Braunschweig - Hannover: Corona zum Trotz ein besonderes Spiel
Für die einen geht es um Punkte gegen den Abstieg, die anderen haben den Aufstieg noch nicht abgehakt: Das Niedersachsen-Derby heute zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 hat große sportliche Brisanz - auch ohne Fans im Stadion.
"Wir sind bereit für das Derby und wissen um die Bedeutung dieses Spiels", sagte 96-Kapitän Dominik Kaiser im NDR 2-Bundesligashow-Podcast und erklärte das Duell (ab 13 Uhr im Livecenter bei NDR.de) auch gleich zum "Schlüsselspiel". Bei aktuell sieben Punkten Rückstand zu Aufstiegsplatz zwei sind weitere Fehltritte tabu. Um wirklich noch mal "oben anklopfen" zu können, "wollen wir nach dem Heimsieg gegen Osnabrück jetzt auswärts nachlegen".
Das fordert auch Trainer Kenan Kocak: "Es ist ein besonderes Spiel, das wissen wir: für die Fans, für die Stadt, für den Verein. Wir sind richtig heiß auf das Derby." Sein Braunschweiger Kollege Daniel Meyer erwartet mit Hannover einen schweren Gegner: "Wir werden alles reinwerfen. Wir haben danach noch einige schwere Spiele zu bestreiten. Es wäre ein schöner Zwischenschritt und würde uns nochmal einen Schub für den Rest der Saison geben."
Beim Hinspiel, das die "Roten" in der heimischen Arena mit 4:1 für sich entschieden, waren noch 7.300 Zuschauer live vor Ort dabei. Das "Derby-Gefühl", wie Kaiser es nennt, dort hautnah mitzuerleben, "ist gerade für uns neue Spieler sehr, sehr wichtig" gewesen, um den Stellenwert dieses Spiels richtig einzuschätzen. "Natürlich ist es sehr schade, dass die Fans gerade außen vor sind und nicht dabei sein können." Gerade die Hannoveraner im 96-Aufgebot würden allerdings jetzt dafür sorgen, dass im Team die richtige Stimmung herrsche.
Bratmann: "Räumlich getrennt - im Herzen vereint"
Trotz der Corona-Auflagen hatten in Braunschweig Anfang der Woche rund 200 Fans die Nähe der Mannschaft gesucht und die Spieler im Innenraum des Stadions vor der Südtribüne lautstark angefeuert. Eine Aktion, die vom Verein offiziell weder initiiert worden war noch gutgeheißen wurde. "Es ist schon so, dass uns der Kontakt zu den Fans fehlt und dass das von der Geste her eine schöne Sache war. Im Moment ist das aber natürlich schwierig. Darauf sollte man in Pandemie-Zeiten eher verzichten", sagte Trainer Daniel Meyer.
"Das soll eigentlich nicht sein. Aber tief im Herzen war es auch mal ganz nett und trotzdem gut, wieder ein bisschen Kontakt zur Fanszene zu haben. Ich gehe davon aus, dass es dem Einzelnen auch noch einen Schub gibt." Daniel Meyer
Christoph Bratmann war zuvor deutlicher geworden: "Aktuell gilt ganz einfach das Motto: Räumlich getrennt - im Herzen vereint", betonte der BTSV-Präsident und ermahnte die Club-Anhänger vor dem ersten Geister-Derby: "Ein Niedersachsen-Derby ohne Fans im Stadion konnten und wollten wir uns vor Corona alle nicht vorstellen. Leider ist in diesen Zeiten vieles anders und aktuell steht der Gesundheitsschutz richtigerweise über allem."
Die Polizei ist auf jeden Fall alarmiert. Ein Sprecher kündigte an, dass die Einsatzkräfte sofort einschreiten würden, sollten sich am Sonnabend rund um das Niedersachsenderby auch nur kleine Gruppen bilden. Die Polizei sei deshalb auch im engen Austausch mit den Vereinen und Fanbeauftragten.
Kaiser: "Wir werden heiß sein - das ist schon mal sicher"
Dass sich die Braunschweiger Fans nicht darauf beschränkten, das eigene Team anzufeuern, sondern auch den Rivalen aus Hannover zu beleidigen, lässt Dominik Kaiser kalt. "Ich gehe davon aus, dass die Truppe heiß sein wird gegen uns. Aber das ist normal. Das werden auch wir sein - das ist schon mal sicher", unterstrich der 32-Jährige. "Es wird auf dem Platz entschieden, wer die drei Punkte bekommt. Am Samstag zählt's und da wollen wir da sein."
Braunschweigs Hoffnungsträger heißt Ji
Während Kaisers Team mit dem 1:0-Erfolg gegen den VfL eine gelungene Generalprobe hingelegt hat, treten die "Löwen" nicht gerade mit einer breiten Brust an. Durch das 1:3 in Kiel steht das Team von Trainer Daniel Meyer wieder auf einem direkten Abstiegsplatz. Dem Coach war es nach dem 0:3 zur Pause "wichtig, dass wir eine Reaktion gezeigt haben" und sich das Team nicht abschießen ließ.
Anteil am glimpflichen Ausgang des Nordduells hatte nicht zuletzt ein Last-Minute-Neuzugang. "Wir haben ein gutes Debüt von Dong-won Ji gesehen. Da gewinnen wir noch mal Qualität dazu. Das ist sicherlich ein Hoffnungsschimmer", sagte Meyer dem NDR auch mit Blick auf das Derby. Der südkoreanische Stürmer ist auf Leihbasis von Bundesligist Mainz in die Löwenstadt gekommen - und könnte ein Faustpfand im Kampf gegen Abstieg, aber auch schon im Derby sein.
Mögliche Aufstellungen:
Braunschweig: Fejzic - Wiebe, Behrendt, Nikolaou, Schlüter - Wydra, Ben Balla - Ji, Kroos, Kaufmann - Proschwitz
Hannover: Esser - Muroya, Franke, Hübers, Hult - Kaiser, Bijol - Twumasi, Haraguchi, Sulejmani - Ducksch