DFB-Pokal: Borussia Dortmund lässt Kieler Finalträume brutal platzen
Bitterer hätte das erste DFB-Pokal-Halbfinale der Vereinsgeschichte für Holstein Kiel nicht laufen können. Eine bärenstarke Borussia aus Dortmund riss den Fußball-Zweitligisten mit einer 5:0-Klatsche brutal aus allen Finalträumen. Im Endspiel trifft der BVB nun auf RB Leipzig, das Werder Bremen rausgeworfen hatte.
Fin Bartels war sichtlich angefressen nach der Vorführung. "Vielleicht dachten wir, wir spielen hier ein bisschen mit. Dann kriegst du das 1:0, 2:0 und hast da natürlich eine Truppe, die Kicken kann ohne Ende und ein bisschen im Rausch ist", sagte Kiels Flügelflitzer im Sportschau-Interview. "Aber trotzdem musst du dich mehr wehren."
Sein Trainer Ole Werner war da deutlich milder gestimmt und blickte direkt nach dem Schlusspfiff schon Richtung Bundesliga-Aufstiegskampf: "Jetzt geht es darum, in der Liga alles daran zu setzen, dass wir im nächsten Jahr wiederkommen dürfen."
"Uns wurden ganz klar die Grenzen aufgezeigt. Dennoch haben meine Jungs eine sensationelle Pokal-Saison gespielt." Kiels Trainer Ole Werner
Den Aufstieg vor Augen, im Pokal sogar den FC Bayern München rausgeworfen und einen Halbfinalgegner vor der Brust, der kurzfristig ohne seinen verletzten Ausnahmestürmer Erling Haaland auskommen musste: Holstein Kiel durfte durchaus hoffnungsvoll in das Semifinale beim Tabellenfünften der Ersten Liga gehen. Doch was sich dann in den ersten 45 Minuten im BVB-Stadion abspielte, war schon fast tragisch.
Eine Viertelstunde spielten die "Störche" gut mit, präsentierten sich auf Augenhöhe, ehe Marco Reus und Co. den Borussia-Brummkreisel anwarfen und damit alle Kieler Dämme brachen. Zweimal Giovanni Reyna (16., 23.), Reus selbst (26.), Thorgan Hazard (32.) und Jude Bellingham (42.) - mit einem 0:5 im zentnerschweren Rucksack schlichen die Norddeutschen in die Kabine und mussten konstatieren: Ein BVB in dieser Spiellaune und mit diesem Überfluss an Talent auf dem Platz ist eine Nummer zu groß.
Sicherlich: Die Kieler waren bei vielen Aktionen zu weit weg von ihren Gegenspielern, hätten sich mehr wehren können. Doch unterm Strich zeichnete vor allem die Klasse der Dortmunder für das Ergebnis nach 45 Minuten verantwortlich.
Werner schont Kräfte für den Aufstiegskampf
So bitter es aus Sicht der Gäste war: Die Partie war gelaufen und Werner reagierte. Er nahm zur zweiten Hälfte Jannik Dehm und Fabian Reese raus und brachte Phil Neumann und Finn Porath. Reese war Kiels bester Mann im ersten Durchgang, hatte nach 27 Minuten den Pfosten getroffen. Werner wird womöglich an das bereits am Dienstag (18.30 Uhr, im NDR Livecenter) anstehende Liga-Heimspiel gegen den SV Sandhausen gedacht haben, in dem mit einem Sieg der Sprung auf Relegationsrang drei winkt. Die Auswechslungen von Bartels (68., Joshua Mees) und Jae-sung Lee (76., Benjamin Girth) waren weitere Zeichen für die Marschroute: alle Kraft in den Aufstiegskampf.
Kiels Serra verletzt vom Platz
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Partie längst Trainingsspiel-Charakter unter der Maßgabe: bloß keine Verletzungen riskieren. Bitter für den BVB: Mateu Morey verletzte sich trotzdem ohne Einwirkung des Gegners schwer am Knie, schrie vor Schmerzen und musste von den Sanitätern vom Platz getragen werden. Auf Kieler Seite war in der ersten Hälfte bereits Janni Serra verletzt vom Feld gegangen. Ein Ausfall des Stoßstürmers im Saisonfinale würde die "Störche" hart treffen. Für den Schlussspurt in der Liga muss die Werner-Mannschaft die Vorführung in Dortmund so schnell wie möglich abhaken.