THW Kiel arbeitet sich aus der Krise - auch dank Bellahcene
Nicht nur dank eines bärenstarken Torhüters Samir Bellahcene hat Handball-Rekordmeister THW Kiel seine Ergebniskrise überwunden. Trainer Filip Jicha und Geschäftsführer Viktor Szilágyi sehen noch mehr Gründe für die Trendwende.
Gerade einmal acht Minuten waren am Sonntag in der Kieler Arena gespielt, als die Zuschauer schon eine Ahnung dafür entwicklen durften, wie die Partie gegen den HSV Hamburg laufen würde: Bellahcene hatte erst in Weltklasse-Manier einen Wurf von Hamburgs Frederik Bo Andersen pariert und kurz darauf auch einen Siebenmeter von Casper Ulrich Mortensen.
"Unfassbar. Wenn ein Torhüter 17 Bälle hält, kannst du einfach nicht gewinnen." Hamburgs Daniel Baijens über Samir Bellahcene
Die Halle kam auf Touren und wurde zur Antriebskraft für die nach drei Liga-Pleiten und Pokal-Aus nicht nur mental angeschlagenen "Zebras": Zahlreiche Spieler hatten wegen eines Infekts unter der Woche flachgelegen, Stammkeeper Tomas Mrkva und Abwehrchef Hendrik Pekeler standen gegen den HSVH nicht zur Verfügung. Nikola Bilyk schaffte es zwar auf die Bank, wurde aber nicht eingesetzt.
Bellahcene mit 17 Paraden Sieg-Garant
Dennoch überstanden die Kieler in der ersten Hälfte eine Schwächephase - vor allem dank Bellahcene, der beim Stand von 14:14 den Rückstand verhinderte und im weiteren Spielverlauf sein Tor nahezu vernagelte. Am Ende schlug für den Franzosen eine beeindruckende Quote von 44,4 Prozent zu Buche, Hamburgs Daniel Baijens brachte es auf den Punkt: "Unfassbar. Wenn ein Torhüter 17 Bälle hält, kannst du einfach nicht gewinnen."
THW-Coach Jicha lobte die "Emotionalität und Willen" des 1,91 m großen wuchtigen Torhüters. Bellahcene selbst gab sich nach seinem Gala-Auftritt bescheiden: "Ich bin hier, um der Mannschaft zu helfen. Wir sind in einer schlechten Phase gewesen, der Sieg war wirklich wichtig. Und ich bin sehr froh darüber", sagte der erst Mitte September nachverpflichtete Keeper dem NDR.
Szilágyi: "Wichtiger Schritt in die richtige Richtung"
Sport-Geschäftsführer Szilágyi zeigte sich ebenfalls erleichtert und sprach von einem "wichtigen Schritt in die richtige Richtung". In einer "außerordentlichen Sitzung" sei die sportliche Lage analysiert worden, erzählte der 45-Jährige und ergänzte: "Ich finde, es ist gegen Hamburg schon sehr viel von dem umgesetzt worden, was wir besprochen haben. Es stimmt mich optimistisch, weil das schon deutlich klarer ausging, als ich es erwartet habe."
Szilágyi warb angesichts des personellen Umbruchs beim THW auch um Geduld. "Wir brauchen Zeit. Natürlich hatten wir auch den einen oder anderen Rückschlag, mit dem wir nicht ideal umgegangen sind, aber das gehört zu einer Entwicklung dazu. Aber trotzdem sind wir überzeugt davon, dass wir die richtigen Jungs im THW-Trikot haben."
Sonderlob für Duvnjak und Ellefsen á Skipagötu
Das sieht auch Trainer Jicha so: "Ich bin froh, dass sich meine Jungs für die geleistete Arbeit in den vergangenen Tagen belohnen konnten. Und ich habe mich gefreut, dass sie Spaß an diesem Prozess hatten und festgestellt haben, dass Handball bunt ist, Fehler und Fehlwürfe erlaubt sind."
"Wir sind überzeugt davon, dass wir die richtigen Jungs im THW-Trikot haben." THW-Geschäftsführer Viktor Szilágyi
Zwei THW-Profis hob Jicha in seiner Spielanalyse besonders hervor: Routinier Domagoj Duvnjak, der im Mittelblock aushalf, und Youngster Elias Ellefsen á Skipagötu, der nach seiner Hereinnahme in der 18. Minute nicht nur mit sieben Treffern, sondern als Ankurbler und Passgeber glänzte. "Und dann kommt da noch ein 21-Jähriger von den Faröer Inseln, dem wir eine klare Struktur an die Hand gegeben haben und der sehr druckvoll gespielt hat", sagte Jicha begeistert.
Jicha: "Gute Laune und Arbeitswillen beibehalten"
Jetzt gelte es, "darauf aufzubauen, dranzubleiben und Schritt für Schritt dafür zu sorgen, dass die Automatismen wieder funktionieren", erklärte Szilágyi mit Blick auf die anstehenden Aufgaben am Mittwoch (20.45 Uhr) in der Champions League gegen KS Kielce und am Sonnabend (16 Uhr) in der Bundesliga beim SC DHfK Leipzig.
Jicha ist zuversichtlich: "Jetzt würde ich gerne die gute Laune und den Arbeitswillen beibehalten, damit den wir den Prozess fortsetzen können. Heute haben alle, auch die jungen Spieler, gezeigt, wie man diesen Verein repräsentieren muss und Spaß dabei haben kann. Das hat mir gut gefallen."