XXL-Winterpause fordert die Clubs - Schadet sich der HSV?
Die Winterpause ist so lang wie nie. Doch wie damit umgehen? Diese Frage hat auch die norddeutschen Fußball-Bundesligisten beschäftigt - und zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Vor allem der HSV ging mit seiner USA-Reise einen eigenen Weg.
Bis vor Kurzem waren die Dinge so einfach und alles wie gewohnt. Da wurde in der Fußball-Bundesliga und in der Zweiten Liga von Juli und August an Woche für Woche gespielt und kurz vor Weihnachten gingen die Mannschaften in die Winterpause. Klar strukturiert ging es weiter: Kurz nach Neujahr startete die Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte, die meist gegen Ende Januar begann. Es waren unbeschwerte Jahre. Doch dann kam die WM in Katar.
Wie die lange Pause überbrücken?
Die Winter-Weltmeisterschaft im November und Dezember konnte die skandinavischen Fußballverbände kalt lassen, weil dort die Spielzeiten ohnehin anders ausgerichtet sind. Nicht aber Deutschland. Wie also die lange Pause von mehr als zwei Monaten nutzen? Eine zentrale Frage. Nicht nur mit Blick auf die Trainingsbelastung, sondern auch auf die Regeneration.
Bei den norddeutschen Erst- und Zweitligisten geht der Trend zum Block-System - einem Wechsel von Be- und Entlastung über einen Zeitraum von mehreren Wochen. Das bevorzugte Modell: längerer Urlaub, ein bis zwei Wochen Training, eine Woche Urlaub über Weihnachten und Silvester, schließlich Trainingsauftakt mit einem Trainingslager im Süden Europas.
Der Zweitliga-Zweite Hamburger SV tingelte dagegen nach dem Hinrunden-Abschluss erst einmal durch die USA - "auch mit Blick auf Vermarktungsaspekte", wie Sportvorstand Jonas Boldt einräumte. Dafür erhielten die Spieler vier Tage nach der Rückkehr zwar Trainingspläne für daheim, aber auch einen langen Urlaub am Stück - vom 27. November bis Neujahr. Nach dem Trainingsauftakt am 2. Januar geht es neun Tage später ins zweite Trainingslager, diesmal nach Spanien.
Sportwissenschaftler sieht HSV-Modell skeptisch
Sportwissenschaftler Ingo Froböse sieht das HSV-Modell skeptisch. "Ich glaube, dass einzelne Blöcke der bessere Weg sind. Ich verstehe natürlich, dass die Clubs Geld verdienen möchten - Stichwort: Merchandise. Aber das geht leider auf Kosten der Spieler und auch auf Kosten des Effektes eines zielgerichteten Trainings", sagte der frühere Leichtathlet im NDR Interview.
Seine Empfehlung: erst einmal runterkommen und aktiv regenerieren. Anschließend die Grundlagen neu legen und dann an Schnellkraft und der Spritzigkeit arbeiten. "Ich glaube, dass die Vereine, die das so sukzessiv und progressiv aufbauen, mehr Vorteile haben werden."
Man könne die aktive Regeneration zum Erhaltungstraining nutzen. "Und genau das haben die meisten Vereine auch gemacht: ein bisschen noch die Form erhalten, bis zu den Weihnachtstagen ohne Druck runterfahren, und dann direkt nach Weihnachten wieder einsteigen und fast vier Wochen Trainingsaufbau betreiben."
Sportmediziner Dimitris Dalos hält dagegen. "Viele Wege führen nach Rom. Und gerade die längere Pause bietet natürlich auch Optionen, gewisse Dinge zu strukturieren. Jetzt da den einen oder anderen Weg in den Vordergrund zu stellen, ist aus sportmedizinischer Sicht meiner Meinung nach nicht sinnvoll", sagte der Sportmediziner vom Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) in Hamburg, der auch verantwortlicher Arzt am Nachwuchsleistungszentrum des HSV ist, dem NDR.
