SG-Kapitän Johannes Golla © Imago / Eibner

Wundertüte European League: Flensburg und Kiel wollen nach Hamburg

Stand: 07.10.2024 11:37 Uhr

Mit dem Start der Handball-European-League betreten die SG Flensburg-Handewitt und der THW Kiel am Dienstag Neuland. Kein Champions-League-Glanz und dafür unbekannte Gegner, das macht den Wettbewerb für die beiden Top-Teams zur Wundertüte. Das Ziel ist dennoch Hamburg, wo das Final Four steigt.

von Jan Kirschner

Erstmals seit der Saison 2002/2003 läuft die Champions League, der wichtigste Wettbewerb im europäischen Vereinshandball, ohne schleswig-holsteinische Beteiligung. Stattdessen gehören die Teilnehmer aus dem Norden zu den Favoriten in der am Dienstag startenden European League. Der THW Kiel gewann 2019 den Vorgänger EHF-Pokal und steht nun ebenso wie der Landesrivale SG Flensburg-Handewitt im 32 Teams starken Feld. Als Titelverteidiger peilt die SG erneut das Final Four an, das Ende Mai in Hamburg ausgetragen wird.

"Unsere Herausforderung wird es sein, nach fünf Jahren in der Champions League die European League so anzunehmen, wie sie ist - als einen ernstzunehmenden internationalen Wettbewerb." THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi

Zunächst müssen kleinere Brötchen gebacken werden - gegen ziemlich unbekannte Gegner. Den Auftakt in der Gruppe G bestreiten die Flensburger am Dienstag um 18.45 Uhr gegen den MRK Sesvete - keine 48 Stunden nach dem Abpfiff der Bundesliga-Partie in Gummersbach (29:29). "Gut, dass wir nach dem Spiel ein paar Stunden mit dem Bus brauchten, denn so hatte ich genug Zeit, diese Mannschaft zu analysieren", sagte SG-Trainer Nicolej Krickau.

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Der Wettbewerbs-Neuling aus der kroatischen Hauptstadt Zagreb kommt mit einem Team, das aus vielen Eigengewächsen und wenigen einheimischen Routiniers besteht. Der bekannteste Akteur von Sesvete steht an der Seitenlinie: Trainer Igor Vori spielte in seiner langen Karriere für Top-Clubs wie RK Zagreb, FC Barcelona oder Paris Saint-Germain HB und errang mit dem HSV Hamburg 2013 sogar den Titel in der Champions League. "Für alle meine Spieler wird das Spiel in Flensburg das größte ihrer Karriere und eine große Erfahrung", so Vori.

Tatabanya Flensburgs stärkster Konkurrent

Die Flensburger gelten als klarer Favorit, wie auch gegen Banik Karvina. Auch beim tschechischen Meister ist der Coach das prägende Gesicht: Michal Bruna, der einst beim Stralsunder HV, bei Empor Rostock und den Füchsen Berlin unter Vertrag stand.

Der stärkste Kontrahent für Flensburg dürfte Tatabanya KC sein. Die aktuelle Nummer drei der ungarischen Liga beschäftigt Profis aus zehn verschiedenen Nationen, unter anderem den deutschen Ex-Nationalspieler Christian Dissinger. Neuer Trainer ist der Spanier Cristian Ugalde, der einst mit Barcelona die Champions League gewann und für die TSV Hannover-Burgdorf auflief. "Tatabanya hat definitiv eine größere internationale Erfahrung als die anderen beiden Gegner", erklärte SG-Rückraumass Mads Mensah. "Aber wenn wir unser Top-Niveau erreichen, sollten wir auch diese Mannschaft schlagen."

THW Kiel startet gegen BM Torrelavega

Der THW Kiel steigt in der Gruppe E der European League nach zuletzt fünf Jahren in der Champions League am Dienstag (20.45 Uhr) gegen BM Torrelavega ein. Ein spanischer Aufsteiger, der in Angel Fernandez Perez einen erfahrenen Linksaußen aufbieten kann. Mit Kielce und Barcelona war Perez einst in der Champions League unterwegs. Drei Brasilianer und zwei Slowaken im Kader unterstreichen den professionellen Anspruch des Clubs aus Nordspanien.

Nexe wohl stärkster Gegner, Vojvodina mit Djordjic

Der stärkste Gegner ist vermutlich der RK Nexe. In der kroatischen Kleinstadt spielen einige international bekannte Profis, darunter Kreisläufer Kresimir Kozina, der einst für Flensburg und bis zu diesem Sommer für Göppingen auflief. Beim HC Vojvodina hat das ehemalige THW-Rückraumass Marko Vujin als Vize-Präsident eine zentrale Rolle übernommen. Der bekannteste Handballer beim Verein aus dem serbischen Novi Sad ist Petar Djordjic, der von 2010 bis 2017 für Flensburg und Hamburg auflief.

"Konkurrenz in diesem Wettbewerb stärker geworden"

"Es wird ein langer Weg. Wir haben es in der Gruppenphase mit drei Mannschaften zu tun, gegen die wir noch nie gespielt haben", sagte THW-Kapitän Domagoj Duvnjak. "Überhaupt ist die Konkurrenz im Vergleich zu unserem letzten Erfolg 2019 in diesem Wettbewerb stärker geworden."

Er und seine Teamkameraden sind in den nächsten Wochen mit anderen Reisezielen, Gegnern und Abläufen als in der Vorsaison konfrontiert. "Unsere Herausforderung wird es sein, nach fünf Jahren in der Champions League die European League so anzunehmen, wie sie ist - als einen ernstzunehmenden internationalen Wettbewerb, der sich seit unserem Titel 2019 enorm weiterentwickelt hat", erklärte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi: "Es ist unser Traum, am Final Four in Hamburg teilzunehmen."

Fans fremdeln mit der European League

Auch die Fans müssen sich umstellen, die Nachfrage nach Vorrunden-Tickets ist eher überschaubar. Die Geschäftsstelle lässt sich etwas einfallen, hat das Spiel gegen den HC Vojvodina am 26. November zum "Tag der Vereine" ausgerufen und so bereits 1.500 Karten an andere Handball-Mannschaften verkauft. Auch in Flensburg bleibt der große Ansturm aus. Die unbekannten Gegner und der nicht sonderlich geliebte Spieltermin am Dienstag werden die "Hölle Nord" wohl nur zur Hälfte füllen.

Erster und Zweiter ziehen in Hauptrunde ein

Die Vorrunde mit ihren sechs Spieltagen soll für die beiden Nordvertreter auch nur eine Durchgangsstation sein. Als Erster oder Zweiter geht es weiter in die Hauptrunde, wo auf die Flensburger zwei Teams aus der Staffel H warten würden.

Dort tummeln sich der IK Sävehof (Schweden), FH Hafnarfjördur (Island), Fenix Toulouse (Frankreich) und der VfL Gummersbach. "Das ist die schwerste Gruppe im Wettbewerb", meint SG-Coach Krickau. "Es ist daher wichtig, dass wir vier Punkte gegen den Zweiten unserer Gruppe mitnehmen."

Ähnlich dürften es die "Zebras" sehen. Denn sie würden ab Februar auf zwei Vereine der durchaus knackigen Staffel F treffen, in die MT Melsungen, der FC Porto, Vardar Skopje und Valur Reykjavik gelost wurden.

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 08.10.2024 | 22:17 Uhr

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