die zweite Solo-Weltumseglung nach der Vendée Globe 2020/2021. Damals hatte der Hamburger 80 Tage, 20 Stunden, 59 Minuten und 45 Sekunden für die Regatta benötigt und war Fünfter geworden. Vor vier Jahren lag er sogar bis kurz vor dem Ziel auf Podiumskurs, ehe ihn der Zusammenstoß mit einem Fischtrawler stoppte.
Große Ambitionen, großer Rückstand, große Probleme
Nach dem guten Abschneiden 2020/2021 war Herrmann mit großen Ambitionen und neu designter Yacht in die zehnte Vendée Globe gestartet, hatte sich aber bereits in der ersten Rennphase auf dem Weg Richtung Süden einen großen Rückstand auf die Spitze um Dalin, Yoann Richomme (Paprec Arkéa, 2.) und Sébastien Simon (Groupe Dubreuil, 3.) eingehandelt.
"Die Top-Favoriten haben von Beginn an Vollgas gegeben. Boris hat früh Wolkenpech im Atlantik gehabt, hatte aber auch nicht immer ein glückliches Händchen mit seinen Entscheidungen. Wofür er später, als er in anderen Wetterfenstern unterwegs war als die Führenden, sehr hart bestraft wurde", sagte NDR Segel-Experte Tim Kröger zum Rennverlauf.
Auf dem Weg zurück Richtung Norden segelte Herrmann zwischenzeitlich in den Top Ten, hatte dann aber im Atlantik permanent mit Problemen zu kämpfen - einem Blitzeinschlag, Reparaturen am Mast, Schäden an seinem wichtigsten Vorsegel sowie einem gebrochenen Backbord-Foil. "Da ist gemein viel zusammengekommen", so Kröger.
So fiel Herrmann auch noch aus dem Kampf um Platz vier heraus und wollte "einfach nur nach Hause", wie er relativ resigniert betonte. Doch der Weg zurück nach Les Sables-d'Olonne war ebenfalls anspruchsvoll und nervenaufreibend. In der Schlussphase des Rennens musste sich Herrmann durch den Sturm "Herminia" mit meterhohen Wellen kämpfen.
Immerhin blieb er von weiteren gravierenden Rückschlägen verschont - und auch der Riss in seinem Großsegel konnte ihn nicht mehr entscheidend stoppen.
"Wir haben bei diesem Rennen einige Dinge gelernt. Jetzt müssen wir ein weiteres machen, um diese Dinge in die Tat umzusetzen." Malizia-Skipper Boris Herrmann
Die dritte Teilnahme an der Solo-Regatta um die Welt hat er fest in vier Jahren eingeplant. Das nächste große Rennen startet für ihn aber schon mit dem Ocean Race Europe am 10. August vor Kiel. "Ich freue mich sehr auf die Team-Herausforderung", sagte Herrmann, der dann nicht allein segelt. Doch zunächst steht ein wenig Erholung an - nachdem er in 80 Tagen um die Welt gesegelt ist.
Schlagwörter zu diesem Artikel
Segeln