Beide sind sich aber einig, dass die lange Auszeit eine Chance für Vereine und Profis ist. "Für die verletzten Spieler ist es natürlich vorteilhaft, weil der Druck fehlt und so einfach mehr Zeit zum Auskurieren der Verletzung bleibt", erklärte Dalos.
Dalos: Auch eine psychologische Herausforderung
Nicht zu unterschätzen sei auch der psychologische Aspekt, so Dalos. Wie kommen die Profis mit der ungewohnten Situation klar? "Da muss man natürlich im gesamten Team, ob dann über die Trainer, die Physiotherapie, den Arzt oder gegebenenfalls den Psychologen versuchen, dass man speziell für einen Spieler den besten Weg findet, dass die Motivation zur richtigen Zeit aufs Spielfeld gebracht wird."
Zeigen wird sich das bei den Bundesligisten ab dem 21. Januar. Dann empfängt der VfL Wolfsburg den SC Freiburg, Werder Bremen gastiert beim 1. FC Köln. Hansa Rostock, Holstein Kiel und Hannover 96 starten am 28. Januar in die Rückrunde. Der HSV mit dem etwas anderen Modell trifft einen Tag später im Nordduell auf Eintracht Braunschweig, abends greift dann auch der FC St. Pauli wieder ins Geschehen ein.
Froböse: Besseres Spielniveau nach der langen Pause
Froböse ist überzeugt, dass die XXL-Winterpause das Spielniveau und die Belastungsfähigkeit in den Bundesligen steigern wird. "Davon gehe ich aus, weil wir neues Grundlagentraining betreiben können. Gerade zum Ende der Hinrunde hatten viele ihre Ressourcen verbraucht, und unter Ermüdungserscheinungen tauchen dann Verletzungen auf. Genau das fällt jetzt weg", so der Sportwissenschaftler. "Ich habe also ein Niveau, was ich mir jetzt wieder erarbeiten kann, komme mit größerer Leistungsfähigkeit zurück und reduziere dementsprechend auch meine Verletzungsanfälligkeit."
Die Winterfahrpläne der Nordclubs:
Hamburger SV | |
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USA-Reise | 13.11. bis 23.11. |
Urlaub | 27.11. bis 1.1. |
Trainingsauftakt | 2.1. |
Trainingslager | 11.1. bis 19.1. in Sotogrande (Spanien) |
Hannover 96 | |
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Urlaub | 12.11. bis 27.11. und 10.12. bis 1.1. |
Trainingsauftakt | 28.11. und 2.1. |
Trainingslager | 7.1. bis 15.1. in Belek (Türkei) |
Holstein Kiel | |
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Urlaub | 14.11. bis 15.12. und 23.12. bis 1.1. |
Trainingsauftakt | 16.12. und 2.1. |
Trainingslager | 8.1. bis 15.1. in Oliva Nova (Spanien) |
Hansa Rostock | |
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Urlaub | 14.11. bis 4.12. und 23.12. bis 1.1. |
Trainingsauftakt | 5.12. und 2.1. |
Trainingslager | 5.1. bis 15.1. in Belek (Türkei) |
Eintracht Braunschweig | |
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Urlaub | 14.11. bis 27.11. und 15.12. bis 3.1. |
Trainingsauftakt | 28.11. und 4.1. |
Trainingslager | 14.1. bis 22.1. in Chiclana (Spanien) |
FC St. Pauli | |
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Urlaub | 19.11. bis 8.12. |
Trainingsauftakt | 9.12. |
Trainingslager | 2.1. bis 9.1. in Benidorm (Spanien) |
VfL Wolfsburg | |
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Urlaub | 14.11. bis 30. 11. und 23.12 bis 1.1. |
Trainingsauftakt | 1.12. und 2.1. |
Trainingslager | 5.1. bis 13.1. in Almancil (Portugal) |
Werder Bremen | |
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Urlaub | 21.11. bis 7.12. und 24.12 bis 1.1 |
Trainingsauftakt | 8.12. und 2.1. |
Trainingslager | 2.1. bis 9.1. in der Nähe von Murcia (Spanien) |