Basketballerin Brunckhorst: Erst die EM, dann Olympia?
Kapitänin Svenja Brunckhorst bestreitet bei der EuroBasket in Slowenien mit dem deutschen Nationalteam ihr erstes großes Turnier. Als 3x3-Spielerin sammelte sie dagegen bereits international Erfahrung - und träumt von Olympia.
Svenja Brunckhorst musste sich erst einmal umstellen: "Es sind viele Herausforderungen: Full-court, zwei Körbe, mehr Spielerinnen, ein anderer Ball", erzählt sie im Interview mit dem NDR. Kein Wunder! Noch vor einer Woche spielte die 31-Jährige bei der 3x3-WM in Wien, seit Donnerstag bereitet sie sich mit der deutschen Nationalmannschaft im "klassischen" Basketball auf die EuroBasket in Slowenien und Israel vor (15.-25. Juni) - zum ersten Mal seit zwölf Jahren.
DBB-Kapitänin mit zwei Leidenschaften
"Mein erstes Training war vielleicht nicht das beste", berichtet Brunckhorst lachend, "aber ich kehre zu dem zurück, was ich 20 Jahre lang gemacht habe, also komme ich da in meine Komfortzone." Die gebürtige Rotenburgerin (Wümme) startete ihre Bundesliga-Karriere beim einstigen Serienmeister TSV Wasserburg, mit dem sie zahlreiche Titel gewann. Sie spielte unter anderem in Spanien und Frankreich und ist mit 70 Länderspielen die erfahrenste Akteurin im deutschen Aufgebot für die EuroBasket.
Mittlerweile hat sich Brunckhorst aus dem Ligabetrieb zurückgezogen und spielt, wenn sie nicht gerade für die Nationalmannschaft aufläuft, ausschließlich 3x3-Basketball - auch bekannt als Streetball, das seit 2020 olympisch ist. "Ich brauchte eine neue Herausforderung für mich - da kam das mehr als gelegen", sagt sie und ergänzt: "Ich habe mich peu à peu mehr in diesen 3x3-Lifestyle verliebt, weil es einfach echt Spaß macht, im Sommer draußen zu sein."
Olympia im Visier: "Das ist das, wovon jeder träumt"
Der größte Ansporn ist jedoch ein anderer: "Für dein Land bei Olympischen Spielen aufzulaufen, das ist das, wovon jeder träumt", sagt Brunckhorst mit leuchtenden Augen. Mit der Damen-Nationalmannschaft sei das "eigentlich fast immer utopisch" gewesen, mit 3x3 habe sie dagegen das Potenzial gesehen. Die Qualifikation für Tokio hat zwar nicht geklapt, aber für Paris ist Brunckhost sehr optimistisch: "Wir haben wirklich gute Chancen und werden alles dafür machen, dass wir nächstes Jahr bei Olympia dabei sind."
"Für jeden Sportler, egal welcher Sportart, sind die Olympischen Spiele das größte Event. Egal, wie krass du in deiner Sportart bist." Svenja Brunckhorst
Die Strukturen dafür sind gegeben: Seit 2021 gibt es einen Bundesstützpunkt in Hannover, fünf Spielerinnen sind als Sportsoldatinnen für den Sport freigestellt; trainieren ganzjährig auf das große Ziel.
Acht Teams werden bei den Spielen in der französischen Hauptstadt im kommenden Jahr starten. "Das sind natürlich nur wenige Plätze", sagt Brunckhorst, "aber unsere Ausgangsposition sieht gut aus und wir haben gezeigt, dass wir da hingehören." Zuletzt mit einem fünften Platz bei der Weltmeisterschaft in Wien.
Erstes EM-Ticket seit zwölf Jahren
Nun steht erst einmal das nächste Highlight an: Europameisterschaft! Für die DBB-Auswahl ist es die erste Teilnahme seit 2011. "Wir haben seit Langem das Gefühl, dass wir das Potenzial haben und auf der europäischen Bühne vor Ort sein sollten", sagt Brunckhorst, "haben es aber einfach nicht geschafft." Mit der Qualifikation im Februar gehört das nun der Vergangenheit an.
"Es ist gut, das hinter uns zu lassen, wir haben klar gesagt, dass es jetzt zukunftsorientiert sein soll", sagt die Aufbauspielerin, die insgesamt eine positive Entwicklung im deutschen Damen-Basketball beobachtet. 2026 wird Deutschland die Weltmeisterschaft in Berlin ausrichten: "Dass das so gepusht wird, ist super wichtig und etwas, wo wir uns alle drauf freuen", so Brunckhorst.
"Wundertüte" DBB-Auswahl bei EuroBasket
Der deutsche Kader gilt bei der EM als Underdog, ist für die Zukunft aber vielversprechend: Acht der zwölf Spielerinnen sind in internationalen Ligen aktiv. Während Marie Gülich mit dem Valencia BC in der abgelaufenen Saison den spanischen Meistertitel holte, wurde Leonie Fiebich (Zaragoza) wertvollste Spielerin der Liga (MVP). Satou Sabally von den Dallas Wings aus der WNBA, Deutschlands beste Basketballerin, verzichtet auf die EuroBasket und konzentriert sich auf die nordamerikanische Profiliga.
"Das ist der Startschuss für etwas Neues." Svenja Brunckhorst
"Ich gucke mir unsere Mannschaft an und sehe extrem viel Größe und wir können gut werfen", sagt Brunckhorst mit Blick auf die DBB-Auswahl: "Ich glaube, dass viele Teams uns so ein bisschen als Wundertüte einschätzen."
Gegen die Vorrundengegner Frankreich (Turnier-Mitfavorit), Co-Gastgeber Slowenien und Großbritannien gehe es darum, "erst einmal aus der Gruppenphase rauszukommen", weiter denke noch niemand im Team. Aber: "Das ist der Startschuss für etwas Neues", sagt Brunckhorst: "Wir haben einen enorm starken Kader und das Ziel, dass es nicht wieder zwölf Jahre dauert."