Altonas Ausnahmefußballer: Adolf Jäger
Damaligen Formen der Fußball-Kommerzialisierung hingegen verweigerte Jäger sich keinesfalls. Offenbar hatte er ein Auto und konnte es sich leisten, Angebote anderer Vereine abzulehnen - eines soll gar aus dem brasilianischen Sao Paulo eingegangen sein. Jüngere Nachforschungen legen nahe: Fußballkönner wie er wurden auch in der Weimarer Republik schon nicht schlecht bezahlt, bekamen lukrative Jobs oder wurden mit einem Neuwagen zum Vereinswechsel überredet. Der Zeitaufwand eines Topspielers sei angesichts der seinerzeit üblichen Arbeitszeiten - nicht selten zwölf Stunden täglich - ohne Zuwendungen gar nicht zu leisten gewesen, mutmaßt auch Mohrhof. Die Zahlungen der Gönner müssen unterm Tisch erfolgt sein - jede Form von Profitum war strikt verboten. Erst Ende der Zwanziger wurden vergleichsweise lächerliche Aufwandsentschädigungen legalisiert.
Jäger streifte sich noch bis in die 30er-Jahre immer mal wieder den schwarz-weiß-roten Dress über - der endgültige Abschied schien ihm schwerzufallen. Die Sportjournaille würdigte zwar weiterhin seine Spielkunst, Anmerkungen zu altersbedingten körperlichen Mängeln begannen sich aber zu häufen. Dass es mit dem Auströpfeln der Karriere auch gesellschaftlich mit ihm berab ging, ist Spekulation. Als Indiz dafür darf aber herhalten, dass Familie Jäger 1929 in eine SAGA-Sozialwohnung am Lunapark zog. Seine Firmenbeteiligungen waren zu dem Zeitpunkt vorbei. Zeitweise trainierte er noch die Altonaer Ligamannschaft, durchaus erfolgreich.
Bomben-Tod auf dem Altonaer Fischmarkt
Am 21. November 1944, nach einer Hamburger Bombennacht, führt Adolf Jäger, angeblich inzwischen Polizeibeamter mit Luftschutz-Aufgaben, einen Sanitätstrupp auf dem Altonaer Fischmarkt zu einem verschütteten Tiefbunker. Eine Spätzünder-Fliegerbombe explodiert und setzt seinem Leben ein Ende. Ein paar Monate zuvor noch hatte ihn sein AFC mit der Umbenennung des Bahrenfelder Fußballplatzes in "Adolf-Jäger-Kampfbahn" geehrt. In der Festschrift zum 60.Vereinsjubiläum heißt es im heute gewöhnungsbedürftigen Nachkriegs-Sound: "… jeder, der etwas von dem Lebensweg dieses großen Amateursportsmannes weiß, ist Zeuge dafür, daß diese Ehrung den Namen Adolf Jäger von Generation zu Generation weitertragen wird. Für alle heutigen und späteren Clubmitglieder und insbesondere die Aktiven ist der Name dieser Kampfbahn ein Fanal, ein Aufruf, es dem Manne, der jetzt unweit des Volkspark-Stadions den ewigen Schlaf schläft, gleich zu tun: an Leistung und Gesinnung. … Und, wenn Frau Agnes Jäger ihren Adolf und ihren Rolf besucht, dann kann sie jedesmal berichten, daß Glanz über dieser Stätte ihres Lebens liegt, über der Adolf-Jäger-Kampfbahn."
- Teil 1: Mehr als 2.000 Tore in 700 Vereinsspielen
- Teil 2: Tabakladen, Herrenbekleidung, Anzeigengeschäft
- Teil 3: Kein Fußball für 'nen Appel und ein Ei