DFB-Pokal: Hier sollen St. Pauli, Wolfsburg und Hansa Rostock stolpern
Im DFB-Pokal wollen die Fußball-Amateurvereine die Proficlubs aus dem Norden ärgern. St. Pauli erwartet Löcher im Rasen, Hansa Rostock trifft auf die Nachspielzeit-Experten, Holstein Kiels Gegner gewann gerade 32:0. Die Duelle im Überblick.
Atlas Delmenhorst - FC St. Pauli
Am Millerntor sind die Kiezkicker das beste Grün der Liga gewöhnt, beim niedersächsischen Oberligisten kneift man in Sachen Rasenpflege vor dem Pokalspiel beide Augen zu. "Hier sind ein paar Löcher im Platz, die werden wir nicht flicken", sagte Atlas-Sportchef Bastian Fuhrken lachend im Interview mit Radio Bremen: "Das lassen wir so, bis St. Pauli kommt" (heute, 15.30 Uhr, im NDR Livecenter).
Fabian Hürzeler, der Coach der Hamburger, will sich davon nicht beeindrucken lassen. "Egal, ob er schlecht oder gut ist. Der Rasen wird nie eine Ausrede für unser Spiel sein", sagte Hürzeler. Mit dem Untergrund im Stadion an der Düsternortstraße ist der 30-Jährige aber nicht unzufrieden. "Ich habe den Platz gesehen. So schlecht sieht er nicht aus."
St. Paulis Luca Günther, gerade erst mit einem Profivertrag ausgestattet, spielte als Kapitän der U23 erst vergangene Saison gegen Atlas Delmenhorst. Auch Hauke Wahl trifft auf einen alten Bekannten: Der Oberligist wird von Dominik Schmidt trainiert, der einst mit Wahl die Innenverteidigung bei Holstein Kiel gebildet hatte. "Er hat mir direkt nach der Pokalauslosung geschrieben, dass wir es dann endlich schaffen, uns mal wiederzusehen." Eine zusätzliche Motivation ist das Wiedersehen allemal: Eine Niederlage würde er sich "wahrscheinlich jahrelang anhören müssen", so der 29-Jährige.
TuS Makkabi Berlin - VfL Wolfsburg
Ganz egal, wie das Spiel gegen Bundesligist VfL Wolfsburg (Sonntag, 15.30 Uhr, im NDR Livecenter) ausgeht: Makkabi Berlin hat schon Geschichte geschrieben. Erstmals tritt ein jüdischer Verein in der Hauptrunde des DFB-Pokals an. "Was wir da am 13. August erleben werden, ist für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland und auch über die Grenzen hinaus schon jetzt und unabhängig vom Ergebnis ein unfassbarer Erfolg", sagte Michael Koblenz, Sportvorstand des Berliner Oberligisten.
Auch Makkabi setzt auf einen holprigen Untergrund: "Es wäre gut, wenn der Platz einen Tag vorher ein bisschen umgepflügt werden würde", sagt Trainer Wolfgang Sandhowe. "Es wäre gut, wenn es zu Beginn des Spiels volle Pulle hagelt und regnet. Und das Wichtigste ist: Die müssen uns unterschätzen. Rennen und kämpfen tun wir."
Für den 70-Jährigen war der Sieg im Landespokal ohnehin bereits das Größte: "Ich trinke normalerweise keinen Alkohol. Es sei denn, Hermann Gerland kommt mal, dann trinke ich mit ihm einen Whiskey-Cola. Aber ich habe den Jungs gesagt: Wenn wir den Pokal holen, dann saufe auch mal einen. Ich habe nur meine Frau gebeten, dass sie mich festhält, falls ich umfallen sollte. Der Abend war einfach fantastisch." Sandhowe war 1994/1995 unter Gerland Co-Trainer beim 1. FC Nürnberg.
FSV Frankfurt - Hansa Rostock
Diesen Gegner darf der Zweitligist aus Rostock nie abschreiben: Zum Saisonauftakt in der Regionalliga Südwest kassierten die Frankfurter am Dienstagabend gegen den TSV Schott Mainz in der 90. Minute das 1:3 - gewannen am Ende aber noch mit 4:3! Drei Tore nach Ablauf der regulären Spielzeit: Das schaffte selbst Hansa nicht beim irren Nachspiel-Wahnsinn in Elversberg. Ausgerechnet die Comeback-Experten treffen jetzt aufeinander.
Bekanntester Profi des FSV ist wohl Aziz Bouhaddouz, der 36-Jährige spielte von 2016 bis 2018 beim FC St. Pauli. Die beiden bislang letzten Duelle zwischen Frankfurt und Hansa endeten mit einem Remis. In der Drittliga-Saison 2016/17 gab es ein 1:1 in Rostock und ein 0:0 in Frankfurt. Am Sonntagabend (18 Uhr, im NDR Livecenter) hingegen wird es einen Sieger geben - und sei es erst im Elfmeterschießen.
FC Gütersloh - Holstein Kiel
Die Ostwestfalen spielen zum ersten Mal seit 24 Jahren wieder im DFB-Pokal. 1999 scheiterte der damalige Zweitliga-Absteiger in der ersten Runde an Energie Cottbus. In der gleichen Saison ging der Club in die Insolvenz, gründete sich als FC Gütersloh 2000 neu und stieg in diesem Sommer in die Regionalliga West auf.
Für sein Pokal-Comeback hat sich Gütersloh so richtig warmgeschossen: Am Dienstag landete der FCG im Westfalenpokal einen fulminanten 32:0 (10:0)-Auswärtserfolg - der Gegner 1. FC Kaan-Marienborn hatte sich vor der Saison freiwillig aus der Regionalliga in die Kreisliga C zurückgezogen. Zweitligist Holstein Kiel sollte heute (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) im Ohlendorf Stadion besonders Güterslohs Grigorijs Degtjarevs im Auge haben: Der lettische Angreifer erzielte neun Treffer.
Norddeutsche Amateure wollen Profis ein Bein stellen
In der 1. Runde stehen außerdem vier norddeutsche Amateurclubs, die auf eine Sensation hoffen. Der TuS Bersenbrück ist bereits am Freitag gegen Borussia Mönchengladbach ausgeschieden.
Heute spielt der FC Oberneuland gegen den 1. FC Nürnberg (15.30 Uhr, im NDR Livecenter), für den Bremen-Ligisten ist es das erste Pflichtspiel der Saison.
Der Hamburger Pokalsieger Teutonia Ottensen darf zeitgleich vor großer Kulisse spielen. Im Millerntorstadion von St. Pauli trifft der Regionalligist auf Bayer Leverkusen (15.30 Uhr, im NDR Livecenter). "Wir rechnen mit 11.000 bis 12.000 Zuschauern", sagte der Sportliche Leiter und Clubvorsitzende Liborio Mazzagatti. Beim Rostocker FC wird man neidisch auf die Besuchereinnahmen von Ottensen blicken, gegen den 1. FC Heidenheim (Sonntag, 13 Uhr, im NDR Livecenter) werden nur etwa 2.500 Fans erwartet. Der klamme Oberligist hätte das Geld gut gebrauchen können.