Australian Open: Zverev ist bereit für Medwedew und will ins Finale
Nach dem fast perfekten Spiel gegen Carlos Alcaraz trifft Alexander Zverev heute im Halbfinale der Australian Open auf seinen Erzrivalen Daniil Medwedew. Gegen den Russen stand der Hamburger zuletzt oft auf verlorenem Posten. In Melbourne ist Zverev aber rechtzeitig in Topform und nun ein Kandidat für den Titel.
Nur 29 Minuten für den ersten Satz gegen Carlos Alcaraz! So mancher Zuschauer rieb sich nach dem 6:1 von Alexander Zverev im Viertelfinale gegen den Wimbledonsieger verwundert die Augen. Der 26 Jahre alte Hamburger präsentierte sich gegen den sechs Jahre jüngeren Überflieger aus Spanien in bestechender Form.
Becker: "Bester Zverev, den ich je gesehen habe"
Boris Becker sprach bei Eurosport von "dem besten Zverev", den er je gesehen habe. Nach zuvor wackligen Auftritten in Down Under setzte der Deutsche mit dem Vier-Satz-Sieg gegen Alacaraz ein beeindruckendes Statement.
Bringt er heute im Halbfinale gegen Medwedew (ab 9.30 Uhr MEZ) dieselbe Aggressivität auf den Court, könnte es etwas werden mit der ersten Finalteilnahme Zverevs bei den Australian Open. Damit wäre er nach Becker und Rainer Schüttler erst der dritte Deutsche, dem dieses Kunststück gelingt. Zuvor ermitteln bereits Turnierrekordsieger Novak Djokovic und der Italiener Jannik Sinner den ersten Finalisten.
"Ich bin erst im Halbfinale, ich habe das Turnier noch nicht gewonnen." Alexander Zverev
Becker ging schon einen Schritt weiter. "So gewinnt Alexander Zverev die Australian Open", sagte der ehemalige Weltklassespieler. Und in der Tat ist Zverev in dieser Form ein Kandidat für den Titel. Die Leistung gegen den spanischen Weltranglisten-Zweiten war seine beste seit den French Open 2022, als er Rafael Nadal im Halbfinale am Rande einer Niederlage hatte - ehe ihn die schwere Fußverletzung ausbremste. "Damals war ich auf der Höhe meines Tennis", sagte Zverev. Nun nähert sich der Olympiasieger diesem Status wieder an.
Vor allem dank harter Trainingsarbeit, wie der Deutsche in Melbourne noch einmal unterstrich. "Letztes Jahr ging es in der Vorbereitung darum, meinen Fuß wieder hinzubekommen. Dieses Mal habe ich in der Vorbereitung sehr viel physisch gearbeitet, ich habe an mir gearbeitet", so Zverev. "Von der physischen Seite her gibt es kaum einen Spieler, der mehr arbeitet als ich."
"Er hat mir oft den Arsch versohlt. Aber vielleicht ist das der Ort." Zverev über Medwedew
Gegen seinen Dauerrivalen Medwedew wird er seine Fitness und sein bestes Tennis brauchen. Mit dem Russen verbindet Zverev eine ganz besondere Rivalität. Nach seiner Achtelfinal-Niederlage in Monte Carlo im Frühjahr 2023 hatte Zverev den US-Open-Champion von 2021 als einen "der unfairsten Spieler der Welt" bezeichnet, weil dieser ihn mit einigen Psychospielchen zur Verzweiflung getrieben hatte. Der Russe konterte süffisant: "Er lebt in seiner eigenen Welt." Heute spricht Zverev schon wieder anders über Medwedew. "Er ist einer der besten Spieler der Welt im Moment. Aber ich bin glücklich in meiner Position und werde alles tun, um das Spiel zu gewinnen."
18 Mal standen sich beide bereits gegenüber, allein im vergangenen Jahr gab es sechs Duelle - fünfmal gewann der Russe. "Er hat mir oft den Arsch versohlt. Aber vielleicht ist das der Ort", sagte Zverev nun in Melbourne.
Zverev hält von Blutblasen geplagt den Ball flach
Überhaupt hielt der beste deutsche Tennisspieler nach seinem Gala-Auftritt gegen Alcaraz den Ball lieber flach. "Ich bin erst im Halbfinale, habe das Turnier noch nicht gewonnen", sagte Zverev, der sich mit schmerzhaften Blutblasen an den Füßen herumplagt. Am Donnerstag stand daher im Melbourne Park nur leichtes Schlagtraining auf dem Programm. Ansonsten ging es vor allem um die mentale Vorbereitung auf Medwedew. "Es wird Dinge geben, die mir nicht gefallen, und es wird Dinge geben, die ihm nicht gefallen. Das wird Teil des Matches sein", blickte der Olympiasieger voraus.