THW Kiel wirft sich gegen HSV-Handballer Frust von der Seele
Rekordmeister THW Kiel hat im Bundesliga-Nordduell mit dem Handball Sport Verein Hamburg den Befreiungsschlag geschafft. Nach zuvor vier Niederlagen in Serie auf nationaler Ebene setzten sich die Schleswig-Holsteiner gegen die Hanseaten mit 34:23 (19:15) durch.
Die Mannschaft von Trainer Filip Jicha zeigte gegen den HSVH eine eindrucksvolle Reaktion auf die Pleitenserie. Insbesondere im zweiten Durchgang waren die "Zebras" im Vergleich zu ihren vergangenen Auftritten nicht wiederzuerkennen. Der THW spielte sich in einen Rausch und gewann auch in der Höhe verdient gegen nach der Pause allerdings auch indisponierte Gäste.
"Ich bin froh, dass wir heute gewonnen haben. Das war ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Jicha dem NDR. Es habe ihm gefallen, wie das Team in der schwierigen Situation "zusammengewachsen" sei, führte der Tscheche aus und schloss beinahe philosophisch: "Jeder Misserfolg ist auch eine Möglichkeit, besser zu werden. Und das ist unsere Aufgabe und Pflicht, dass uns das gelingt."
Hamburgs Mortensen bester Schütze
Herausragender Akteur bei den Hausherren war Keeper Samir Bellahcene. Der Franzose entschärfte 17 Würfe. "Ich bin hier, um der Mannschaft zu helfen. Wir sind in einer schlechten Phase gewesen, der Sieg war wirklich wichtig. Und ich bin sehr froh darüber", erklärte Bellahcene dem NDR. Im Angriff glänzte sein Teamkamerad Niclas Ekberg mit neun Toren.
Damit war der Schwede allerdings nicht erfolgreichster Schütze des Spiels: Hamburgs Casper Mortensen gelangen sogar noch zwei Treffer mehr.
THW geht durch Wellenbad der Gefühle
Der krisengeschüttelte THW spielte auch im Nordduell zunächst auf der Klaviatur der Emotionen. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase zog das Jicha-Team Mitte des ersten Abschnitts erstmals auf fünf Tore davon (10:5/14.). Der Vorsprung hätte den "Zebras" Selbstbewusstsein geben können. Doch die sportlichen Nackenschläge der Vorwochen haben bei den Kieler Spielern Spuren hinterlassen.
Einige unglückliche Aktionen genügten, um wieder Nervosität aufkommen zu lassen. Zudem wussten sich die Hamburger, die zuvor fünf Pflichtspiele in Serie gewonnen hatten, zu steigern. Ihnen gelang durch Andreas Magaard der 14:14-Ausgleich (25.). Das Momentum schien nun auf der Seite der Mannschaft von Coach Torsten Jansen zu sein.
Kiel-Keeper Bellahcene überragend
Doch in der Schlussphase des ersten Durchgangs ging den Gästen plötzlich die zuvor gezeigte Sicherheit in ihren Aktionen verloren. Der THW warf bis zur Halbzeit eine Vier-Tore-Führung (19:15) heraus und konnte mit einem guten Gefühl in die Kabine gehen. Großen Anteil daran hatte der nachverpflichtete Keeper Bellahcene. Der Franzose entschärfte in den ersten 30 Minuten acht Würfe des HSVH. Auf der Gegenseite waren weder Jens Vortmann noch Johannes Bitter ein Faktor für die Gäste.
"Zebras" spielen sich in einen Rausch
Bellahcene blieb auch nach dem Seitenwechsel ein überragender Rückhalt für das Jicha-Team, das allerdings insgesamt in der Deckung viel besser harmonierte als in den vorigen Begegnungen. Das Resultat einer sehr konzentrierten und kompakten Abwehrleistung war eine 25:18-Führung nach 42 Minuten. Als Ekberg dann sogar in Unterzahl - Eduardo Gurbindo Martinez saß eine Zwei-Minuten-Strafe ab - per Siebenmeter auf 27:19 erhöhte (47.), war die Vorentscheidung in der Ostseehalle gefallen. Nun spielten sich die "Zebras" noch mehr in einen Rausch und konnten sogar auf 30:19 davonziehen (51.).
Dass dieses Team in einer veritablen Krise steckte, es war in Anbetracht der Leistungsexplosion im zweiten Durchgang fast unvorstellbar. Allerdings: Die Hamburger waren an diesem Nachmittag auch ein dankbarer Gegner zur Frustbewältigung. Sie blieben weit unter ihren Möglichkeiten.