Werder-Stadionverbot: Wiese bestreitet vor Gericht rassistische Äußerungen
Der frühere Fußball-Nationaltorhüter Tim Wiese wehrt sich gegen das von seinem Ex-Club Werder Bremen gegen ihn verhängte Stadionverbot. Der 41-Jährige soll im März eine Servicekraft im Weserstadion rassistisch beleidigt haben. Seit Montag wird vor dem Landgericht Bremen verhandelt.
Wiese bestritt am ersten Verhandlungstag, eine Servicekraft rassistisch beleidigt zu haben. "Diese Vorwürfe sind ungeheuerlich", sagte sein Verteidiger am Montag.
Werder Bremen hatte gegen seinen ehemaligen Torwart, der für den Verein zwischen 2005 und 2012 insgesamt 266 Pflichtspiele absolvierte, ein Stadionverbot bis zum Ende des Jahres verhängt. Das will Wiese vor Gericht abwenden. Am Montag aber kam es zu keiner Einigung.
Hat Wiese eine Servicekraft wegen ihrer Hautfarbe beleidigt?
Hintergrund sollen zwei Vorfälle beim Heimspiel gegen Bayer Leverkusen im März gewesen sein. Eine Servicekraft gab vor Gericht an, dass Wiese sie rassistisch beleidigt habe. Die Frau schilderte, wie sie an dem Tag mit einem Tablett in der Hand an Wiese und einem anderen Mann vorbeigegangen sei.
"Ich habe ihn gleich erkannt, weil ich auch ein Fan von ihm bin", sagte die 20-Jährige. Dabei habe sie gehört, dass Wiese sie wegen ihrer Hautfarbe beleidigt habe. "Das hat mich tatsächlich sehr getroffen." Sie habe nach Schichtende ihrem Vorgesetzten davon berichtet und sich erst im Gespräch mit ihrer Mutter wieder beruhigen können.
"Der Verein konnte gar nichts anderes tun." Anwalt von Werder Bremen
Eine andere Servicekraft berichtete von rassistischen Witzen in der Loge, in der sich auch der ehemalige Torwart aufgehalten habe. "Ich war außer mir und war völlig geschockt", sagte die Schülerin. Ob der frühere Werder-Schlussmann selbst sich rassistisch geäußert habe, könne sie allerdings nicht mehr mit Sicherheit sagen.
"Der Verein konnte gar nichts anderes tun", begründetete ein Anwalt von Werder Bremen am Montag das Stadionverbot. Schon in der Vergangenheit hatte sich der Verein von Wiese distanziert, weil er Kontakt zur rechten Szene gehabt haben soll.
Wiese-Anwalt nennt Stadionverbot Willkür
Wiese wehrt sich gegen die Vorwürfe - insbesondere gegen die mutmaßliche Beleidigung der Schwarzen. "Er hat sofort gesagt: Das war ich nicht, das habe ich nicht getan", betonte sein Verteidiger. Das Stadionverbot gegen seinen Mandanten sei willkürlich. Auch rassistische Witze in der Loge habe er nicht gehört und "auch sicher nicht gesagt", sagte der ehemalige Keeper selbst vor Gericht.
Seine 17-jährige Tochter, der Mieter der Loge und ein Freund bekräftigen die Aussage - sie hätten während des gemeinsamen Stadionbesuchs keine rassistischen Äußerungen mitbekommen. "Ich weiß auch nicht, warum Werder versucht, Tim Wiese in die rechte Ecke zu drängen", sagte einer der Zeugen. Sein Verteidiger hatte die vor einiger Zeit eingereichte Klage mit der aus Wieses Sicht mangelnden Aufklärung des Vorfalls durch den Fußball-Bundesligisten erklärt.
Mitte Dezember wird geklärt, wie es weitergeht
Am 13. Dezember will das Gericht mitteilen, wie es in dem Verfahren weitergehen soll. Weitere Zeugen könnten erst Anfang kommenden Jahres gehört werden. Dann wäre das Stadionverbot gegen Tim Wiese ohnehin ausgelaufen - und es ginge nur um das Prinzip und die Kosten des Verfahrens.