Etappenfinish beim Ocean Race: Nach dem Sturm kommt die Flaute
Der Sturm ist überstanden, nun steuern 11th Hour Racing und die Malizia - Seaexplorer beim Ocean Race auf ein Flautenband unmittelbar vor dem Ziel im Segel-Mekka Newport zu. Die Ankunft des Führungsduos wird am späten Mittwochabend (MESZ) erwartet.
Die Imocas hätten eine "harte Nacht" mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 50 Knoten hinter sich, teilte Ocean-Race-Meteorologe Christian Dumard am Dienstag mit. Schlusslicht Guyot environnement - Team Europe bekam das bitter zu spüren, als im Sturm der Mast brach. Das Tiefdruckgebiet sei nach Osten abgewandert, nun folge ein Hochdruckgebiet mit einer Schwachwindphase. "Vier bis sechs Stunden könnten die Boote da festhängen", prognostizierte der Franzose.
Das mögliche Zeitfenster für die Zielankunft von 11th Hour Racing gab Dumard mit 20 bis 24 Uhr an, für die Malizia etwa zwei Stunden später.
Derzeit segelt das rund 20 Seemeilen auseinanderliegende Führungsduo nördlich des Golfstroms und hat Nordost-Wind. Die drittplatzierte Biotherm könnte noch aufholen, weil das Flautenband schmaler wird und die französische Yacht dann möglicherweise bessere Bedingungen vorfindet. Skipper Paul Meilhat zeigte sich allerdings angesichts des großen Rückstandes von rund 180 Seemeilen wenig optimistisch: "Das wird hart."
Herrmann: "Stolz auf die gesamte Crew"
Aller Voraussicht nach wird dem US-Amerikaner Charlie Enright mit 11th Hour Racing der erhoffte Heimsieg in Newport gelingen und die Malizia als zweites Boot ankommen. Eine Wiederholung des Thrillers vom Mai 2018, als sich die Boote beim damaligen Ocean Race ein Finish in Zeitlupe lieferten, dürfte es nicht geben. Seinerzeit hatte das spanische Team Mapfre seinen fünften Rang am Tag vor der Zieldurchfahrt noch in einen Etappensieg verwandelt.
Boris Herrmann beobachtet das Renngeschehen noch aus der Ferne. Er wird am 14. Mai wieder zum Team stoßen. "Ich bin sehr stolz auf Skipper Will Harris und die gesamte Crew", sagte der pausierende Hamburger. Einen Mastbruch wie bei Holcim - PRB und Guyot, die beide auf der vierten Etappe das Rigg verloren, befürchtet er bei der Malizia nicht: "Das Boot hat die Nacht gut überstanden, alles ist heil geblieben. Ich kann ruhig schlafen." Beiden Konkurrenten wünschte der 41-Jährige Glück und bot Hilfe an: "Wir wollen nicht vom Pech der anderen profitieren."
Fünfte Etappe wird wie ein Neustart
Der gebürtige Oldenburger ist bereits voller Vorfreude auf die fünfte Etappe, die Ende Mai von Newport ins dänische Aarhus führt - und bei der er wieder an Bord sein wird: "Ich bin voller Energie und frisch. Außerdem mag ich den Nordatlantik und kenne ihn sehr gut." Herrmann ist zufrieden mit der Performance seiner Hightech-Yacht: "Es ist ein sehr solides Boot. Ich will nicht um jeden Preis gewinnen, sondern vor allem auch sicher durchkommen."
Das Team Malizia betrachte jede Etappe wie ein eigenes Rennen, so der 41-Jährige. Der voraussichtlich enge Gesamtstand nach der Ankunft in Newport - 19 Punkte für Holcim, jeweils 18 für 11th Hour und Malizia - verspreche dann enorme Spannung: "Das Ocean Race wird interessant, es ist dann wie ein Neustart."