THW Kiel schlägt Rhein-Neckar Löwen und verteidigt Super Cup
Handball-Rekordmeister THW Kiel hat zum 13. Mal den Super Cup gewonnen. Die Schleswig-Holsteiner setzten sich am Mittwochabend in Düsseldorf gegen DHB-Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen mit 4:3 im Siebenmeterwerfen durch. Nach regulärer Spielzeit hatte es 33:33 gestanden.
Dabei war den "Zebras" erst mit der Schlusssirene der Ausgleich gelungen. Sekunden zuvor hatten die Löwen mit einem Siebenmeter die Chance gehabt, auf 34:32 davonzuziehen. Zum Kieler Helden avancierte dann Keeper Tomas Mrkva, der im Siebenmeterwerfen zwei Versuche der Mannheimer parierte. Es war der vierte Triumph in Serie für die Norddeutschen in dem Wettbewerb. Vor 9.620 Zuschauern waren Rückraumspieler Harald Reinkind und Kreisläufer Patrick Wiencek mit jeweils acht Toren erfolgreichste Schützen beim THW.
"Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben. Deswegen durften wir hier sein. Und jetzt den Titel gewonnen zu haben, bedeutet uns viel", sagte Kiels Linksaußen Rune Dahmke dem NDR: "Besser kannst du nicht in eine Saison starten." Wiencek richtete sogleich eine Kampfansage an die Konkurrenz: "Wir haben heute gesehen, dass wir mit den Löwen mithalten können. Von daher kann man mit uns rechnen."
THW trotzt seinen Personalsorgen
Die Vorzeichen auf eine erfolgreiche Generalprobe für den Bundesliga-Auftakt am kommenden Sonntag (15 Uhr) bei HBW Balingen-Weilstetten hatten nicht gut gestanden für den THW. Neben den langzeitverletzten Sven Ehrig, Hendrik Pekeler und Steffen Weinhold fielen auch die angeschlagenen Vincent Gérard und Eduardo Gurbindo für das Duell mit den Löwen aus. Da in Keeper Niklas Landin und Mittelmann Sander Sagosen zudem bekanntlich zwei Weltklasse-Spieler dem Rekordchampion den Rücken gekehrt haben, war die spannende Frage, ob die Kieler eine stabile Leistung auf die Platte würden bringen können. Die Antwort lautete: im Angriff ja, in der Deckung nur bedingt.
Temporeiches Spiel mit hoher Trefferquote
Dieses Fazit konnten allerdings auch die Löwen nach den ersten 30 Minuten ziehen. Denn beide Teams hatten ihre Stärken in einem sehr temporeichen Spiel vor der Pause eindeutig in der Vorwärtsbewegung. Sowohl der THW als auch die Mannheimer waren stets bemüht, rasch zum Abschluss zu kommen. Nach zwölf Minuten waren bereits 16 Tore gefallen. Eine Trefferquote, die auf diesem Niveau eher selten ist. Weil Passschärfte, Laufwege und Präzision im Abschluss stimmten, konnten die Torhüter Mrkva (Kiel) und David Späth zunächst nicht glänzen.
Kiel gibt Vier-Tore-Führung aus der Hand
Der THW-Schlussmann hatte dann allerdings in der 15. Minute sein erstes nennenswertes Erfolgserlebnis, als er bei einer 10:9-Führung für sein Team einen Siebenmeter von Juri Knorr parieren konnte. Anschließend sorgten Elias Ellefsen a Skipagotu und zweimal Reinkind mit ihren Treffern für das 13:9 zugunsten des Meisters (19.). Weiter absetzen konnte sich die Mannschaft von Coach Filip Jicha aber nicht. Ganz im Gegenteil: Hernach gelangen den Schleswig-Holsteinern bis zur Halbzeit lediglich noch drei weitere Tore.
Während den "Zebras" ein wenig ihre spielerische Linie verloren ging, bekamen die Löwen mehr Sicherheit in ihre Aktionen. Zudem war in der Schlussphase des ersten Abschnitts dann auch Keeper Späth ein Faktor für die Mannheimer. Sie konnten durch Routinier Patrick Groetzki zum 16:16 ausgleich (30) - der Pausenstand.
Deckungsleistung ausbaufähig, Keeper stark
Der zweite Durchgang begann wie der erste: mit vielen Toren. Nach sechs Minuten waren erneut bereits zehn Treffer gefallen. Es blieb ein Duell auf Augenhöhe mit vielen Angriffshöhepunkten. Die Deckungsleistung wird hingegen bei beiden Trainern in der Spielanalyse etwas mehr Zeit einnehmen. Die Keeper Mrkva und Späth waren um ihre Aufgaben wahrlich nicht zu beneiden, bekamen ihre Vorderleute doch kaum Zugriff. Sie selbst hielten dabei nach der Halbzeit, was zu halten war - und sogar noch vieles mehr.
Ekberg gleicht mit der Schlusssirene aus
Keinem Team gelang es in dem weiter wilden Duell, sich abzusetzen. Die Löwen vergaben bei einer 31:30-Führung in Ballbesitz leichtfertig die Chance, sich eine Zwei-Tore-Führung herauszuwerfen. Im Gegenzug gelang Karl Wallinius der Ausgleich (55.). So wurde die Schlussphase zur Nervenschlacht. Jannik Kohlbacher brachte die Mannheimer zunächt erneut in Front (32:31/57.), bevor sein Teamkamerad Halil Jaganjac eine Zwei-Minuten-Strafe erhielt. Würde der THW die Überzahl nutzen können? Nein! Späth parierte gegen Wiencek und Kohlbacher erhöhte auf 33:31 für den Pokalsieger.
Nun wurde es noch dramatischer. Wiencek verkürzte zunächst auf 32:33, dann verhinderte Mrkva das 32:24, bevor Niclas Ekberg 15 Sekunden vor Ultimo mit einem Siebenmeter am eingewechselten Keeper Joel Birlehm scheiterte. Auf der Gegenseite hätte Knorr für die Entscheidung sorgen können. Aber auch der Nationalspieler brachte seinen Siebenmeter nicht im Tor unter. Den "Zebras" blieben ein Angriff und zehn Sekunden für den Ausgleich. Und tatsächlich: Mit der Schlusssirene gelang Ekberg das 34:34.
Mrkva Held im Siebenmeterwerfen
Das Siebenmeterwerfen musste also entscheiden. Und in diesem parierte Mrkva erneut gegen Knorr, der als erster Schütze antrat. Später entschärfte der Kieler Routinier auch den Schuss von Jon Lindenchrone Andersen und wurde so zum Helden seiner Farben. Denn auf Seiten des THW scheiterte lediglich Nikola Bilyk, sodass der erste Titel der neuen Saison erneut an die Förde geht.