Romano Schmid: Familien-Mensch und einer der Besten bei Bremen
Romano Schmid hat sich beim Fußball-Bundesligisten Werder Bremen in der Offensive etabliert. Kraft zieht der Österreicher aus seiner Familie. Sein Traum ist der Europacup, an einen Wechsel denkt der 24-Jährige derzeit trotzdem nicht.
Aus dem Schlawiner von einst ist ein bodenständiger junger Mann geworden. Den sprichwörtlichen österreichischen Schmäh trägt Schmid zwar nicht vor sich her, aber den guten Freunden aus der Heimat in der Steiermark mag der quirlige Offensiv-Stratege von Werder Bremen bei seinem Debüt im Sportclub des NDR auch nicht widersprechen: "In gewisser Weise habe ich immer irgendeinen Blödsinn gemacht, aber auch charmant. So kann man es wohl beschreiben."
"Er ist als Fußballer einer, der den Unterschied ausmachen kann." Werder-Trainer Ole Werner über Romano Schmid
Impulsiv ist er wohl noch immer. Auf der einen Seite ein "herzensguter Mensch" auf der anderen "sehr emotional - und das haben andere auch zu spüren bekommen", sagt er schmunzelnd. "Giftzwerg" wird er bisweilen von Kontrahenten, aber auch vom österreichischen Nationaltrainer Ralf Rangnick genannt. Doch mehr und mehr scheint die Familie Schmid innere Ruhe und Ausgeglichenheit zu schenken. Kurz vor der Europameisterschaft im Sommer brachte Ehefrau Celine Söhnchen Emilio zu Welt. Mit dem dreijährigen Liam sowie Hund und Katze sei die Familie nun komplett.
Werner über Schmid: Mit Schnitzel zum Erfolg
Eigentlich, aber man wisse ja nie, was kommt. "Ich bin froh, dass ich so zwei coole Jungs habe", sagt der 24-Jährige dankbar und stolz zugleich. "Früher war ich sehr emotional und hab' mich oft zwei, drei Tage über Dinge geärgert, die gar nicht nach Hause gehören. Das ist jetzt viel besser."
Was sich auch auf dem Fußballplatz zeigt. "Romano hat viel gearbeitet und deshalb ist die Entwicklung, die er jetzt macht, nur folgerichtig", sagt Werder-Trainer Ole Werner und verrät lächelnd das Erfolgsgeheimnis: "Am Tag vor einem Spiel gibt es ein Wiener Schnitzel."
Kurzes Debüt gegen Stuttgart
Aufgewachsen im beschaulichen Örtchen Vasoldsberg in der Steiermark, führt Schmids fußballerischer Werdegang über Sturm Graz und RB Salzburg Anfang Januar 2019 zu Werder Bremen. Gerade 19 war er geworden und wurde prompt zurück in die österreichische Bundesliga zum Wolfsberger AC "verliehen". Erst zur Saison 2020/2021 stand er im Bundesligakader von Florian Kohfeldt, debütierte am zehnten Spieltag im Weserstadion gegen den VfB Stuttgart (1:2). In den zehn Minuten zeigte sich jedoch, dass dem nur 1,68 Meter großen Schmid körperliche Robustheit fehlte.
Gregoritschs mahnende Worte
Noch heute klingen dem am 27. Januar 2000 geborenen Schmid die mahnenden Worte seines Landsmannes Michael Gregoritsch in den Ohren, der von drei Jahren gesprochen habe, bis er in der Bundesliga angekommen sei. "Was redet der für einen Unsinn", habe er damals gedacht. Ein Fehler, wie Schmid schnell erkannte: "Die Liga hier ist halt ein Riesenschritt im Vergleich zu Österreich."
Aber schon damals wollte er wie heute, wenn die Sprache auf die Champions League kommt, beweisen, dass er "mithalten kann". Werder und die Bundesliga-Konkurrenz hat er längst überzeugt, Österreichs Nationaltrainer Rangnick ebenso, der ihn seit seiner starken EM als Stammspieler nominiert.
Schmid: "Immer noch Baustellen"
"Er ist als Fußballer einer, der den Unterschied ausmachen kann", so Werder-Trainer Werner. Beim 0:1 in Frankfurt gelang Schmid dies am Wochenende weniger gut. Es war nicht unbedingt sein Spiel, weil die komplette Werder-Offensive nicht viel zustande brachte. "Wenn wir etwas mitnehmen wollen, müssen wir die Dinger auch machen", kritisierte Werder-Kapitän Marco Friedl. Und Landsmann Schmid gibt ihm durchaus recht, sieht auch sich in der Pflicht: "Es gibt immer noch Baustellen, an denen ich arbeiten kann und muss."
Unbestritten aber ist, dass Schmid einer der Besten ist im Kader der Grün-Weißen, was nicht zuletzt die Bremer Fans im Vorjahr mit der Ehrung zum "Spieler der Saison" honorierten.
Werder-Trainer Werner: "Ein angenehmer Zeitgenosse"
"In erster Linie geht es um die Leistung auf dem Rasen", sagt Schmid. Wenn das allein einen Führungsspieler ausmacht, würde er sich wohl als solchen bezeichnen. "Ich bin nicht der Spieler, der am meisten redet in der Kabine. Die Worte lasse ich lieber am Platz liegen und versuche, der Mannschaft da zu helfen. Und das gelingt mir im Moment, glaube ich, ganz gut."
Werner schätzt zudem, dass Schmid "nicht nur an sich, sondern auch an die Gruppe denkt." Ein Plus für Verein und Mannschaft, meint der Trainer: "Romano ist ein angenehmer Zeitgenosse, und wir sind alle froh, dass er bei uns ist."
Schmid: "Fühlen uns ins Bremen wohl"
Dies soll offenbar auch so bleiben, obwohl Schmid als einer der wertvollsten Spieler im Kader (5,5 Millionen Euro laut GSN) die chronisch leeren Kassen der Hanseaten mit einem Wechsel durchaus auffüllen könnte. Geplant sei das von beiden Seiten momentan aber nicht. "Meine Familie und ich fühlen uns in Bremen sehr wohl", sagt der 24-Jährige, der seinen Vertrag im April 2022 vorzeitig verlängert hat. "Ich finde es einfach cool, dass bei Werder jeder so dicht bei der Mannschaft ist."
Natürlich sei sein Ziel, irgendwann international zu spielen", so Schmid. Ob das sogar mit Werder klappt, sei dahingestellt. Ob es einen Wechsel wahrscheinlicher macht, will er ebenso nicht beantworten. "Ich sage das, was ich immer sage: Es macht Spaß, hier zu spielen. Die Stadt ist etwas Besonders für mich und meine Familie, und deswegen muss man sich ganz genau überlegen, was Sinn macht."