Holstein Kiel: "Fester Glaube", dass Trainer Werner bleibt
Nach dem verpassten Aufstieg ist vor der nächsten Zweitliga-Saison. Bei Holstein Kiel laufen die Planungen bereits auf Hochtouren. In drei Wochen steht bei den "Störchen" schon der Vorbereitungsstart an.
"Wir werden alle die Enttäuschung erst mal verarbeiten müssen", sagte Trainer Ole Werner nach dem 1:5 gegen Köln und den geplatzten Bundesliga-Träumen. Der 33-Jährige kündigte Gespräche mit dem Club an: "Da wird man sicher die Saison Revue passieren lassen und einen Ausblick geben, was der Verein in der nächsten Saison vorhat - und auch, was ich vorhabe."
Der Kieler Erfolgsgarant befeuerte mit seiner Antwort auf Fragen nach seiner Zukunft die Spekulationen um einen Abgang - Werder Bremen soll sehr interessiert sein. Die Trainerfrage ist zentral, doch die Kieler haben weitere Baustellen zu beackern. Im Interview mit NDR 1 Welle Nord sprach Geschäftsführer Wolfgang Schwenke über...
... die Zukunft von Coach Werner
"Wir sind ständig mit Ole im Austausch - und er hat noch ein Jahr Vertrag. Er hat hier eine tolle Entwicklung genommen. Wir haben ihn aufgebaut von der B-Lizenz zur A-Lizenz bis zum Fußball-Lehrer. Ich glaube, Ole weiß, was er an diesem Verein hat. Und wir wissen auch, was wir an ihm haben. Natürlich hat er Begehrlichkeiten geweckt, das kennen wir.
Wer Ole kennt: Er hat alles in die Waagschale gelegt. Er ist ein sehr emotionaler und tiefgründiger Mensch. Seine Antwort war überlegt, in ihr war aber auch Traurigkeit mit drin. Wir haben in vier Jahren Zweiter Liga schon einige Erfahrungen sammeln dürfen, als Trainer gegangen sind. Aber die würde ich anders einschätzen als Ole. Wir sind festen Glaubens daran, dass Ole Werner auch in der neuen Saison noch unser Trainer sein wird."
... die Finanzen von Holstein Kiel
"Unsere Einnahme-Ausfälle belaufen sich auf 150.000 bis 200.000 Euro pro Heimspiel. Corona hat den Fußball hart getroffen. Im letzten Jahr gab es schon 20 Prozent weniger Fernsehgeld. Jetzt gibt es für alle noch mal 20 Prozent weniger. Wenn man bei uns von 13 Millionen Euro ausgeht, sind das noch mal 2,6 Millionen Euro weniger. Es ist eine Herausforderung, konkurrenzfähig zu sein, wenn man wirtschaftlich gesund plant.
Wir sind nicht bereit, hohe finanzielle Risiken einzugehen. Wir sind ja nicht nur ein Sportverein an sich, sondern haben auch Mitarbeiter und das Team hinter dem Team. Für die haben wir auch eine Verantwortung. Wir werden nicht wie viele andere Vereine über unsere Verhältnisse leben.
In dieser Saison hat es uns gerettet, dass wir bis ins Pokal-Halbfinale gekommen sind. Das Pflaster konnten wir auf viele Wunden kleben. Wir müssen gucken, wie wir diesen Überschuss auch noch auf die neue Saison verteilen. Der Etat wird auf einem ähnlichen Niveau wie in diesem Jahr sein."
... schwerwiegende Abgänge und mögliche Zugänge
"Manager Uwe Stöver muss ordentlich am Kader herumbasteln. Wir sind handlungsfähig, er kann also in die Gespräche reingehen. Aber wir sind nicht der Verein, der die Millionen-Transfers macht. Wir haben in den letzten Jahren gezeigt, dass wir Spieler entwickeln können. Für viele Leute sind wir eine gute Adresse. Damit haben wir gute Erfahrungen gesammelt.
Es ist unsere Herausforderung, dass wir manche Leute nicht halten können, weil wir finanziell nicht so ausgestattet sind, dass wir jedes Angebot mitgehen können. Wir müssen Spieler finden, die vielleicht noch besser sind oder eine andere Art haben als die Abgänge. Aber man muss schon sagen, dass Jae-sung Lee einfach sportlich und auch menschlich 1A ist und super in unser System reingepasst hat. Und auch Janni Serra zu ersetzen, wird nicht einfach. Uwe muss im Rahmen unserer Möglichkeiten die passenden Puzzlestücke finden."
... die große Konkurrenz in der neuen Saison
"Ich finde es nicht selbstverständlich, dass Holstein Kiel in der zweiten Bundesliga spielt, auch wenn es jetzt schon das fünfte Jahr ist. Wir sind da immer noch sehr vorsichtig und demütig - die neue Saison wird zudem noch mal herausfordernder. Es ist Wahnsinn, was da auf uns zukommt. Nicht nur die Clubs, die von oben runterkommen (Anm.d.Red.: Werder Bremen und Schalke 04), sondern auch die, die hochkommen - mit Rostock, mit Dresden und auch noch Ingolstadt. Dazu so klangvolle Namen wie der HSV, Hannover und auch Nürnberg. Das wird für die Zuschauer begeisternd sein. Wir wollen natürlich auch eine Rolle spielen und zumindest nichts mit dem Abstieg zu tun haben.
Wir werden wieder versuchen, das Messer zwischen die Zähne zu nehmen und uns in die Saison reinzubeißen und zu kämpfen. Aber ich kann nur davor warnen zu erwarten, dass wir gleich wieder die Spitzenplätze angreifen."