3x3: Brunckhorst und Greinacher freuen sich auf den "Mythos Olympia"
Eigentlich haben sich Svenja Brunckhorst und Sonja Greinacher zweimal für Olympia qualifiziert - im 3x3 und in der klassischen Basketball-Variante. Aber auch wenn sie nur im 3x3 antreten dürfen, freuen sie sich auf den "Mythos" Olympia.
Sonja Greinacher hatte die Faust schon zum Jubeln in den Himmel gereckt, da war der Ball noch gar nicht im Korb. "Aber ich hatte Svenja den Wurf schon hundertmal im Training verwandeln sehen", sagt die 3x3-Nationalspielerin über ihre Teamkollegin in Hannover und lacht. Sekunden später begruben ihre Mitspielerinnen Brunckhorst schon unter sich.
Der Korb beim Olympia-Qualifikationsturnier brachte als "Buzzer-Beater" gegen die ungarischen Gastgeberinnen den 19:17-Sieg und damit das Ticket für Paris. Oder in Greinachers Worten im Interview mit dem Basketball-Weltverband: "Holy shit - we made it."
Kurios - denn sowohl Greinacher als auch Brunckhorst hatten sich zuvor bereits im normalen Basketball also im Fünfer-Team für die Sommerspiele qualifiziert. Brunckhorst ist sogar Kapitänin des DBB-Aushängeschildes.
Verband verbietet Brunckhorst den Doppelstart
Aber: Beide werden in Frankreich nur im 3x3 antreten. Greinacher entschied sich schweren Herzens wegen "ein paar Faktoren" selbst gegen den Doppelstart. Brunckhorst, der der Frust deutlich anzumerken ist, aber berichtet: "Es war nicht meine Entscheidung. Ich wollte beides machen. Es waren beide Coaching-Teams einverstanden. Manchmal sind aber andere Leute an Positionen, die für einen entscheiden."
Brunckhorst und Greinacher schwärmen von 3x3
Also "nur" 3x3. Aber die Basketball-Variante in seiner ursprünglichen Form, wie sie "auf der Straße" mit Drei gegen Drei auf einen Korb überall auf der Welt gespielt wird, hat es Greinacher und Brunckhorst wirklich angetan.
Auch weil ihnen der "normale" Basketball nicht mehr so viel Spaß machte, probierten sie sich 2019 bei den European Games mal im 3x3 aus. "Es war auf einmal alles wieder neu und aufregend", blickt Brunckhorst zurück. "Dann hat das Spiel Spaß gemacht und es war an coolen Locations. Es war draußen, es war mit Musik. Es war einfach alles anders."
In Minsk verpasste das deutsche Team damals eine Medaille nur knapp, aber die Motivation war wieder da. Und ihre Leidenschaft ging soweit, dass sie der klassischen Variante Lebewohl sagten. Das Ziel waren die Olympischen Spiele 2024 in Paris.
Trotz Disziplinwechsel weiter für Fünf gegen Fünf nominiert
"Aber auch wenn wir beide nicht mehr in einem Fünf-gegen-Fünf-Team im Verein spielten, wurden wir trotzdem immer wieder zur Nationalmannschaft eingeladen", sagt Brunckhorst. "Und wenn sie anrufen und fragen, waren wir natürlich immer zur Stelle."
Denn auch wenn Brunckhorst sich nicht so recht vorstellen konnte, "dass wir noch immer eine Option waren", hat Greinacher festgestellt: "Das haben viele Spielerinnen, die zum 3x3 kommen, auch wenn sie nur im Sommer ein bisschen zocken: Man entwickelt sich in dieser Zeit einfach unglaublich weiter."
Der Grund ist einfach: Man hat öfter den Ball und weniger Zeit, weil ein Angriff maximal zwölf Sekunden dauern darf. Gleichzeitig im kleineren Team wesentlich mehr Verantwortung.
Zweimal Geschichte geschrieben
Und so gelang den beiden 32-Jährigen in diesem Frühjahr das Kunststück, sich gleich doppelt für Olympia zu qualifizieren - und damit auch gleich zweimal mit Geschichte zu schreiben. Denn nach der 3x3-Premiere in Tokio ist Deutschland in Paris hier genauso das erste Mal überhaupt dabei wie die Frauen beim Fünf gegen Fünf. Bisher fanden alle olympischen Basketball-Turniere ohne deutsche Frauen statt. Und das, wo doch Frauenbasketball seit mittlerweile fast 50 Jahren Teil des olympischen Programms ist (erstmals 1976 in Montreal).
"Mythos Olympia" contra Verletzungspech
Neben Brunckhorst und Greinacher stehen ihre Hannoveraner Teamkollegin Marie Reichert und Elisa Mevius (BBC Rendsburg/Oregon Ducks) im Olympia-Team. Letztere ersetzt Luana Rodefeld, die zwar beim Quali-Turnier dabei war, sich aber im letzten Vorbereitungsturnier schwer verletzt hat. Auch Greinacher ist angeschlagen. Ein Mittelhandknochen ist gebrochen - zum Glück nicht an der Wurfhand. Mit einer Manschette soll es gehen. Zu wichtig ist ihr der Trip nach Paris.
Statt in der Basketball-Halle, wo sie das Fünf-gegen-Fünf-Team so oft es geht anfeuern wollen, spielen Brunckhorst und Greinacher auf dem Place de la Concorde am Fuße des Prachtboulevards Champs-Elysées. Am 30. Juli wird es ernst - erster Gegner sind die USA. Und dann werden sie den "Mythos Olympia" selbst erleben.