Stand: 20.09.2018 09:32 Uhr

Norbert Meier: Gescheitert und aufgestanden

Norbert Meier © imago/Team 2
Norbert Meier feierte als Spieler und Trainer große Erfolge in der Bundesliga.

Mit einem fatalen Aussetzer gefährdete Trainer Norbert Meier seine Karriere. Doch der Reinbeker - als Spieler 1988 mit Werder Bremen deutscher Meister - kam zurück auf die große Fußball-Bühne und feierte Erfolge mit Fortuna Düsseldorf. Seit seinem letzten Kurz-Engagement in Kaiserslautern 2017 ist er ohne Job.

Die Karriere des langjährigen Werder-Profis Norbert Meier ist die eines Mannes, der hoch gestiegen, tief gefallen und wieder aufgestanden ist. Es passt ins Bild, dass er ausgerechnet bei Fortuna Düsseldorf Erfolge feierte - beim Verein, der die Glücksgöttin im Namen trägt und dessen Ehrenfans, Die Toten Hosen, einst "Steh auf, wenn du am Boden bist" sangen. Als der ehemalige Bundesliga-Profi und Nationalspieler am 1. Januar 2008 seine Arbeit beim darbenden Drittligisten, seines Zeichens ehemaliger deutscher Meister und zweifacher Pokalsieger, aufnahm, war der Coach am Boden: In Mönchengladbach in der Versenkung verschwunden, in Duisburg nach der Kopfstoß-Affäre entlassen und gesperrt. Doch Meier stand auf und führte die Fortuna nach zehn Jahren im Niemandsland erst in die Zweite und im Sommer 2012 in den elektrisierenden Relegationsspielen gegen Hertha BSC in die Erste Liga. Dort hielt sich die Fortuna allerdings nicht und stieg direkt wieder ab. Meier musste seinen Stuhl räumen.

Die Fans standen hinter dem Coach

Sein Weg führte auch in Düsseldorf nicht einfach steil bergauf. Nach dem Zweitliga-Aufstieg 2009 und Rang vier im Unterhaus, lief zu Beginn der Saison 2010/2011 nicht viel zusammen. Nach sechs Niederlagen in der Liga und dem Aus im DFB-Pokal bei Drittligist TuS Koblenz wurde bereits über das Ende Meiers am Rhein spekuliert. Doch anstatt - wie landläufig üblich - die Entlassung des Trainers zu fordern, skandierten die Fans vor dem Anpfiff der Partie in Osnabrück laute Meier-Sprechchöre. "Das war schon emotional bewegend", erinnert sich der Coach. "Das ging mir nahe, da habe ich eine Gänsehaut bekommen." Die Fortunen gewannen die Partie mit 3:2 und rollten das Feld von hinten auf - Meier wurde wieder zum Erfolgstrainer. "Er kam mit einer guten Vita hier an", meint Düsseldorfs Manager Wolf Werner. "Er trug den Makel von Duisburg, aber wir haben alle ein Päckchen zu tragen. Das war für uns überhaupt kein Kriterium. Für uns zählten nur seine fachlichen Qualitäten und seine Kenntnisse." Vor der Entlassung nach dem Abstieg im Sommer 2013 rettete Meier die Wertschätzung Werners allerdings nicht.

Mit Werder Meister 1988

Norbert Meier (an der Schale links) wird mit Werder deutscher Meister © imago/kicker/Eissner
Der größte Erfolg seiner Karriere: Meier holt 1988 mit Werder die Meisterschale.

Meier musste sich vieles hart erarbeiten. Bei einer Körpergröße von 1,73 Metern musste er sich in seiner Jugend besonders behaupten. Doch der Linksfuß überzeugte durch Tempo, Dribblings und schöne Tore. Manager Rudi Assauer entdeckte ihn 1980 für Werder Bremen, dem nicht zuletzt dank seiner vielen Tore prompt der Bundesliga-Aufstieg gelang. Unter Trainer Jupp Derwall debütierte er für Deutschland - insgesamt spielte er 16 Mal für die Nationalmannschaft. Doch kurz vor der WM 1986 sortierte ihn Derwall-Nachfolger Franz Beckenbauer aus. Und auch unter Rehhagel war er nicht mehr so gefragt, dennoch hatte er seinen Anteil an der Meisterschaft von 1988. Seine Zeit in Bremen neigte sich da aber bereits dem Ende zu. Zur Verwunderung des Spielers: "Ich war doch auch Wegbereiter der Mannschaft für eine glorreiche Werder-Zeit." Meier wechselte 1990 nach Mönchengladbach, knüpfte aber in den folgenden zweieinhalb Jahren zu selten an erfolgreiche Tage an. Mit 33 Jahren beendete er im Sommer 1992 seine Karriere.

Zäsur nach Kopfstoß-Affäre

Manager Rolf Rüssmann (l.) und Gladbach-Trainer Norbert Meier © imago/Team 2
Ein nur viermonatiges Gastspiel: Chefcoach Norbert Meier (r.) bei Borussia Mönchengladbach.

Zwar konnte der im schleswig-holsteinischen Reinbek geborene Meier am Bökelberg seine ersten Schritte als Trainer machen, doch auch hier musste er ganz unten anfangen. Über die A-Jugend und U23 empfahl Meier sich schließlich für höhere Aufgaben. Manager Rolf Rüßmann beförderte ihn im Dezember 1997 zum Cheftrainer. Doch der Novize scheiterte, wurde nach vier Monaten zurück ins zweite Glied geschoben - und musste sich erneut hochkämpfen. Erst 2003 fand er beim MSV Duisburg eine neue Aufgabe im Profigeschäft, musste aber erneut Widerständen trotzen. "Ich bin nach Duisburg gekommen. Da wurde gesagt: 'Mit Meier steigt man nie auf.' Wir sind aufgestiegen. Jetzt kommt als Nächstes die Geschichte: Wollen wir mal sehen, ob er die Mannschaft auch in der Ersten Liga hält", sagte der Coach damals - und zerbrach wohl selbst am Druck, als er dem Kölner Albert Streit am 6. Dezember 2005 an der Seitenlinie eine Kopfnuss gab und sich selbst als Opfer inszenierte. Die Folge: Drei Monate Berufsverbot und die Entlassung beim MSV. Zudem scheiterte ein Comebackversuch bei Drittligist Dynamo Dresden (September 2006 bis September 2007).

"Es wird immer welche geben, die mehr erreichen"

Nach seiner Düsseldorfer Zeit knüpfte der ehemalige Bundesliga-Star mit Arminia Bielefeld (Aufstieg in die Zweite Liga) noch einmal an gute Zeiten an. Seine späteren Engagements bei Darmstadt 98 und zuletzt beim 1. FC Kaiserslautern hingegen waren eher kurz und erfolglos. Doch Meier hadert nicht: "Hättest Du vielleicht noch mehr erreichen können oder dies oder jenes... Man soll zufrieden sein mit dem, was man erreicht hat. Es wird immer welche geben, die mehr erreichen", meint der Erfolgstrainer lapidar. Auch von Genugtuung, als er mit Düsseldorf in der Relegation 2012 Hertha und seinen Ex-Trainer Rehhagel in die Zweite Liga schickte, will er nichts wissen: "Ich habe in meiner Karriere nicht ansatzweise irgendwelche Dinge mitgenommen, die mich belasten", betont Meier und fragt: "Wie lange hätte ich denn negativen Stress haben sollen, über Jahre, um dieser Genugtuung gerecht zu werden?"

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Sport aktuell | 20.09.2018 | 09:25 Uhr

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